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Smart wandern

In Putzkau gibt es einen neuen Rundweg. Er ist innovativ – und ausgesprochen familienfreundlich.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Putzkau. Wer am ehemaligen Herrenhaus in Putzkau steht, der hat die Qual der Wahl. Mehrere Wanderwege in Richtung Valtenberg und Hohwald sind dort ausgeschildert, ebenso der gut 14 Kilometer lange Rundweg um den Ort und ein völlig neuer Wanderweg, auf dem man Putzkau und seine Geschichte kennenlernen kann. Konzipiert und angelegt wurde dieser, ein historischer Rundwanderweg, zu großen Teilen von jüngeren Dorfbewohnern und Bewohnern in den mittleren Jahren. Man ahnt das schon an der Info-Tafel am Herrenhaus. Die knapp elf Kilometer lange Tour, die es in der Summe auf 40 Höhenmeter bringt, sei auch für Kinderwagen geeignet, liest man dort.

Das ist nicht der einzige Unterschied zu herkömmlichen Wanderwegen. Zehn große Info-Tafeln und weitere Schilder stehen an geschichtsträchtigen Orten, wie zum Beispiel dem ehemaligen Rittergut, dem Neuhof, der einst auch eine Brauerei beherbergte und auf dessen Gelände sich jetzt die Kindertagesstätte befindet, und am Wohnhaus Dr. Alwin Schades. Er war Lehrer und Naturwissenschaftler und bekam für seine Leistungen von der Technischen Universität Dresden die Ehrendoktorwürde verliehen. An all diesen Tafeln und Schildern befindet sich ein QR-Code, den man mit dem Smartphone scannen kann und wo man Interessantes aus der Ortsgeschichte findet. Noch stehe die digitale Variante des Weges in der Endfertigung, sagt Dr. Markus Helbig, einer der Enthusiasten, die sich seit zweieinhalb Jahren für den Weg engagieren. Im neuen Jahr soll der QR-Code freigeschaltet werden.

Den Weg in der Realität gibt es natürlich schon. Bis auf ein kurzes Teilstück am Viadukt, das bis Jahresende fertiggestellt werden soll, kann man ihn durchgängig begehen. Im Grunde ist es eine Acht, die durch Putzkau führt. Da es ein Rundweg ist, ist es egal, wo man startet – ob am Bahnhof oder mitten im Ort. Verlaufen sollte man sich dabei nicht. Das Wappen der bis 1994 selbstständigen Gemeinde Putzkau markiert den Rundkurs. Angelegt wurde er von mehreren Familien – ein „harter Kern“ von etwa zehn Leuten – in ihrer Freizeit. „Sie zogen an den Wochenenden mit Kind, Kegel und Handwerkszeug los und schilderten die Wege aus“, sagt Ralph Riedel, Vorsitzender der Putzkauer Bürgervereinigung, bei der das Projekt angedockt ist. Nicht nur der historische Rundwanderweg wurde angelegt, sondern auch ein komplett neuer Wanderweg entlang der Bahnlinie zum Valtenberg. Zudem wurden zwei bestehende Wege neu markiert. Außerdem legte Familie Müller eine Geocachingroute zum Valtenberg an. Unterwegs gibt es 23 Verstecke, sagt Markus Helbig.

Die Mehrzahl der Informationstafeln zur Ortsgeschichte wurde von Erhard Dietmar Lenz verfasst. Er brachte vor einem Jahr eine umfangreiche Ortschronik heraus. Ein Wissensschatz, von dem die Bürgervereinigung nun profitiert. Autoren weiterer Infotafeln sind Markus Helbig, Peggy Richter und Mitglieder des Vereins Alttechnik Putzkau. Mit dem Weg wolle man der Entwicklung des Ortes einen Schub geben, sagt Ralph Riedel. Vor zwei Jahren beschloss der Gemeinderat von Schmölln-Putzkau, dass die Gemeinde der Touristischen Gebietsgemeinschaft „Oberlausitzer Bergland“ beitritt. „Unsere Wanderwege waren nicht nur in einem schlechten Zustand. Sie waren auch nicht mehr zeitgemäß“, sagt Ralph Riedel. Nun gibt es in Putzkau einen Weg, der nicht nur für Einheimische, sondern vor allem auch für Gäste interessant sein kann. Man erwandert die fast 675-jährige Ortsgeschichte und lernt weithin unbekannte Höhen kennen, wie den Milchhübel, von dem man einen sehr schönen Blick auf Putzkau und die Umgebung hat. Acht Ruhebänke sollen am Weg noch aufgestellt werden.

14 000 Euro kostete es, den Weg anzulegen – nicht mitgerechnet die vielen unentgeltlichen Arbeitsstunden von Bürgern. 80 Prozent gibt der Landkreis als Zuschuss. Die Gemeinde Schmölln-Putzkau beteiligt sich mit 2 000 Euro an den Kosten. Der Rest sind Spendengelder. Die Bürgervereinigung freue sich auch weiterhin über jede Spende, sagt ihr Vorsitzender. Denn um die Wege zu erhalten, wird auch künftig Geld gebraucht. So kümmert sich die Bürgervereinigung mit ihren rund 80 eingeschriebenen Mitgliedern neuerdings auch um den Rundwanderweg um den Ort. Sie übernahm diese Aufgabe vom Putzkauer Heimatverein, deren Mitglieder aus Altersgründen das nicht mehr schaffen.

Spendenkonto für den Erhalt von Wanderwegen: Empfänger: Bürgervereinigung Putzkau; Konto bei der Kreissparkasse Bautzen, IBAN: DE 11855500001001002195 BIC: SOLADES1BAT