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So schlemmte der Osten Eis

Das Pirnaer DDR-Museum richtet einen weiteren Themenraum ein. Einige Original-Exponate haben eine längere Reise hinter sich.

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© Daniel Schäfer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Noch sieht es nach Baustelle aus. Aber wer genau hinschaut, erkennt das Ziel. In der Ecke steht eine alte Softeismaschine, davor der Verkaufstresen, der früher verschiedene Eissorten kühlte. Conny Kaden, Inhaber des DDR-Museums in Pirna, hat Sinn für Humor. Auf dem Glastresen hat er gleich mal ein Schild aufgestellt mit der Aufschrift: „Aus personellen Gründen zur Zeit kein Verkauf von Speiseeis“. Ein dezenter Hinweis auf die Mangelwirtschaft in der DDR.

Der große Raum im Erdgeschoss des Museums wird momentan zu einer Eisdiele umgebaut. „Mit Außenstühlen und Innenplätzen“, beschreibt Kaden das zukünftige Themenzimmer. Die Besucher sollen sehen, wie der Osten früher Eis schlemmte. Um das authentisch darzustellen, verwendet der Museumsinhaber wie üblich ausschließlich originales Inventar.

Die Exponate haben teilweise einen weiteren Weg hinter sich. So stammt der große Eisverkaufstresen beispielsweise aus Bad Klosterlausnitz in Thüringen. Kaden schätzt, dass das gute Stück in den 70er-Jahren hergestellt wurde. Auch die Eismaschine dahinter datiert aus dieser Zeit. Diese hat Kaden von der Eisdiele Kunze aus Dohna für die neue Ausstellung geschenkt bekommen. Komplettiert wird das Ganze mit den typischen Tisch- und Stuhlgarnituren aus DDR-Zeiten, an die sich viele bestimmt noch gut erinnern: rote Sitzfläche, weiße Lehnen-Gestelle. Diese Möbel stehen allerdings noch im Lager des Museums, sie werden erst später eingeräumt.

Natürlich fehlt es nicht an Feinheiten. Die klassischen Eisbecher aus Metall in den Farben Grün, Blau und Rot hatte Kaden bereits in seiner Sammlung. Ebenso Dosen mit Komet-Speiseeispulver, Geschmacksrichtung Schokolade.

Leider werden Kaden und sein Team kein echtes Eis in dem neuen Ausstellungszimmer herstellen und verkaufen. Aber es wird Eis-Attrappen geben, die auf den Tischen zum Löffeln verführen. „Die Attrappen habe ich über Kontakte der Pirnaer Konditorei Schreiber bekommen. Sie sehen aus wie echt“, freut sich der Museumsbetreiber. Überhaupt bekommt Conny Kaden viel Unterstützung. Der große Freundeskreis, der zu seinem DDR-Museum gehört, hat auch bei dem Eis-Projekt geholfen. Besucher müssen allerdings noch etwas Geduld für die eisige Reise in die Vergangenheit aufbringen. Da alles in Eigenleistung aufgebaut wird, rechnet Kaden erst im Sommer mit der Eröffnung des Themenraums.

Momentan haben die Vorbereitung für die Maifeier auf dem Museums-Gelände Priorität. Traditionell fahren viele Besucher mit ihren originalen Ostfahrzeugen an. Trabi, Wartburg, Saporoshez sind unter anderem zu bestaunen. Außerdem wird es Rundfahrten in einem Ikarus-Bus geben sowie eine Kinderspielstrecke. Ein Schnellzeichner fertigt kostenlos Porträts der Gäste an. Kaden rechnet auch in diesem Jahr wieder mit zahlreichen Gästen.

2005 eröffnete er das DDR-Museum an der Rottwerndorfer Straße. Eine Erfolgsgeschichte, denn jährlich kommen um die 25 000 Besucher aus Deutschland und der ganzen Welt. „Wir hatten auch schon Japaner bei uns zu Gast“, sagt Kaden.

Die Exponate und verschiedenen Themenräume sind auf insgesamt 2 000 Quadratmetern im Erdgeschoss und im Obergeschoss ausgestellt. Die Besucher sehen unter anderem, wie zu DDR-Zeiten eine typische Wohnung, ein Klassenzimmer, einen Kindergarten eingerichtet waren und entdecken zahlreiche liebevolle Details.

Maifeier, 1. Mai, 10 bis 18 Uhr, DDR-Museum Pirna, Rottwerndorfer Straße 45, Eintritt: 1,50 Euro