SZ + Sebnitz
Merken

Sebnitz: Trauer um ehemaligen Vize-Oberbürgermeister

Rudolf Mai hatte 15 Jahre lang ein Amt inne, das er sensibel mit Verstand und Herzblut führte. Für viele wird er immer in Erinnerung bleiben.

Von Anja Weber
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Rudolf Mai war 15 Jahre lang Vize-Oberbürgermeister von Sebnitz. Jetzt ist er gestorben.
Rudolf Mai war 15 Jahre lang Vize-Oberbürgermeister von Sebnitz. Jetzt ist er gestorben. © SAE Sächsische Zeitung

15 Jahre lang war Rudolf Mai Vize-Oberbürgermeister von Sebnitz und damit politisch der zweitmächtigste Mann hinter dem ehemaligen Rathauschef Mike Ruckh (CDU). Im August 2009 entschied sich Rudolf Mai, in den politischen Ruhestand zu gehen. Er wollte nicht, dass der Rat überaltert. Sein Rentenalter hatte er bereits 2001 erreicht. Mit 73 Jahren nahm er Abschied, bedankte sich bei den Räten für das Vertrauen in sein Amt, für das er sich nie bewarb, sondern in das er sich eher drängen ließ. Welches er aber sehr sensibel mit viel Verstand und Herzblut und immer mit Bedacht ausfüllte. Am Montag ist Rudolf Mai verstorben.

Ein Mann der schnellen Entschlüsse war Rudolf Mai nicht. Auch bei den Ratssitzungen war er bedächtig, überlegte seine Wortwahl genau. Einmal sagte er selbst über sich: "Wenn man eine Funktion übernimmt, muss man auch dazu stehen. Notfalls darf man keine privaten Dinge darüber stellen. Bekommt man Vertrauen geschenkt, muss man es erfüllen, bis zum Schluss." Es sei für ihn etwas Besonderes gewesen, Sebnitz zu repräsentieren. 1990 schlugen seine Parteifreunde den CDU-Mann für den Stadtrat vor. Während seiner Amtszeit galt er als der Finanzexperte im Sebnitzer Stadtrat. Man hatte ihm dieses Fachgebiet aufgedrückt, für das er sich zuvor nie sonderlich interessiert hatte. Aber aus der Last wurde Lust, der städtische Haushaltsplan gehörte häufig zu seiner Lieblingslektüre. Und sein Exemplar war voll mit gelben Klebezetteln, alles Stellen, die er markiert hatte für Hinweise und Nachfragen.

Vize-OB Rudolf Mai hatte bodenständigen Humor

Seine ersten Kindheitsjahre hat der 1936 Geborene in Dolní Poustevna (Nieder Einsiedel) verbracht. 1945 kam seine Familie nach Sebnitz. Im Salon auf der Rosenstraße begann Rudolf Mai 1951 eine Lehre zum Frisör. Seine beruflichen Wege führten ihn anschließend nach Ottendorf und Dresden. Bereits 1958 war er Friseurmeister. Wieder zurück in Sebnitz, übernahm er das Friseurgeschäft seiner Tante auf der Hertigswalder Straße. Das Geschäft führte er 40 Jahre. Im Jahr 1998 übergab er den Betrieb seinem Sohn. 2001 ging Rudolf Mai in Rente.

Für ihn war es wohl eher ein Unruhestand. Er widmete sich weiter intensiv seinen Ämtern als Stadtrat und Vize-Oberbürgermeister, mitunter auch mit einem Augenzwinkern. Vielleicht hätte er einiges anders entschieden, wenn er es hätte tun können. Auf jeden Fall wird er nicht nur seinen Parteikollegen und den ehemaligen Stadträten in Erinnerung bleiben, sondern ganz vielen Sebnitzern und Sebnitzerinnen.

Parteifreund Günter Gebauer beschrieb ihn einmal so: "Er hat immer kräftig zugunsten der Stadt gewirkt und darauf geachtet, dass Entscheidungen im Sinne des Allgemeinwohls gefällt wurden - auch wenn es gegen die Interessen Einzelner ging." Gebauer.

Vor allem sei Rudolf Mai einer gewesen, der sehr gewissenhaft dafür gesorgt habe, dass sich die Stadt bei allen Ideen und hochfliegenden Plänen nach der Wende nicht finanziell übernommen hat, sondern auf dem Teppich geblieben sei. Für diesen Realismus sei man ihm sehr dankbar. Wer ihn gekannt hat, der weiß, dass sich Rudolf Mai auch in den schwierigsten Zeiten seinen gesunden und bodenständigen Humor bewahrt hat.