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Schwankt der Jauernicker Kirchturm?

Die Stiftskirche St. Wenzeslaus in Jauernick-Buschbach ist wegen Einsturzgefahr des Turms gesperrt worden. Die Sanierung kostet vermutlich über eine Million Euro.

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Kirche und Friedhof von Jauernick-Buschbach mussten aus Sicherheitsgründen gesperrt werden: Der Kirchturm droht einzustürzen. Beim Glockenläuten war aufgefallen, dass sich der Kirchturm „bewegt“.
Kirche und Friedhof von Jauernick-Buschbach mussten aus Sicherheitsgründen gesperrt werden: Der Kirchturm droht einzustürzen. Beim Glockenläuten war aufgefallen, dass sich der Kirchturm „bewegt“. © Constanze Junghanß

Die Tore sind verriegelt. Am rot-weißen Plastikflatterband zerrt der Wind. Alles ist dicht. Ausgerechnet kurz vor Weihnachten musste die Stiftskirche St. Wenzeslaus in Jauernick-Buschbach hoch oben auf dem Berg mit Blick zum Berzdorfer See geschlossen werden. Das Glockenläuten – hier noch traditionell per Hand betrieben – wurde eingestellt. Aktuell finden in der Kirche keine Gottesdienste statt. Stille liegt über dem Platz. Von der Sperrung betroffen ist auch ein Teil des Friedhofs. Mehr als die Hälfte der etwa 100 Gräber ist nicht erreichbar. Grund dafür: Eine Einsturzgefahr des Kirchturms sei nicht ausgeschlossen. Ein Statiker habe dringend empfohlen, die Kirche vorerst zu sperren. Das teilte die Pfarrgemeinde Heiliger Wenzel Görlitz auf ihrer Internetseite mit. Pfarrer Norbert Joklitschke bestätigt das so gegenüber der SZ.

An den Holztoren zwischen der dicken Granitmauer sind Zettel angebracht. Auf denen ist zu lesen, dass die Sperrung aus baustatischen Gründen kurzfristig passierte: „Diese Entscheidung ist mit Rücksicht auf die Sicherheit des Grundstücks erfolgt.“ Mit Hochdruck werde an einer Lösung gearbeitet. „Wir bitten herzlich um Beachtung der für alle misslichen Situation“, schreibt der Kirchenvorstand.

Bereits seit längerer Zeit sei beobachtet worden, dass es Veränderungen im Kirchturmbereich gebe, sagt Joklitschke. Immer wieder fielen Schiefer-Dachschindeln herunter. Nicht auszudenken, wenn eine der grauen Schindeln jemanden getroffen hätte. Die Kirchgemeinde hatte deshalb begonnen, die Sicherung des Turms vorzubereiten. Doch nun sei beim Glockenläuten aufgefallen, dass sich der Kirchturm irgendwie „bewegt“.

„Eine gewisse Bewegung ist zwar normal“, so der Pfarrer. Das sei bei Kirchtürmen nicht anders als bei Brücken. Doch es habe sich die Frage gestellt, ob der Turm vielleicht zu heftig schwanken würde. Nach den Ursachen wurde geforscht, der Dachboden komplett ausgeräumt, alles gründlich untersucht und gemessen, wie der Pfarrer erzählt. Ein hundertprozentiges Ergebnis steht bisher aus. Auch die Zusammenkunft von Experten und der kirchlichen Bauaufsichtsbehörde am vergangenen Donnerstag habe noch keine absolute Klarheit gebracht, wie es nun genau weitergeht. „Fest steht allerdings, dass etwas passieren muss“, sagt der Pfarrer. Von einer Stabilisierung des Kirchturms sei ebenso die Rede wie davon, dass der Turm mit einem Kran abgesetzt werden sollte. Als dritte Variante sei der Rückbau des Turms Schritt für Schritt im Gespräch gewesen. Was letztendlich gemacht werde, ist offen. Von etwa 1,2 Millionen Euro Sanierungskosten geht die Kirchgemeinde aus. Alleine sei ein solches Projekt nicht zu stemmen. Deshalb sollen jetzt Denkmalschutz-Fördermittel über Bund und Land beantragt werden. Und die Kirche benötigt auch die finanzielle Unterstützung, um die nötigen Eigenmittel vorweisen zu können. Gibt es „grünes Licht“ für die notwendigen Gelder, dann hofft die Gemeinde auf einen Sanierungsstart ab Frühjahr 2019. So lange müssen die Katholiken aber nicht auf Gottesdienste verzichten. Gleich gegenüber von St. Wenzeslaus und damit nur einen „Katzensprung“ entfernt befindet sich die evangelische Bergkapelle. Dort finden die katholischen Christen „Unterschlupf“. Die Gottesdienste werden zeitlich miteinander abgestimmt. „Wir sind sehr dankbar dafür und rücken dadurch auch näher zusammen“, so Norbert Joklitschke. Ökumenische Verbindungen gebe es schon sehr lange miteinander. Auch für die Nutzung vom Friedhof für Beerdigungen bahnt sich eine Lösung an. Ein Sicherheitsplan werde erstellt, sodass Bestattungen in den Familiengräbern unter Aufsicht eines Sicherheitsfachmanns weiter möglich sein werden.

Zuletzt umfangreich restauriert wurde die Kirche in den Jahren 1992/1993. Die Stiftskirche ist die älteste Kirche im Bistum Görlitz. Ihre Ursprungsform geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Sie gehört zur Pfarrgemeinde Heiliger Wenzel in Görlitz.