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Schläge und Beleidigungen

Der Prozess gegen den mutmaßlichen Vergewaltiger Eric H. steht kurz vor dem Abschluss. Der junge Mann hat sich jetzt über die Haftbedingungen beklagt.

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© Sven Ellger

Von Christoph Springer

Eric H. geht es schlecht im Gefängnis am Hammerweg. Die Haftanstalt im Dresdner Norden ist seit mehr als einem Jahr die aktuelle Adresse des mutmaßlichen Vergewaltigers. Am 7. April kam er hinter Gitter, zwei Anträge auf Haftprüfung hat das Gericht seitdem von ihm bekommen. Beide Male bekam der 22-Jährige keine positive Antwort, und beide Male lautete die Begründung dafür „dringender Tatverdacht“.

Die Attacken, denen der junge Mann im Gefängnis ausgesetzt ist, waren am Montag Thema im Landgericht. Am letzten Verhandlungstag des Vergewaltigungsprozesses berichtete Eric H. von Schlägen, Beleidigungen und davon, dass er im Gefängnis nicht mehr arbeiten darf, um vor den Mithäftlingen geschützt zu werden. So bleiben dem 22-Jährigen weniger als täglich drei Stunden, in denen er seine Zelle verlassen darf. Auch der Gemeinschaftssport ist für ihn jetzt tabu, nachdem er dabei mit einem Holzschläger angegriffen worden ist. „Sie nennen mich Sittenschwein“, sagte der Angeklagte. Im September sei er mit dem Schläger angegriffen worden, Anfang Dezember hat ihm ein anderer Gefangener so heftig ins Gesicht geschlagen, dass H. ein Stück Zahn verloren hat. Und im Januar sei er mit einem Messer bedroht worden.

„Es ist ein Unding, dass die Justizvollzugsanstalt nicht in der Lage ist, ihre Gefangenen vor Mitgefangenen zu schützen“, stellte Richter Andreas Ziegel fest. Und er sagte weiter, das Gericht werde diese Schilderungen bei der Urteilsfindung berücksichtigen. Was er nicht explizit sagte, aber damit andeutete: Eric H. muss mit einer Verurteilung rechnen.

Die vier Plädoyers von Staatsanwältin Liane Pospischil, seiner Verteidigerin Ines Kilian und der zwei Rechtsvertreterinnen seiner Opfer konnte sich Eric H. anhören, ohne dass die Öffentlichkeit zugelassen war. So mussten auch seine Freundin, seine Mutter und der Vater eines seiner Opfer den Saal verlassen. Hintergrund: Während der Beweisaufnahme sind intime Details zur Sprache gekommen. Auch dabei war die Öffentlichkeit unter anderem zum Schutz der Opfer von Eric H. ausgeschlossen. Folglich galt das auch für die Schlussvorträge der Juristen, weil diese Details dabei ebenfalls eine Rolle spielten.

Das Urteil gegen den mutmaßlichen Vergewaltiger wird am kommenden Dienstag um 15.30 Uhr verkündet. Sieht das Gericht seine Schuld als erwiesen an, wird die bisherige Haftzeit angerechnet.