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Schlechte Zeiten zum Gondeln in Grillenburg

Die Stadt fand bisher keinen neuen Pächter. Dafür löst sich bald ein anderes Problem.

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© Andreas Weihs

Von Stephan Klingbeil

Grillenburg. In diesem Sommer werden keine Gondeln mehr auf dem Schlossteich von Grillenburg unterwegs sein. Und auch für das kommende Jahr ist es sehr fraglich, ob Besucher dort mit Booten gemütlich über das Wasser schippern können. Denn noch immer hat die Stadt Tharandt keinen neuen Pächter für den Bootsverleih und den Kiosk am Grillenburger Schlossteich gefunden.

Der bisher letzte Pächter gab im vorigen Herbst auf. Matthias Fischer hatte den Imbiss mit Gondelbetrieb in dem Tharandter Ortsteil im Juni 2010 übernommen. Fischer zählte dann an guten Tagen mit schönem Wetter bis zu 400 Gäste. Im Normalfall seien 250 bis 300 Leute am Tag zu Gast gewesen. Er war zufrieden, obschon das letzte richtig gute Jahr für ihn 2011 gewesen sei. Voriges Jahr ging es aber zu steil bergab, trotz Sonnenscheins.

Ab Juli 2015 hatte der Teich zu wenig Wasser zum Gondeln. Der Winter zuvor war schneearm, der Grundwasserspiegel sank. Und im vorigen Sommer regnete es auch noch zu wenig. Rund einen Meter lag der Wasserpegel unterm normalen Stand. Als sich die Lage im Oktober besserte, und Boote wieder vermietet hätten werden können, blieben Gäste aus. Ohne den Gondelverleih lief auch der Imbiss zu schlecht. Und der damals 44-jährige Fischer schmiss hin. „Vom Gondelverleih allein kann man eben nicht leben, es wäre nur ein saisonaler Zuverdienst“, bedauert Ortsvorsteher André Kaiser (FW) das Aus. Auch er hofft, dass sich rasch ein neuer Pächter findet. Die Pacht umfasst die 20 Boote, die im Besitz der Stadt sind, sowie das Imbisshäuschen mit Inventar und den Toilettencontainer, die allesamt dem Vorpächter gehören.

Flutschäden sollen beseitigt werden

Auch dem neuen Betreiber würden 21000 Quadratmeter Wasserfläche zur Verfügung stehen. Also ein Teich-Areal, das insgesamt in etwa so groß ist wie drei Fußballfelder. Tharandt will den Imbiss mit Gondelbetrieb so schnell wie möglich verpachten. Der neue Betreiber würde einen Vertrag über mindestens zehn Jahre erhalten. Es gebe eine Option, die Pacht zweimal um jeweils weitere fünf Jahre zu verlängern. Jährlich würden 1 200 Euro fällig – quartalsweise in vier Raten. Die Betriebskosten muss der Betreiber weiter selbst stemmen. Bis Mitte Mai 2016 sollte der Stadt eigentlich ein Pachtkonzept vorgelegt werden. Schon im Sommer sollten wieder Gondeln an der idyllischen Schlossinsel vorbeifahren. Doch daraus wurde nichts. Es mangelt an geeigneten Interessenten bis heute.

Manch Kritiker wundert sich, dass die Stadt erst in diesem Jahr mit der offiziellen Pächtersuche begonnen hat. Obwohl schon im vorigen Herbst feststand, dass sich er bisherige Pächter vorzeitig aus seinem bis 2025 laufenden Pachtvertrag zurückziehen wollte. „Grundsätzlich sollte dem immer noch im Pachtverhältnis stehenden Pächter ein angemessener Zeitraum zur Übergabe des Geschäftsbetriebs an einen geeigneten Nachfolger gegeben werden“, erklärt Stadtsprecher Alexander Jäkel dazu. „Der Hintergrund ist, dass ein Großteil der Aufbauten und des Inventars dem Pächter gehört. Zudem ist die Liegefläche der Gondelkähne Gegenstand eines Pachtvertrags mit Dritten, deren Belange es zu berücksichtigen gilt. Es war ein vielschichtiger Abstimmungsbedarf von der Verwaltung nötig.“ Bereits seit Anfang November 2015 gebe es intensive Gespräche zu dem Thema.

Immerhin kommt nun Bewegung in die geplante Beseitigung der Hochwasserschäden. Denn nach den Fluten 2002 und 2013 sind laut Kaiser die Ständerwerke, mit denen die Zu- und Abläufe des Teichs reguliert werden, beschädigt und undicht. Die Regulierung des Wasserpegels funktioniert nicht richtig. Das war offenbar ein Grund dafür, dass im unteren Gondelteich zu wenig Wasser war. Am Grillenburger Schloss-Areal gibt es drei Teiche, die miteinander verbunden sind. Der Obere Schlossteich mit der Fischzucht, dann der als Badesee genutzte Teich hinterm Schloss und weiter unten der Gondelteich. Und dort fehlte es an genug Wasser für den Bootsbetrieb.

Mit Fördermitteln zur Beseitigung von Hochwasserschäden will die Stadt bis Ende 2017 Überlauf- und Ablassbauwerke an den Teichen erneuern. Derzeit laufen noch die Abstimmungen zum Baubeginn.