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Schüler pflanzen einen Wald

In Mittelherwigsdorf setzen sie mit ihrer Aktion ein Zeichen für den Umweltschutz. Und es soll noch weitergehen.

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© Matthias Weber

Von Holger Gutte

Mittelherwigsdorf. Mit kleinen Spaten und Schaufeln bewaffnet stapfen Josiah, Elias, Maja und Miro durch den aufgeweichten Boden auf der Wiese hinter dem Sportplatz in Mittelherwigsdorf. Von der Wiese ist nicht mehr viel zu sehen. Überall sind Pflanzlöcher ausgehoben. Der Boden ist aufgewühlt und matschig. Bei jedem Schritt bleiben Erdklumpen an den Stiefeln hängen. Ohne die geht gar nichts an diesem Tag. Jeden Moment könnte es wieder regnen. Aber davon lassen sich die Acht- und Neunjährigen genauso wenig abschrecken, wie die anderen Schüler der Grundschule in Mittelherwigsdorf.

Endlich: Alle 65 Bäume sind gepflanzt. Da schmeckt die Limo noch besser.
Endlich: Alle 65 Bäume sind gepflanzt. Da schmeckt die Limo noch besser. © Matthias Weber
Gartengeräte und Arbeitssachen sind gezeichnet von der Pflanzaktion auf der matschigen Wiese.
Gartengeräte und Arbeitssachen sind gezeichnet von der Pflanzaktion auf der matschigen Wiese. © Matthias Weber
Lena Volke hat gut lachen. Alle haben bei ihrer Aktion gut mitgemacht und sich auch ein Häppchen danach verdient.
Lena Volke hat gut lachen. Alle haben bei ihrer Aktion gut mitgemacht und sich auch ein Häppchen danach verdient. © Matthias Weber

Es ist Freitagnachmittag. Der Unterricht längst zu Ende. Trotzdem ist kaum einer der Schüler nach Hause gegangen. Sie wollen einen kleinen Wald pflanzen und damit ein Zeichen für den Umweltschutz setzen. Und sie haben viele große Helfer an ihrer Seite. Allen voran Lena Volke. Die Oberseifersdorferin absolviert gerade ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) an der Schule. „Plant-for-the-Planet“ heißt das Projekt, für das die 19-Jährige die Regie in Mittelherwigsdorf übernommen hat. Pflanzen für den Planeten möchten mit ihr auch die Mittelherwigsdorfer Grundschüler, so wie weltweit viele andere Kinder. Ein neunjähriger Junge in Bayern hatte 2007 die Idee, dass Kinder in jedem Land eine Million Bäume pflanzen könnten. Und nicht nur in Deutschland werden durch Kinderhände seither Bäume gepflanzt.

Auch Elias Göbbels aus Radgendorf findet das toll und hat Spaß dabei. „Bürgermeister – hilfst du uns auch“, rufen er und seine drei Klassenkameraden. Ihre Eiche steht wie eine Eins im Pflanzloch. Sie haben ihren Baum schon angegossen und Dünger bereitstehen. Jetzt fehlt nur noch Pflanzerde. Die bringt Bürgermeister Markus Hallmann (Freier Wählerverein) mit der Schubkarre heran. Er gehört zu den vielen Erwachsenen, die die Kinder bei ihrer „Pflanzparty“ unterstützen. Die halbe Gemeindeverwaltung und der gesamte Bauhof sind da – aber auch alle Lehrer, einige Eltern – und natürlich Mitglieder des Schulfördervereins. Über ihn und Gelder aus der Vereinsförderung wird die Aktion finanziert. Mit rot-weißen Flatterbändchen ist die Wiese in fünf Felder eingeteilt. Jede Klasse ist für ein Feld verantwortlich. Die Erwachsenen tragen die Bäume für die Kinder in die jeweiligen Pflanzlöcher und sie helfen ihnen auch beim Einschlagen der Pflanzhölzer. Überall ist die Stimmung prächtig. Etwa eine Stunde dauert es, dann stehen 65 Bäume auf der über 3 000 Quadratmeter großen Wiese hinter dem Sportplatzgelände unweit des Bahndammes. Es ist noch gar nicht so lange her, da stand hier noch ein baufälliges Haus. Die Gemeinde hat es extra gekauft, um es abreißen zu können.

Jetzt entsteht hier ein kleiner Wald aus Birken, Hainbuchen, Stieleichen, Schwarzerlen, Mehlbeeren und Vogelkirschen. Schulleiterin Katrin Zwahr freut sich, dass Lena Volke auch alle fünf FÖJler der Gemeinde mobilisieren konnte. Die arbeiten an unterschiedlichen Projekten in Mittelherwigsdorf. „Es ist schön, dass trotz des miesen Aprilwetters alle so fleißig mit angepackt haben“, sagt die Schulleiterin. Und sie hofft, dass in den nächsten Schuljahren viele Bäume hinzukommen. Lena Volke will mit den Hortkindern regelmäßig nach den Bäumen schauen, wie sie sich entwickeln. Beim Gießen werden sie die Mitarbeiter des Bauhofes unterstützen. „Sobald es etwas trockener ist, bringen wir die Wiese wieder in Ordnung und säen Gras ein“, verspricht der Bürgermeister.

Zum Abschluss des Projektes hat Lena Volke eine Überraschung für die Kinder. Jeder bekommt eine Plakette zur Erinnerung an die Baumpflanzaktion. Danach können sich alle stärken.

Schulförderverein und Lehrer haben Kuchen gebacken und belegte Brötchen mitgebracht. Enrico Hensel nickt anerkennend über die Aktion. „Das haben sie prima hinbekommen“, sagt der Fachmann vom Landschaftspflegeverein Mittelherwigsdorf. Als sie von dem Projekt hörten, hatten sich spontan einige Vereinsmitglieder zum Mitmachen entschieden.

Und der Bürgermeister rührt schon die Werbetrommel für das nächste Jahr. Er hätte nichts dagegen, wenn sich wieder fünf Jugendliche für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in der Gemeinde melden. Nicht nur der kleine Schülerwald soll größer und schöner werden in Mittelherwigsdorf.