Merken

Schlammfluten bedrohen Wohnhäuser

Um wertvolle Böden geht es in dieser Woche bei der Dresdner Debatte. Soll die Stadt bei Problemen lieber auf neue Baugebiete verzichten?

Teilen
Folgen
NEU!
© Steffen Füssel

Von Bettina Klemm

Für die Mobschatzer war 2005 ein Unglücksjahr: Nach starkem Regen hatten sich regelrechte Schlammfluten von den Feldern auf die Wohnhäuser am Kirchenweg und Martin-Luther-Ring bewegt. Die lehmige Masse drang in die Keller und Erdgeschosse. Ähnliches passierte im vergangenen Jahr erneut.

Matthias Röder vom Dresdner Umweltamt befasst sich speziell mit der Frage der Böden. In Mobschatz handelt es sich um sehr erosionsgefährdeten Lößboden, erklärt er. Wenn die benachbarten Felder im Frühjahr und nach der Ernte im Herbst kaum bewachsen sind, kann starker Regen die Erdoberfläche wegspülen. Das Problem kennen die Dresdner in mehreren Stadtgebieten. Als eine Maßnahme haben sich die Landwirte und das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie auf eine konservierende Bearbeitung des Bodens verständigt. Vereinfacht gesagt, es wird geeggt statt gepflügt. Damit bleiben mehr Pflanzen auf dem Feld. Außerdem wurde in Mobschatz beispielsweise eine „begrünte Rinne“ auf den Feldern angebracht. „Das Problem besteht aber darin, dass diese nach fünf Jahren wieder umgeackert werden muss, damit die Landwirte nicht dauerhaft Ackerland verlieren“, erklärt Bodenfachmann Röder. Um nicht auf den Kosten sitzenzubleiben, müssen die Landwirte Förderanträge stellen.

Am Kirchenweg sind die ersten beiden neuen Häuser 1992 entstanden, vor etwa drei Jahren kamen weitere hinzu. „Wir wollen gern noch 20 bis 25 Einfamilien- und Doppelhäuser bauen“, sagt Projektentwickler Hans-Joachim Kirbach. Aber dazu müssen die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Ist es dort überhaupt vertretbar, neue Häuser zu errichten, fragt hingegen Bodenexperte Röder. Aus seiner Sicht sollten die Pläne aufgegeben werden.

Boden lässt sich nicht vermehren. Rund 33 Prozent des Stadtgebietes werden durch die Landwirtschaft genutzt. 22 Prozent sind Wälder. Für eine Großstadt hat Dresden einen Spitzenwert an unbebauter Fläche. Damit das so bleibt, spielt der Boden in der aktuellen Dresdner Debatte in dieser Woche eine Schlüsselrolle. Zum Schutz der Böden verfolgt die Stadt mehrere Richtungen: So soll mit den Landwirten über eine erosionsmindernde Bewirtschaftung der Felder gesprochen werden. Das betrifft beispielsweise auch die wertvollen Schwarzerde-Vorkommen in der Stadt. Hier schlägt Fachmann Röder Alarm: „Schwarzerden sind unersetzbare kulturelle und landwirtschaftliche Archive. Aber die besterhaltenen Standorte werden derzeit überplant,“

Die Stadt versucht deshalb, neue Baugebiete auf minderwertige Böden zu lenken. Wichtig sind zudem Maßnahmen, um wildabfließendes Wasser zu verhindern. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Renaturierung von Brachflächen. Durchschnittlich zwei Hektar Land können so jährlich wiedergewonnen werden.

Allerdings gehen in der Stadt durch Bodenversiegelung, insbesondere durch Bauvorhaben und Straßenerweiterungen, auch bis zu 15 Hektar Boden verloren. Aktuell wird über den Flächennutzungsplan diskutiert. Dabei geht es auch um die Frage: Braucht Dresden neue Baugebiete? Wenn ja, muss dafür wirklich wertvolles Ackerland am Stadtrand weichen?

Dresdner Debatte

Thema vom 1. bis 5. Juli: Dresden – Ressourcenschonende Stadt
Diskussion in der Info-Box: Dr.-Külz-Ring, 15 bis 19 Uhr und Sonnabend 11 bis 16 Uhr
1. Juli: Ina Helzig vom Klimaschutzbüro zum Thema Energie
2. Juli: Matthias Rothe zum Lärm
3. Juli: Dr. Matthias Röder und Thomas Jakob zu Boden und Hochwasser
4. Juli: Volker Dietz und Michael Holfeld zu Luft und Stadtklima
5. Juli: Wolfgang Socher zum Landschaftsschutzplan
www.dresdner-debatte.de