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Schnurgerade den Landberg hinauf

Heute vor 80 Jahren ist die Straße bei Oderwitz begradigt worden. Zuvor wurden die 50 Höhenmeter mit drei Kurven überwunden.

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© Archivfoto: Christian Essler

Von Dietmar Rössler

Oderwitz/Mittelherwigsdorf. Heute ist es unvorstellbar, dass die B 96 zwischen Mittelherwigsdorf und Niederoderwitz am sogenannten „Landberg“ einst drei Serpentinen beschrieb. Ab dem 23. November 1935 war das nicht mehr so. Eine neun Meter breite Straße wurde feierlich eröffnet. Schnurgerade über das Landwasser den Landberg hinauf.

Die Einweihung geschah mit „großem politischen Bahnhof“. Neben Landräten und Bürgermeistern war sogar der Sächsische Innenminister anwesend. 600 000 Mark hatte die Baumaßnahme gekostet. 250 000 Mark allein die 65 Meter lange Betonbrücke über das Landwasser, weil sich der Baugrund im Flussbett als ziemlich kompliziert erwies. Im Schnitt 130 Bauarbeiter pro Tag hatten „38 000 Gesamttagewerke“ geleistet, berichtete die „Zittauer Morgenzeitung“. Ziel der Baumaßnahme war schließlich nicht zuletzt die Beschaffung von Arbeitsplätzen gewesen. Wie auch bei drei weiteren Straßenabschnitten, die alle an diesem Tag eingeweiht wurden. Zum Beispiel einem vollkommen neu gebauten Straßenkilometer in Neusalza-Spremberg. Der mit Erklärung zur „Adolf-Hitler-Straße“ umgehend politisch vereinnahmt wurde. In Oderwitz blieb es bei der Landberg-Straße, die jetzt aber immerhin 210 Meter kürzer war.

Eine erste großzügige „Chaussee“ an dieser Stelle wurde übrigens 1839 im Zuge der Verbindung Dresden-Hohwald-Zittau angelegt. Wobei man sicherlich auch die allererste Landwasserbrücke von 1603 ersetzte. Bei diesem Straßenbau war es vermutlich undenkbar, die knapp 50 Höhenmeter zum Landwassertal anders zu überwinden als mit Kurven. Sie minimierten das Gefälle, was damals ein wichtiges Kriterium war. Bewältigten doch im wahrsten Sinne des Wortes „Pferdestärken“ den Straßenverkehr.

Hundert Jahre später wart das natürlich anders. Busse, Lkw und Pkw hatten keine Mühe mit einer größeren Steigung. Aber ihre zunehmende Zahl macht der Straße selbstverständlich zu schaffen. So war es 1993 notwendig, die Brücke über das Landwasser zu ersetzen. Und die „Entschärfung“ des Knicks der Straße auf dem Landberg erfolgte im Frühjahr dieses Jahres. Auch die Geschwindigkeit ist jetzt beschränkt. Bald soll auch ein Radweg die Straße begleiten. Das Bild dieser seit 1839 überregionalen Straßenverbindung ist also in einem beständigen Wandel.

Aber ihre größte Veränderung hat sie erfahren, als sie mit aufwendigen Aufschüttungen und Geländeabtragungen rigoros begradigt wurde. Vor achtzig Jahren.