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Schulbesuch am Sonnabend

Tausende junge Leute sehen sich in den Berufsschulzentren in Weißwasser und Görlitz um. Viele Firmen sind vor Ort.

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© Rolf Ullmann

Von Stephanie Voigt und Uwe Holubek

Weißwasser/Görlitz. Anne-Marie Grabo wäscht eine Babypuppe. Die Nieskyerin lernt im zweiten Lehrjahr Krankenpflegehelferin und zeigte am Sonnabend beim Tag der offenen Tür am Berufsschulzentrum in Weißwasser, was dazugehört. Sie hat schon einiges erlebt. „Alte Menschen liegen mir mehr. Sie sind dankbarer wegen ihrer Lebenserfahrungen.“ Ben Richter und Sophie Bader zeigten wiederum einen anderen Teil derselben Ausbildung: Puls, Blutdruck und Vitalfunktionen messen bei bettlägerigen Patienten. Immer dabei sind Dummies, welche zum Vorzeigen und Erklären bereitstehen. Referendarin Christin Lyssy und ihre Mentorin Andrea Waurig stehen im Anatomieraum für Informationen zum menschlichen Körper. Besonders der Nachbau vom Skelett reizt seit jeher die Schüler und an diesem Sonnabend natürlich auch Besucher. Kuriose Posen oder neue Kleidungsstücke wurden an ihm ausprobiert und sorgten für so manches Schmunzeln. Eine echte Schweinelunge zeigte unsere Atmung und Restluft in den Lungenflügeln und faszinierte nicht nur an diesem Tag. Auch im Unterricht wurde diese Lunge schon für realistisches Lernen angewandt. Doch nicht nur Auszubildende und ihre Lehrer stehen den Besuchern in Weißwasser Rede und Antwort. Auch Firmen haben Mitarbeiter entsandt, wie das Familienunternehmen Kunze mit Praxisanleiterin Carina Kaiser. „Nicht Beruf, aber Berufung“, so ihr Motto für den Pflegeberuf.

Auch Maja Möbel aus Wittichenau, wo für Ikea gefertigt wird, bietet sechs Ausbildungsberufe, die Ausbilder Stephan Zschornack vorstellte. Aus Boxberg war erstmalig SKM dabei. Als Vertreter der Metallbranche bietet das Unternehmen fünf Ausbildungsberufe und zusätzlich sechs Stellenangebote an, die Thomas Schulz als Mitarbeiter des Sondermaschinen- und Anlagenbauers erläuterte. Für die Theatertischlerei des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau ist Gunther Kretschmer vor Ort. „Wir bauen zu groß und auch zu kein, so wie es die Bühne gerade verlangt. Auch Schlösser für die Open-Air-Bühne haben wir gebaut“, sagt er. Acht Ausbildungsberufe bietet das Theater, auch wenn Gunther Kretschmer nur für sein Handwerk vertreten war. Am Sonnabend stellen sich beispielgebend für die gute Zusammenarbeit des Berufsschulzentrums mit Firmen aus der Region diese vier Unternehmen und die Tischlerei-Innung vor Ort vor. Allein 90 Betriebe vertritt die Tischler-Innung.

Einer der interessierten Besucher ist an diesem Sonnabend der Landrat des Landkreises Görlitz, Bernd Lange. Die stellvertretende Schulleiterin am Berufsschulzentrum Weißwasser zeigt ihm die Häuser, in die der Landkreis als Träger viel Geld steckt, sei es für die Gebäude, moderne Räume oder die Ausstattung. Sie berichtete auch, dass es in Weißwasser einen neuen Trend gibt. „Im vergangenen Jahr haben sich genug polnische Schüler angemeldet, um eine Klasse zu bilden für Deutsch als Zweitsprache“, sagt die stellvertretende Schulleiterin am Berufsschulzentrum BSZ Weißwasser Petra Weidner. Nicht zum ersten Mal gab es eine solche Klasse.

Etwa 800 Lernende in Weißwasser

Die Beliebtheit des BSZ zeige sich auch an den Schülerzahlen. Etwa 800 Schülerinnen und Schüler sind in den Bereichen Holz, Metall, Elektronik, Fachhochschulreife, Pflege und Soziales angemeldet. Drei Wochen vor dem offiziellen Anmeldestart verbucht das BSZ schon die ersten Anmeldungen. Ein großes Bildungsspektrum, was das BSZ hervorragend zu vermitteln vermag. Dies zeigten auch die Schülerinnen und Schüler in einem persönlichen Einblick in ihre Tätigkeiten. Offen zeigten sie, was genau ihre beruflichen Wahlen ausmachten und an Beispielen, was sie schon gelernt hatten.

Die Sozialassistenten zeigen, was an Kreativität in ihnen steckt. Nähen, kleine Kulissen bauen, Gussfiguren und Malereien werden präsentiert. Nur ein kleiner Teil des Aufgabengebietes, jedoch einer der wichtigen. Mit Kunst und Kreativität wurde schon immer das Zusammenleben gefördert. Wer hingegen mehr Interesse an den technischen Dingen hat, der ist im Automatisierungs- und Elektroniker-Kabinett bestens aufgehoben. Mit einem pneumatischen System ziehen die Lehrer die Aufmerksamkeit der Besucher auf das Gebiet.

Frank Baske interessiert jedoch noch mehr die Schule selbst. Vor 35 Jahren war er Schüler der Glasmacherschule, erzählt der Mann. Erfreut zeigt er sich über den Wandel der Glasmacherschule zum Beruflichen Schulzentrum. Lobend äußert er sich zu den Lehrern, dem Angebot und dem Gebäude. „Es war sehr interessant und informativ. Das Gebäude ist modern und gepflegt, die Lehrer sind aufgeschlossen, offen und freundlich“, sagt Frank Baske. Als Vater sieht er das BSZ aber auch aus dem beruflichen Aspekt an und ist überzeugt. Ausgiebig informiert sich seine Tochter, die Anmeldung in Weißwasser stehe in greifbarer Nähe, so der Frank Baske.

Firmen gebündelt in der Mensa

Am Vormittag werden mehr als 1 000 Besucher in den Räumlichkeiten des BSZ „Christoph Lüders“ in Görlitz begrüßt. Der massive Zuschauerstrom zeige das nach wie vor große Interesse an den weiterführenden Ausbildungsmöglichkeiten dieser besonderen Schule auf, teilt das BSZ mit. Es ist das größte Bildungszentrum seiner Art im Einzugsbereich der Sächsischen Bildungsagentur Bautzen, und in Görlitz steht durch fünf Schularten ein umfangreiches Bildungsangebot zur Verfügung. Diese Schularten und viele Ausbildungsberufe werden durch die Lehrer, teilweise auch mit aktuellen Schülern, vorgestellt. In vielen Stunden der Vorbereitung entstanden Informationstafeln. Sehr praxisbezogen sind die Ausbildungskabinette der Pflegeberufe, der medizinischen Ausbildung, der Metaller und der Dachdecker ausgestaltet. Viele Partner der Ausbildung nutzen diesen Tag, um sich vorzustellen. Erstmals sind ihre Stände an einem zentralen Punkt konzentriert, der Mensa. Auch dort herrscht während der vier Stunden sehr großer Andrang.