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Schollheim wird zur Villa Blume

Der Umbau des früheren Jugendhauses beginnt. Im kommenden Jahr sollen Kinder hier ein festes Zuhause finden.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Die Wandvertäfelung im Salon ist mit Folie verhangen, das geschwungene Treppengeländer zum Schutze eingehaust. Ihren besonderen Charme hat die knapp 120 Jahre alte Villa auch als Baustelle nicht verloren. Das Schollheim auf der Bahnhofstraße, den Sebnitzern jahrzehntelang als Jugendklub, Tanzdiele und Trauungsort bekannt, wird umgebaut. Ein „Haus der Kinder und Jugend“, wie es das alte Schild an der Fassade verkündet, bleibt es. Nur werden die Jugendlichen fest hier einziehen. Bis zum Jahresende, so der ehrgeizige Plan, entsteht eine neue Kinder- und Jugendwohngemeinschaft – der alte Begriff „Heim“ findet keine Verwendung mehr. Vorgesehen sind insgesamt bis zu 20 Plätze. Acht davon für Kinder aus einheimischen Familien, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht zu Hause bleiben können, sowie zehn bis zwölf Plätze für minderjährige Geflüchtete, die ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen sind.

Rita Seidel (re.), Vorstandsvorsitzende, und Ekkehard Schneider, Präsident des DRK Sebnitz, mit ihren Gästen bei der offiziellen Baustelleneröffnung am Donnerstag.
Rita Seidel (re.), Vorstandsvorsitzende, und Ekkehard Schneider, Präsident des DRK Sebnitz, mit ihren Gästen bei der offiziellen Baustelleneröffnung am Donnerstag. © Dirk Zschiedrich

„Wir haben uns ganz bewusst für diese Mischung entschieden“, sagt Rita Seidel, Vorstandsvorsitzende des DRK-Kreisverbands Sebnitz, der das Haus betreiben wird, – und damit gegen eine Einrichtung, in der nur minderjährige Asylsuchende unter sich leben. In der bestehenden Wohngemeinschaft des DRK wurden bisher drei geflüchtete Jugendliche betreut, damit habe man gute Erfahrungen gemacht. Das frühe Miteinander ist gut, beide Seiten profitieren davon, sagt Rita Seidel. Die Kinder nehmen andere Kulturen und Sprachen damit nicht als etwas Ungewöhnliches wahr, sondern als völlig normal.

Insgesamt fließen rund 1,6 Millionen Euro in den Umbau der Villa, davon reichlich eine Million als Fördermittel des Freistaats plus Anteil des Landkreises und 450 000 Euro Eigenmittel des DRK. „Die Plätze werden dringend gebraucht“, sagt Kati Hille, die als Beigeordnete im Landratsamt auch die Jugendhilfe verantwortet. Zum einen, um minderjährige Flüchtlinge aus Übergangsunterkünften zu bekommen – zum anderen, um den Kreishaushalt zu konsolidieren. Mit der neu entstehenden Einrichtung können einheimische Kinder nahe ihrem Wohnort unterkommen. Bestehende Beziehungen zu Freunden, Erziehern und Angehörigen brechen dadurch nicht ab, und es fallen weniger Kosten an. Mangels Betreuungsplätzen vor Ort musste das Jugendamt teils schon Kinder nach Brandenburg schicken. Der Landkreis zahlt dann deutlich drauf.

Die größte Herausforderung für die Planer war es, die baulichen Gegebenheiten der Villa mit sämtlichen Vorschriften in Eiklang zu bringen. Auf der Rückseite wird eine Dachschräge durch eine Gaube erweitert, um auf die vorgeschriebenen Quadratmeter zu kommen, seitlich muss eine Feuertreppe als zweiter Fluchtweg installiert werden. Im Inneren bleiben Stuckdecken und Wandvertäfelung sowie die Mosaiktreppe ins Obergeschoss erhalten – sie stehen unter Denkmalschutz.

Ändern wird sich der Name des Hauses. Aus dem Schollheim wird die Villa Blume. Dies bezieht sich auf den Erbauer und ersten Bewohner des Hauses, Ernst Otto Blume, von 1876 bis 1902 Bürgermeister von Sebnitz. Bei der Projektierung des Umbaus haben die Architekten Villa Blume als Arbeitstitel genutzt, und der Name hat sich festgesetzt. Das Schollheim als Jugendtreff hatte eine andere Funktion, mit der Namensänderung soll der Neubeginn deutlich werden, sagt DRK-Chefin Rita Seidel. Aktueller Favorit ist „Kinder- und Jugendhaus Villa Blume“. Der endgültige Präsidiumsbeschluss dazu fällt Ende Juni. Schollheim ging auf den Namen Geschwister Scholl zurück, den das Haus zu DDR-Zeiten trug in Erinnerung an die von den Nazis ermordeten Hans und Sophie Scholl .