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Sex-Unterricht für Fünfjährige

London will Sexualkunde als Pflichtfach in der Grundschule einführen.

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Von Jochen Wittmann,SZ-Korrespondent in London

Im Lehrplan für britische Schüler ab fünf Jahren soll künftig Sexualerziehung zum Pflichtfach werden. Die Fünf- bis Siebenjährigen sollen lernen, was der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist und wie die einzelnen Körperteile heißen. Der Umgang mit den eigenen Gefühlen und was Freundschaft bedeutet, gehört dabei auch zum Unterrichtsstoff.

Die Sieben- bis Elfjährigen werden über die Pubertät aufgeklärt und wie die menschliche Reproduktion funktioniert. Die Schüler bis 16 Jahre lernen dann alles, was mit Verhütung, Abtreibung, Homosexualität und Geschlechtskrankheiten zu tun hat.

Der Grund für den frühen Beginn der Sexualerziehung liegt in einer nationalen Misere: Unter allen europäischen Ländern hat Großbritannien die meisten Teenager-Schwangerschaften. Die Zahl der Abtreibungen bei Mädchen, die jünger als 16 Jahre sind, stieg im letzten Jahr um zehn Prozent. Und eine Umfrage unter 20000 Jugendlichen zeigte, dass viele glauben, Sexualkunde würde in der Schule so schlecht gelehrt, dass sie keine Ahnung hätten wie Geschlechtskrankheiten oder Schwangerschaften zu vermeiden sind.

„Das Problem der Briten ist“, seufzte die Kolumnistin Joanna Moorhead, „dass wir Angst haben. Nicht nur vor Sexualerziehung, sondern vor Sex überhaupt. “ Und das führe dazu, dass Eltern mit dem Nachwuchs nicht über die „Fakten des Lebens“ sprechen wollten, obwohl klar sei, dass dies die beste Verhütung darstellt.