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Sechs Hundebabys ausgesetzt

Die Jungtiere wurden in Zittau gefunden. Dass es so viele sind, ist auch für das Bischdorfer Tierheim außergewöhnlich.

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© SZ Thomas Eichler

Von Constanze Junghanß

Martina Mucke schüttelt den Kopf. „Wer macht denn bloß so was“, fragt sie sich. Der Grund für die Betroffenheit der Tierheimmitarbeiterin und der anderen Helfer in Bischdorf fiept gerade auf der Wiese im Freilaufgehege. 24 Beine tapsen über das Gras. Sie gehören zu sechs Hundebabys. „Die Tiere wurden am Sonntag im Gewerbegebiet Zittau-Weinau bei der Ostritzer Allee gefunden“, erzählt Martina Mucke. Irgendwo zwischen den Hallen auf dem Betriebsgelände. Das war an diesem Sonntag gegen 9 Uhr. Ausgesetzt und ohne Fressen oder einen Schluck Wasser hat sie jemand dort in einem Karton abgestellt. Der Werdegang geht aus dem Tierheimprotokoll hervor.

Aus der Schachtel konnten sich die Welpen befreien und krabbelten hilflos um ihren Abstellplatz. „Dass gleich ein ganzer Wurf Hunde so aufgefunden wird, haben wir in dieser Form noch nicht erlebt“, sagt die Tierschützerin. Die Polizei nahm die Welpen vorübergehend in ihre Obhut und verständigte die Einrichtung in Bischdorf. Wer sie gefunden hat und die Polizei einschaltete, weiß das Tierheim nicht. „Als wir sie noch vor dem Mittag dort abholten, wurde sich auf der Polizeiwache liebevoll um sie gekümmert“, erzählt Sven Michalk vom Tierheim. Wasser und Streicheleinheiten seien verteilt worden. Sven Michalk brachte die sechs Winzlinge zusammen mit einem weiteren Helfer nach Bischdorf. Dort haben die Mitarbeiter den Tierarzt eingeschaltet, um die Hunde erst einmal gründlich zu untersuchen. Sie waren mächtig verwurmt und bekamen deshalb ihre erste Behandlung gegen Parasiten. Ansonsten scheint bei den zwei Hundemädchen und den vier Hundejungen alles in Ordnung zu sein.

Zwar nuckeln sie trotz der ersten spitzen Milchzähnchen noch gern an den Fingern der Menschen. Von Muttermilch sind sie aber nicht mehr abhängig. Auf etwa zwölf Wochen wird das Alter der Tiere geschätzt. Das habe auch der Tierarzt so bestätigt. Welche Rassen in den Hundekindern stecken, wird wohl zum Ratespiel: Einer der Welpen sieht aus wie ein Berner Sennenhund im Miniformat, ein anderer wie ein schwarz-weiß gelockter Hütehund. Nummer Drei hat hauptsächlich braunes Fell und könnte mit einem Schäferhund – zumindest weit entfernt – verwandt sein. Glattes schwarzes Deckhaar mit weißer Schnauze oder weißem Latz präsentiert der Rest der Rasselbande. Sie zu unterscheiden, ist also wirklich kein Kunststück. Doch da alle Tierheimtiere einen Namen haben, bekamen die Welpen am Montag ebenfalls welche: Motte und Sprotte heißen jetzt die Damen. Drago, Kody, Rudi und Buddy die Rüden.

Für den knuffigen, ungeplanten Nachwuchs hofft das Tierheim auf eine gute Unterbringung. Interessenten müssen sich aber noch eine Weile gedulden. 28 Tage dauert die Quarantäne. Das Veterinäramt muss der Freigabe zustimmen, der Tierarzt kommt zur Kontrolle sowie zum Impfen. Sobald die Welpen vermittelt werden dürfen, wird darüber auf der Homepage des Tierheims informiert.

Die Sechs gehören in diesem Jahr übrigens mit zu den bisher insgesamt 55 Fundtieren in der Einrichtung. Nicht alle diese Tiere wurden ausgesetzt. Manche gingen einfach stiften und die Besitzer seien heilfroh gewesen, sie in Bischdorf wieder abholen zu können, ist zu erfahren. Dass sich ein Besitzer der ausgesetzten Hundebabys meldet, ist eher unwahrscheinlich. Denn der oder diejenige hätte die Welpen selbst ins Tierheim bringen oder verschenken können. Einen Hund auszusetzen, gilt laut Bußgeldkatalog als Ordnungswidrigkeit und kann mit bis zu 25 000 Euro geahndet werden.