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So reagieren Dresdner auf den Radweg-Stopp

Der Stadtrat hat den Radwegplan auf der Albertstraße gekippt. Richtig, sagen manche. Andere verstehen die Welt nicht mehr.

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Ein Radfahrer beim Überqueren der Albertstraße.
Ein Radfahrer beim Überqueren der Albertstraße. © René Meinig

Von Kopfschütteln bis Bewunderung – die Reaktionen auf die Stadtratsentscheidung zur Albertstraße fallen sehr gemischt aus. Mit den Stimmen von CDU, FDP, Bürgerfraktion und AfD war am Donnerstag beschlossen worden, alle vier Fahrpuren beizubehalten. Die Verwaltung wollte eine Spur zugunsten eines Radweges in Richtung Albertplatz wegnehmen. „Richtige Entscheidung“, schreibt Dirk Uhlmann bei Sächsische.de auf Facebook. „Kein normaler Mensch plant so was, bei dem breiten Fußweg.“ In Berlin habe er erleben müssen, wie es wirke, wenn eine Fahrspur aufgegeben werde, kommentiert Michael Schröder. „Aus einer zweispurigen Straße mit halbwegs rollendem Verkehr wurde tagsüber ein Dauerstau qualmender Fahrzeuge und eine im Winter fast komplett leere Radtrasse.“

An die Zeit, in der breite Straßen in Dresden angelegt wurden, fühlt sich Friedrich Löwe erinnert. „Mit Vollgas zurück in die Verkehrsplanung der 60er-Jahre, hin zur autogerechten Stadt.“ Henri Stosch meint: „Wow, zuerst den Luftreinhalteplan beschließen und zwei Stunden später einen Antrag annehmen, der einen Teil davon wieder kippt.“ Und am Ende koste der nicht gebaute Radweg mehr als der gebaute. Damit meint Stosch, dass auf die Landeshauptstadt Schadenersatzforderungen zukommen könnten. Denn der Umbau der Albertstraße ist bereits ausgeschrieben worden. Firmen hätten laut Verwaltung bereits Angebote abgegeben. Sie könnten nun bis zu 75.000 Euro fordern. Der Umbau sollte 530.000 Euro kosten. Der größte Teil wäre über Fördermittel finanziert worden, Dresden hätte 60.000 Euro dazu bezahlen müssen.

Geäußert hat sich am Donnerstagabend auch noch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC). „Ich bin erschüttert, in welch populistischer Weise insbesondere die FDP ein lange geplantes Rad-Projekt zum politischen Kampfprojekt hochstilisiert hat“, sagte Nils Larsen vom Dresdner Vorstand. „Dabei hätte es hier eine einzigartige Chance gegeben, wirklich viel für den Radverkehr zu erreichen, ohne dass das dem Verkehrsfluss geschadet hätte.“

Aus Sicht der Stadtratsfraktionen, die sich gegen den Radweg aussprechen, wäre die Streichung von einer oder sogar zwei Autospuren auf der „wichtigsten Nord-Süd-Verbindung der Landeshauptstadt“, nicht nachvollziehbar. Die Straßen und Wege links und rechts der Albertstraße erscheinen CDU, FDP und Bürgerfraktion als ausreichend groß für Radwege, die dann auch besser an den Albertplatz und die Carolabrücke angeschlossen wären.

Laut neuester Verkehrszählung nutzen täglich etwa 22.400 Autos, Motorräder und Laster die Albertstraße. Fahrräder wurden nicht gezählt.