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Schulweg-Ärger in Oberlößnitz

Eltern und Lehrer fürchten um die Sicherheit der Grundschüler. Die Stadt soll helfen.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Radebeul. Das Blitzerauto steht schon da. Mit geöffneter Heckklappe. Schlechte Karten für alle, die an diesem Mittwochmorgen zu schnell auf dem Augustusweg unterwegs sind. Nicht nur die hat die geballte Ordnungsmacht im Blick, die kurz nach 7.15 Uhr vor der Grundschule Oberlößnitz auftaucht. Verwunderte Blicke aus vorbeifahrenden Autos. Ist was passiert? Soweit sollte es gar nicht erst kommen, sagt Polizeihauptkommissarin Cornelia Strempel. Sie steht an der Einmündung der Benno-straße. Gemeinsam mit Polizeioberkommissar Andrej Kuschel und Ingolf Zill vom Ordnungsamt samt seinen beiden Kollegen, von denen einer im städtischen Blitzerfahrzeug sitzt und den Verkehr stadteinwärts beobachtet.

Schulanfangszeit ist Kontrollzeit. Gerade vor den Grundschulen wird der Verkehr nach den Ferien besonders unter die Lupe genommen. In Oberlößnitz auch deshalb, weil es von Eltern und Lehrern schon viel Kritik gab – auch Richtung Stadt – wegen der unsicheren Verhältnisse auf dem Augustusweg und den angrenzenden Straßen.

Von chaotischen Bedingungen spricht Schulleiterin Jana Gläser. Speziell kurz vor Unterrichtsbeginn halten die Autos der Eltern auf der Bennostraße oft direkt vorm Eingang der Schule. Mitten im Halteverbot, das hier zwischen 7 und 12 Uhr gilt. Oder in der nahen Kurve, blockieren die Durchfahrt, lassen ihre Sprösslinge aus dem Auto, wo es keinen Fußweg gibt. Manchmal reihen sich die Fahrzeuge bis in die untere Bennostraße. Gerade hier müssen viele Kinder die Straße überqueren.

80 Prozent halten sich an die Regeln

Weshalb kontrolliert die Stadt nicht öfter die Falschparker, die Schnellfahrer?, fragt Gläser. 80 Prozent der Eltern halten sich an die Regeln. Der Rest mache es allen schwer. Dabei wurden die Eltern extra gebeten, doch auf der oberen Gutenbergstraße zu parken, dann zu laufen. Allem zum trotz wiederholt sich das Chaos vor der Schule ständig, klagt die Schulleiterin.

Am Kontrolltag geht sie gleich auf die Ordnungshüter zu. Ja, es ist gut, dass nach dem Rechten geschaut und Präsenz gezeigt wird. Doch ob das langfristig wirkt? Daran haben auch die Polizeibeamten so ihre Zweifel. Und setzen mehr auf das Schulwegtraining in Kitas und 1. Klassen. Ein Angebot der Polizei. Mit dem Effekt, dass die Kinder dann ihre Eltern erziehen. Damit die bei Rot an der Ampel stehen bleiben. Auch die Schulleiterin hat Eltern schon auf Fehler hingewiesen. Ein mühsames Unterfangen. Die Polizisten bestätigen das.

Heute scheint es keine unliebsamen Begegnungen zu geben. Geradezu zivilisiert geht es zu, selbst beim Endspurt kurz vor 8 Uhr. Kein Vergleich mit dem Gewimmel am allerersten Schultag, sagt Andrej Kuschel. Das fällt auch Ingolf Zill gleich auf. Erfreulich für den Verkehrsexperten: Die meisten Fahrer halten vorschriftsmäßig im Parkverbot vor der Bennostraße. Lassen die Kinder auf der sicheren Fußwegseite aussteigen. Der Frau, die ihren Sohn zur Straße hin rauslässt, gibt Polizeihauptkommissarin Strempel den Tipp mit der Gehwegseite. Kurze Erklärung. Alles klar.

Eine andere Mutter hat ein anderes Problem. Ein Schülerlotse wird gebraucht, sagt sie in die Beobachtergruppe hinein. Die Stadt sucht Zill zufolge ständig solche Ehrenamtler für alle Grundschulen. Mit null Rückmeldungen zurzeit. Bewerber sind heiß begehrt, können sich jederzeit im Ordnungsamt melden. Neben dem Lotsen wünscht die Schule mehr Geschwindigkeitskontrollen. Allerdings muss Zill auch da abwinken. Noch häufiger könne die Stadt vor der Grundschule nicht blitzen. Bei rund 40 Messstellen, aber nur einem Gerät für Radebeul. Jeweils zwei Blitzstunden mit Auf- und Abbauzeit gerechnet, schafft der Blitzer maximal drei Stellen täglich, so Zill. Auch die Mittwoch-Ausbeute auf dem Augustusweg ist nicht überbordend: Sechs zu schnelle Autos, fünf zwischen 30 und 40 km/h, bei 83 Fahrzeugen insgesamt von 6.30 bis 8 Uhr.

Eine Absage hat die Stadt außerdem für einen weiteren Schulwunsch. Den nach einem Fußgängerüberweg auf dem Augustusweg. An dieser Stelle werden die Bedingungen hinsichtlich Fahrzeugbewegungen und Fußgängerzahl nicht erreicht, weiß Zill durch eine Zählung. Außerdem laufen die meisten Kinder aus Richtung Bilz- und Gutenbergstraße schon auf der Schulseite, müssen also nicht über den Augustusweg.

Eine Möglichkeit sieht Ingolf Zill trotzdem. Eine sogenannte Fußgängerfurt wie auf der Sidonienstraße. Kein Überweg, aber eine auf die Fahrbahn aufgezeichnete Querung. Das würde sich auf der viel begangenen Bennostraße anbieten, an den abgesenkten Borden. Zill will das prüfen. Die Ordnungshüter nicken. Ein guter Abschluss. Nächste Woche will das Ordnungsamt inkognito wiederkommen.