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So funktioniert die Universitätsschule

Schon im August soll das Forschungsprojekt in der Johannstadt starten. Hier werden neue Lern- und Lehrformen getestet.

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© Christian Juppe

Von Nora Domschke

Eine Grund- und eine Oberschule in der Johannstadt, rund 60 Prozent der Kinder haben einen Migrationshintergrund, deutsche Eltern meiden den Schulstandort an der Pfotenhauerstraße, melden ihre Kinder lieber an Schulen in anderen Stadtteilen an. So lässt sich die Situation an der 102. Grundschule sowie an der 101. Oberschule inmitten des Johannstädter Plattenbaugebietes derzeit beschreiben. Das soll sich mit der Gründung einer sogenannten Universitätsschule schon bald ändern. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Projekt Schulversuch.

Wann und in welcher Größe wird die neue Universitätsschule gegründet?

Am 1. August geht die Schule am Standort der 102. Grund- und 101. Oberschule an den Start. Beschlossene Sache ist ebenfalls, dass die Landeshauptstadt Träger der neuen Einrichtung sein wird. Anfang September 2017 hat das Schulverwaltungsamt die Genehmigung für eine mindestens dreizügige Grund- und dreizügige Oberschule beantragt. Zwar steht der Bescheid vom Kultusministerium noch aus, allerdings wurde das Konzept der Schule bereits als genehmigungsfähig bewertet. Die TU Dresden, die das Konzept erarbeitet hat, muss den Schulversuch durch die obere Schulaufsichtsbehörde genehmigen lassen.

Sobald es grünes Licht gibt, werden Lehrer und Schulleiter gesucht, die dann die eine oder andere offene Frage klären müssen. Etwa, mit wie vielen Klassen die Schule starten soll. Die Wissenschaftler erhoffen sich eine erste und zweite sowie eine fünfte und sechste Klasse, weil der Unterricht jahrgangsübergreifend stattfinden wird. Geklärt werden muss außerdem, wie genau die Zusammenarbeit zwischen Universitätsschule und den beiden bestehenden Schulen aussehen könnte.

Welche Unterschiede gibt es zu anderen, sogenannten Regelschulen?

Ende November vergangenen Jahres legten Patricia Schwarz und Anke Langner vom Institut für Erziehungswissenschaften der Stadt das überarbeitete Konzept vor. Ziel ist es, mithilfe des Schulversuchs neue Lernmethoden zu testen, die nach der wissenschaftlichen Auswertung auch in andere Schulen übernommen werden können. Dabei geht es auch darum, neue Zeitmodelle zu erarbeiten, etwa mit offener Lernzeit, in der die Schüler selbstständig arbeiten. Zudem sollen Lehrer und Schüler nicht an vorgegebene Ferienzeiten gebunden sein. Weitere wichtige Aspekte sind zudem die Ausbildung der Lehrer und verschiedene Unterrichtsstile. Damit die Schüler auf eine Regelschule wechseln können, werden ab der zweiten Klasse Notenzeugnisse erstellt.

Welche Familien können ihre Kinder für den Schulversuch anmelden?

Grundsätzlich richtet sich das Angebot an alle Dresdner Eltern und ihren Nachwuchs. Bei der Anmeldung müssen die Familien einen elektronischen Fragebogen ausfüllen und Angaben dazu machen, welchen Bildungsabschluss Mutter und Vater haben, ob ihr Kind ein Junge oder Mädchen ist, welche Sprache innerhalb der Familie benutzt wird und ob das Kind geistig oder körperlich beeinträchtigt ist.

Das hat den Hintergrund, dass die Zusammensetzung der Klassen möglichst einen Querschnitt der Gesellschaft wiedergeben soll. Mit den Gruppen sollen verschiedene Lern- und Lehrformen ausprobiert und wissenschaftlich ausgewertet werden. Deshalb werden die Schüler nach bestimmten Kriterien ausgewählt und auf die Klassen verteilt.

Das Konzept sieht vor, dass pro Klasse 28 Schüler lernen, im Idealfall jeweils zur Hälfte Mädchen und Jungs. Fünf Kinder einer Klasse sollen aus sozial schwachen Familien kommen, acht Schüler aus Familien mit einemMigrationshintergrund sowie bis zu drei Kinder, die aufgrund von geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen besondere Hilfe beim Lernen brauchen. Zu einer guten Mischung gehören nach Auffassung der Wissenschaftler auch sieben Kinder, deren Eltern einen akademischen Abschluss haben.

Wann und wo ist die Anmeldungfür die Universitätsschule möglich?

Dazu wollen derzeit weder die Stadt noch das Landesamt für Schule und Bildung Angaben machen – denn in seiner Sitzung am 25. Januar muss der Stadtrat zunächst dem Konzept zustimmen. Erst danach kann die Schule genehmigt werden. Über die Anmeldungen entscheidet der neue Schulleiter. Allerdings schon jetzt können sich Eltern auf der Internetseite der Universitätsschule registrieren lassen. Das haben offensichtlich schon einige Eltern genutzt: „Die Zahl der Interessenbekundungen von Familien, die ihre Kinder anmelden wollen, ist schon jetzt deutlich höher, als Plätze zur Verfügung stehen werden“, teilt Anke Langner auf SZ-Nachfrage mit.

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