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Schon wieder Tuberkulose an einer Hoga-Schule

Der Erkrankte besucht das Berufliche Gymnasium an der Schandauer Straße. 80 Personen müssen sich testen lassen.

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© Sven Ellger

Juliane Richter

Dresden. Das Dresdner Gesundheitsamt muss erneut eine große Gruppe Schüler auf Tuberkulose testen. Dieses Mal ist das Berufliche Gymnasium der Hoga an der Schandauer Straße in Striesen betroffen. Am Donnerstag hatten Tests ergeben, dass ein Schüler nicht nur mit Tuberkulose infiziert ist, sondern dass diese wahrscheinlich auch ausgebrochen und damit ansteckend ist. Deshalb sollen nun wiederum 80 Mitschüler und Lehrer getestet werden.

Auf den erkrankten Schüler aufmerksam geworden war das Gesundheitsamt im Rahmen der Massentests an den Leubener Hoga-Schulen auf der Zamenhofstraße. Dort war im vergangenen September zunächst ein Schüler an offener Tuberkulose erkrankt, wenig später traf es einen Lehrer. Im Dezember wurden dann rund 1 000 Schüler und Lehrer mittels Blutproben untersucht. Drei weitere Erkrankte wurden so identifiziert. Parallel dazu begannen Tests außerhalb der Schule, die bis zu drei Jahre alte Kontakte berücksichtigten. Dabei soll der jetzt betroffene Schüler entdeckt worden sein. Die Ansteckung mit der Lungenkrankheit erfolgt über Tröpfchen, die ein Erkrankter beim Sprechen, Husten und Niesen absondert. Dabei gilt, dass man insgesamt acht Stunden, allerdings nicht am Stück, im selben Raum verbringen muss. Bei Schülern keine Seltenheit. Mediziner unterscheiden zwischen Betroffenen, die sich „nur“ infiziert haben, und jenen, bei denen die Krankheit auch ausbricht und die somit an offener TBC leiden. Um das festzustellen, sind neben Bluttests häufig auch Röntgenaufnahmen und Untersuchungen der Hustenpartikel notwendig.

Regina Kirschstein, Geschäftsführerin der Hoga-Schulen, kennt dieses Prozedere mittlerweile genau. Sollten die nun betroffenen Gymnasiasten und ihre Angehörigen Fragen zum Vorgehen haben, verweist sie dieses Mal jedoch ausschließlich auf das Gesundheitsamt. Im Dezember, als die erste TBC-Welle bekannt wurde, hatte sie eigens noch eine Telefonhotline einrichten lassen. „Dabei hatten die Anrufer aber sehr viele medizinische Fragen“, sagt sie. Die rund 230 Schüler des Beruflichen Gymnasiums, die nun direkt oder indirekt betroffen sind, wollte Kirschstein dennoch gern persönlich informieren. Deshalb ist sie am Freitag in jede einzelne Klasse gegangen und hat von dem Erkrankten berichtet. „Die Schüler haben die Information ruhig und gefasst aufgenommen“, sagt sie. Die Arbeit des Gesundheitsamtes möchte sie nicht kommentieren.

62 TBC-Fälle seit Jahresbeginn

In der Vergangenheit war wiederholt Kritik laut geworden, dass das Amt die ersten TBC-Fälle an den Hoga-Schulen nicht ernst genug genommen und zu spät mit den Untersuchungen begonnen habe. Amtsleiter Jens Heimann weist das zurück. „Allein der Umfang und die Intensität dieser Umgebungsuntersuchungen zeigen, wie ernst wir diese Fälle nehmen“, sagt er.

Dass sich der Prozess aus Tests, dem Warten auf Ergebnisse und dem Beginn neuer Tests oft wochenlang hinzieht, liegt ihm zufolge an der langen Inkubationszeit und der Dauer, bis der Kontakt mit dem Tuberkuloseerreger nachgewiesen werden kann. Wie schon bei den ersten Fällen im vergangenen Jahr ist häufig nicht klar, wann und wo genau die Ansteckung erfolgt ist. So hat der jetzt betroffene Schüler die Zamenhofstraße bereits 2015 verlassen, um ans Gymnasium auf die Schandauer Straße zu wechseln. Es muss also nicht zwingend sein, dass er im direkten Zusammenhang mit den anderen Fällen steht.

Im Schnitt erkranken jährlich rund 40 bis 50 Menschen in Dresden an offener TBC. Vergangenes Jahr waren es laut Landesuntersuchungsanstalt 100 Personen, in diesem Jahr sind es bis Anfang Juni bereits 62. Diese Zahl könnte demnächst weiter steigen. Denn vor rund zwei Wochen hatte die Stadtverwaltung schon einmal informiert, dass es einen neuen Infizierten gibt, der womöglich auch ansteckungsfähig ist.

Dabei handelt es sich nicht um den Schüler der Schandauer Straße, sondern um eine andere Person. Diese war ebenfalls bei den Massentests aufgefallen und zählte zu den rund 70 Infizierten, bei denen die Krankheit nicht ausgebrochen war. Um den Ausbruch zu verhindern, wurden Antibiotika gegeben – die in diesem Fall offenbar nicht gewirkt haben. Genaue Erkenntnisse soll es hierzu im Juli geben.

Weitere Infos unter: www.dresden.de/tbc