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Schüler demonstrieren die Platznot weg

An der Diesterweg-Schule sind ab nächstem Schuljahr doppelt belegte Räume passé. Einige Details sind aber noch unklar.

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© Archiv: Norbert Millauer

Von Thomas Möckel

Pirna. Was zunächst mit Gerüchten und Gesprächen hinter vorgehaltener Hand begann, schaukelte sich bis zum Sommer zu einem handfesten Streit hoch. Anfang des Jahres verdichteten sich die Hinweise, dass die Diesterweg-Grundschule noch mehr Kinder aufnehmen muss als ursprünglich vorgesehen. Aufgrund hoher Geburtenraten wurden zum Schuljahr 2016/2017 vier erste Klassen eingeschult. Hinzu kommen Flüchtlingskinder, die schrittweise aus ihrem speziellen Unterricht in die Regelklassen integriert werden. Die Platznot an der Bildungsstätte – eigentlich nur für eine Dreizügigkeit ausgelegt – war programmiert, zusätzlich benötigte Räume fehlten. Weil die Zeit drängte und eine Dauerlösung für das Problem nicht in Sicht war, entschied die Stadt, einige dem Hort vorbehaltene Räume vorerst doppelt zu belegen – vormittags als Klassenzimmer, nachmittags als Hortzimmer. Weil dieser Kompromiss zulasten des Hortes „Die Schlaufüchse“ ging, liefen Eltern Sturm gegen die Regelung, es gab eine Online-Petition, Kinder, Eltern und Erzieher protestierten im Juni vor dem Stadtrat. Selbst Pirnas Zusage, diese Doppelnutzung zunächst auf ein Jahr zu befristen, konnte viele nicht beschwichtigen. Anfang September gab es erneut eine Demonstration vor dem Stadtrat, die Fronten schienen unheilbar verhärtet. Doch inzwischen kristallisiert sich eine Lösung heraus, die alle Betroffenen zufriedenstellen könnten – vorerst zumindest.

Nach einem aktuellen Gespräch am Dienstagabend zwischen Vertretern der Stadt, der Bildungsagentur, des Landratsamtes, der Schul- und Hortleitung, des Elternrates sowie des Hortrates steht fest: Ab dem Schuljahr 2017/2018 sollen Schul- und Hortbetrieb voneinander getrennt werden, doppelt belegte Räume sind dann passé. „Die Schule wird ihre bisherigen Räume im Bestandsgebäude zurückerhalten“, sagt Stadtsprecher Thomas Gockel. Der Hort soll schon ab Sommer 2017 für eine Übergangszeit in Containern untergebracht werden. Im Dezember dieses Jahres, so der Plan, soll der Stadtrat einen entsprechenden Beschluss diskutieren und fassen. Damit legen die Abgeordneten das Fundament dafür, dass die Container im kommenden Jahr aufgestellt werden können.

Der Plan mit dem Interimsquartier taugt nun offensichtlich als tragfähiger Lösungsansatz. Gesprächsteilnehmer berichten, das Treffen am Dienstag sei von einer konstruktiven Atmosphäre geprägt gewesen. Alle Beteiligten hätten deutlich gemacht, dass sie nach einem Kompromiss suchen, der vor allem in Sinne der Kinder ist, indem er ihnen wieder mehr Platz bringt. Die Vorschläge der Elternvertreter seien nahezu deckungsgleich mit der von der Stadt favorisierten Alternative gewesen. Dass es einstweilen auf ein Container-Quartier für den Hort hinausläuft, stand relativ schnell fest. Die Stadt hatte bereits im Sommer zusagt, die auf ein Jahr befristete Doppelnutzung der Räume nicht zu verlängern. Allerdings wollte das Rathaus zunächst die aktuellen Anmeldezahlen an der Grundschule abwarten, um nicht mit Lösungsansätzen ins Blaue hinein zu planen. Die nun vorliegenden Daten bestätigen letztendlich den Plan der Stadt, Hort und Schule mithilfe der Container räumlich zu entzerren.

Laut Gockel wird der Diesterweg-Grundschule für die nächsten drei, vier Jahre eine Vierzügigkeit vorhergesagt. Im Einzugsgebiet der Bildungsstätte sind im kommenden Jahr über 100 Abc-Schützen registriert, es steht schon fest, dass im Schuljahr 2017/2018 vier neue erste Klassen eingeschult werden. Wo und wie genau der Hort, der derzeit mit im Schulgebäude residiert, dann unterkommt, muss im Einzelfall noch geklärt werden.

Neue Arbeitsgruppe klärt Details

Zwei Szenarien sind denkbar: Entweder, der Hort zieht sich nur aus den derzeit noch belegten Zimmern im eigentlichen Schulhaus zurück, bleibt aber weiterhin in dem Anbau hinter dem Speisesaal. In diesem Fall wäre lediglich ein Raumcontainer nötig, um diejenigen Hortkinder unterzubringen, die im Haus keinen Platz finden. Dieser Container müsste dann allerdings ganz nahe am vorhandenen Hort stehen.

Oder aber, der Hort zieht komplett aus dem Diesterweg-Gebäude aus und residiert insgesamt im Interimsquartier, bis eine Dauerlösung gefunden ist. In diesem Fall wäre auch ein Containerstandort etwas entfernt von der Schule denkbar. Um diese Details im Einzelnen zu klären, hat die Stadt eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich vornehmlich aus Teilnehmern der Dienstag-Runde rekrutiert. Die Arbeitsgruppe soll den Bauzeitraum begleiten und die notwendigen Entscheidungen treffen – in erster Linie zum Wohle der Kinder. Dass der Hort „Die Schlaufüchse“ als solcher bestehen bleibt, daran gibt es keine Zweifel. Laut Gockel hat die Einrichtung einen festen Platz im städtischen Hort-Portfolio – vor allem auch, weil Pirna die Plätze dringend braucht.