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Schulen im Norden zu klein

Weil die Plätze nicht ausreichen, müssen über 40 Kinder in anderen Stadtteilen lernen. Doch es gibt noch mehr Probleme.

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© Christian Juppe

Von Kathrin Kupka-Hahn

Nur noch wenige Wochen, dann beginnen die lang ersehnten Sommerferien. Doch Eva-Maria Stegemann denkt mit Grauen daran, was danach kommt. Denn ihre Tochter Elisa muss dann die 82. Oberschule in Klotzsche besuchen, obwohl die Familie direkt gegenüber der Weixdorfer Oberschule in der Alten Dresdner Straße 21 wohnt. „Der kurze Schulweg für unsere Kinder war einer der Gründe, warum wir das Haus hier gekauft haben“, sagt die promovierte Diplom-Biochemikerin. Sie kann diese Schulplatzvergabe nicht nachvollziehen.

Ähnlich wie Eva-Maria Stegemann geht es etlichen Familien im Dresdner Norden. Laut Schulverwaltungsamt wurden 96 Kinder für die beiden fünften Klassen der Weixdorfer Oberschule angemeldet, aber nur 54 angenommen. Die restlichen 41 müssen nun auf die Schulen in Klotzsche, Trachau und Mickten ausweichen und dadurch teilweise lange Fahrtzeiten in Kauf nehmen. Elisa Stegemanns Freundin Serafina Sauer muss sogar von Weixdorf bis an die 56. Oberschule in der Aachener Straße nach Trachau fahren. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist sie zwischen 45 und 60 Minuten unterwegs, muss dabei bis zu dreimal umsteigen. Laut Stadt sei das für die Kinder zumutbar.

„Unter den Absagen sind auch einige sogenannte Härtefälle“, sagt Sylvana Wendt. Sie ist die stellvertretende Kreiselternratsvorsitzende, wohnt in Langebrück und ist selbst betroffen. Ihr Sohn ist Epileptiker, hat eine Seh- und Höreinschränkung. Auch er bekam eine Absage von der Weixdorfer Oberschule, muss ab September in Radeberg lernen. „Die Busverbindung ist in Ordnung, aber andere hatten weniger Glück“, sagt Wendt. Sie weiß von zwei weiteren Härtefällen, Kindern mit gesundheitlichen Einschränkungen, deren Eltern nun die Stadt verklagen werden. „Es wird einfach in Kauf genommen, dass Kinder auf dem Schulweg verunglücken“, fügt Wendt hinzu. Die Stadt habe zudem verschlafen, die Schulnetzplanung im Norden rechtzeitig anzupassen. „Es fehlen definitiv Schulplätze, nicht nur an den Oberschulen“, sagt sie. Doch Schulamtsleiter Falk Schmidtgen sieht das anders. „Im Dresdner Norden stehen ausreichend Schulplätze zur Verfügung“, sagt er. Beispielsweise an der 82. Oberschule. Für das Schuljahr 2015/16 seien dort nur 32 Anmeldungen für die Klassenstufe fünf eingegangen, obwohl Platz für 54 wäre. Ein Grund für die geringen Anmeldezahlen in Klotzsche könnte die derzeitige Sanierung der 82. Oberschule sein. Deshalb müssen die Schüler bis September 2016 an der 85. Grundschule in Hellerau/Rähnitz lernen.

Auch der Weixdorfer Ortsvorsteher Gottfried Ecke denkt ähnlich. „Die Oberschule ist für Weixdorf nicht zu klein“, sagt er. Jedoch habe die Schule einen sehr guten Ruf, weshalb viele Kinder aus den umliegenden Stadtteilen Langebrück und Klotzsche hier angemeldet würden. „Es wäre sicher hilfreich gewesen, wenn man die Schule wie ursprünglich geplant dreizügig ausgebaut hätte“, sagt Ecke. Doch eine erfolgreiche Nachbarschaftsklage verhinderte das. Für den Ortsvorsteher, der jahrelang auch Ortsamtsleiter von Pieschen und Klotzsche war, stellt sich parallel die Frage, wie das Schulverwaltungsamt auf die Entwicklung der Anmeldungen im Dresdner Norden insgesamt reagieren wird. „Denn auch die 82. Oberschule wird ja derzeit nur zweizügig ausgebaut. Im Hinblick auf die aktuellen Schülerzahlen und die bauliche Entwicklung im Dresdner Norden kommen mir Bedenken, ob das ausreichend ist“, so Ecke. Schulamtsleiter Schmidtgen beruft sich bei dieser Frage aber erneut auf seine Schulnetzplanung. Bei Bedarf könnten die Oberschule Weixdorf und die sanierte 82. Oberschule in Klotzsche abwechselnd dreizügig geführt werden. Es gäbe genügend Räume dafür an beiden Schulen.

Die Weixdorferin Eva-Maria Stegemann bezweifelt das. Der fünffachen Mutter wurde gesagt, dass Räume an der Weixdorfer Oberschule nicht umfunktioniert werden dürfen, da sie mit Fördergeldern gebaut wurden. Doch nicht nur der Platzmangel an der Oberschule beschäftigt sie. Vielmehr sieht sie auch Probleme an den Grundschulen. Denn im Dresdner Norden werden weiter Häuser gebaut. „Aber das ist höchstwahrscheinlich im Schulnetzplan nicht genug berücksichtigt. Denn sonst hätten wir nicht solche ausgeprägten Abweichungen wie aktuell“, sagt sie.