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Schwieriges Geschäft mit Kindersachen

In Ebersbach-Neugersdorf gibt es viele Läden für Familien. Trotzdem wird anderswo geshoppt.

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© Matthias Weber

Von Gabriela Lachnit

Ebersbach-Neugersdorf. Doreen Dreßler und Roberto Liebe haben es gut, wenn sie mit ihren Kindern Schuhe kaufen: Sie gehen einfach die Treppe hinunter ins Schuhhaus Dreßler. Doreen Dreßler ist die Inhaberin des Geschäftes, die Patchworkfamilie wohnt genau über dem Laden.

So einfach, wie es diese Familie beim Einkauf von Schuhen hat, ist es mit anderen Sachen für ihre Kinder nicht. „Neugersdorf ist mit Geschäften, in denen man für Kinder einkaufen kann, besser dran als Ebersbach“, sagt Roberto Liebe. Er ist derzeit mit dem kleinen Eddy in Elternzeit zu Hause. Gerade für die Babyausstattung seien sie sogar bis nach Dresden gefahren. Erst dort haben sie den passenden Kinderwagen gefunden, erzählt der Vater. In Ebersbach-Neugersdorf und im Oberland hatten sie für den Wagen viel zu wenig Angebote und Auswahl gehabt, bemängeln beide übereinstimmend.

Gute Einkaufsmöglichkeiten an einem Standort gibt es in Neugersdorf. Dort bieten Filialen von Textildiscountern und das Kaufhaus – alle in der Spreequellstraße – Kinder- und Babysachen, Spielwaren, Schul- und Bastelbedarf an, auch Markenware. Insgesamt weitere zwölf Geschäfte, davon fünf in Ebersbach, haben Angebote für Familien mit Kindern. Aber eben nicht alle an einem Standort oder unter einem Dach und immer nur als ergänzendes Sortiment mit beschränkter Auswahl. Doreen Dreßler und Roberto Liebe werden in diesen Geschäften fündig. Wenn nicht, fahren sie nach Löbau und Bautzen. „Wir nutzen auch Angebote im Internet“, ergänzt Frau Dreßler. Etwa 20 Prozent der Sachen für die Kinder werden in der Familie so gekauft. Das sei vor allem dem größeren Angebot im Netz und der mangelnden Zeit zum Shoppen geschuldet, betont das Elternpaar.

Doreen Dreßler, die Geschäftsfrau, kann in Sachen Bekleidung und Schuhe für Kinder gut mitreden. Sie hat Erfahrung, schließlich versorgt sie selbst ihre Kinder mit Bekleidung und Spielwaren. Und sie verkauft Kinderschuhe. Sie realisiert in ihrem Schuhhaus etwa 15 Prozent des Umsatzes mit Schuhen für Mädchen und Jungen. Alleine vom Schuhverkauf für Kinder könnte sie das Geschäft allerdings nicht erhalten. Das leuchtet David Tobias ein. Er ist der Geschäftsführer des Handelsverbandes Sachsen. „Es ist extrem schwer und betriebswirtschaftlich nahezu unmöglich, alleine vom Verkauf von Baby- und Kindersachen ein Geschäft zu führen“, sagt der Handelsfachmann. Eltern schauen immer nach günstigen Angeboten, denn die Kinder wachsen aus den Sachen schnell heraus. Deswegen scheuen sich viele Mütter und Väter davor, für Kinderbekleidung – auch hochwertige – viel Geld auszugeben. David Tobias gibt zu bedenken, dass der Fachhandel die günstigen Preise, wie sie zum Beispiel Ketten wie KiK, Ernstings, C&A, H&M und andere anbieten, nicht gewähren kann. „Den hohen Warenbestand, den der Kunde erwartet, kann sich ein kleines Fachgeschäft nicht leisten“, betont der Handelsexperte. Er weiß, dass es regelmäßig auch in Sachsen Gründungen von Geschäften gibt, die ihr Glück mit dem Verkauf von Baby- und Kindersachen versuchen. Er weiß aber auch, dass diese Gründungen regelmäßig scheitern. „Betriebswirtschaftlich ist das nicht machbar, die Kapitalbindung ist zu groß, der Warendruck immens“, sagt Tobias. Wenn diese Geschäfte gezwungen sind, ihre Ware mit Abschlägen von 50 bis 70 Prozent zu verkaufen, weil die Saison vorbei ist oder eine neue Modewelle anrollt, führe das unweigerlich in eine betriebswirtschaftliche Schieflage, weiß der Experte.

So ist es schließlich kein Wunder, wenn es vor allem in ländlichen Regionen wie dem Oberland kaum Geschäfte gibt, in denen ausschließlich Waren für Mädchen und Jungen vom Babyalter bis zum Teenager angeboten werden. Hier gehen die Händler andere Wege und haben die Sortimente für Kinder als zweite oder dritte Standbeine in ihrem Laden im Angebot.

Ein Beispiel dafür ist die Buchhandlung Haußig in der Hauptstraße in Neugersdorf. Dort werden neben einem großen Sortiment für Erwachsene auch Kinder- und Jugendbücher angeboten. Und Schulbedarf, also Stifte, Blöcke, Hefte und dergleichen. „Bei den Kinder- und Jugendbüchern sind wir gut aufgestellt“, informiert Angelika Berndt, Mitarbeiterin der Buchhandlung. Das Angebot für den Schulbedarf sieht sie jedoch zwiespältig. Einerseits gebe es alles für die Schule in ganz vielen Läden der Stadt, andererseits haben manche Kunden weite Wege und nutzen gerade diesen Service der Buchhandlung Haußig gern.