Merken

So zieht Bautzens alte Dampflok um

Der Transport startet am Montagmorgen. Für Autofahrer und Schaulustige gibt es Einiges zu beachten.

Teilen
Folgen
NEU!
© Uwe Soeder

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Es kann losgehen. Das Transportunternehmen ist bestellt, alle Genehmigungen liegen vor. Dem Umzug der alten Dampflok vom Bautzener Bahnhof steht nichts mehr im Weg. Heinrich Schleppers ist stolz und gleichzeitig auch erleichtert. Der CDU-Stadtrat hat den Umzug der Lok organisiert, er hat Spenden gesammelt, mit Behörden verhandelt und auch dann nicht aufgegeben, als es schwierig wurde. Nun kann er die gute Nachricht endlich verkünden: „Am Montag wird die Lok an ihren neuen Standort gebracht.“

Der Zeitplan steht. Gegen sechs Uhr werden Kräne am Bahnhof aufgestellt. Die sind dazu da, um den fast 140 Tonnen schweren Koloss aufzuladen. Um eine solche Fracht überhaupt befördern zu können, hat Schleppers einen Tieflader bestellt. Wie der Bautzener mitteilt, soll der Schwerlasttransport gegen 10 Uhr starten. Los geht es mit dem Rangieren im Bereich der Dr.-Peter-Jordan-Straße und der Taucherstraße. Anschließend wird die Lok vorsichtig über die Tzschirnerstraße, die Neusalzaer Straße und die Eisenbahnbrücke an die Packhofstraße und damit zum neuen Standort gebracht. Schleppers hofft, dass der Umzug gegen 14 Uhr beendet ist. Doch genau sagen, kann er das nicht. „Ich bitte da um Verständnis. Wir alle haben so einen Transport noch nicht ausprobiert“, sagt er.

Am Bahnhof wird es eng

Egal wie lange der Umzug dauern wird, fest steht schon jetzt, dass die Autofahrer mit Behinderungen rechnen müssen. Während die Lok unterwegs ist, sind die Straßen, die auf der Route liegen, nicht befahrbar. Und auch am Bahnhof ändert sich Einiges. Bereits ab Sonntag wird der gesamte Bahnhofsvorplatz gesperrt. Zugfahrgäste erreichen die Gleise dann nur von der Westseite, also vom Penny-Markt aus. Selbes gilt für jene, die mit dem Zug ankommen und den Bahnhof verlassen wollen. Auf dem Bahnhofsvorplatz dürfen aus Sicherheitsgründen zudem keine Fahrzeuge stehen. Das heißt, dass Autos auch abgeschleppt werden, wenn sie am Montag noch am Bahnhof parken. Das betrifft auch Fahrzeuge auf dem östlichen Bahngelände. Während der Kranarbeiten am Montag ist die Zufahrt zu diesen Stellflächen dicht. Auf der Packhofstraße ist das Parken ab Sonntag ebenfalls nicht erlaubt. „Wir werden versuchen, alle Sperrungen nur so lange aufrecht zu halten, wie es für ein gefahrloses Arbeiten notwendig ist“, erklärt Schleppers und hat noch eine Bitte. Der Bautzener ist sich sicher, dass viele Schaulustige beim Umzug dabei sein wollen. Das sei aber nicht ungefährlich, meint er. Besucher sollten auf ihre Sicherheit achten und sich hinter den Absperrbändern aufhalten.

Und eines sollten Schaulustige noch beachten: Fährt der Tieflader über die Eisenbahnbrücke an der Neusalzaer Straße, dann ist diese nicht nur für Autos komplett gesperrt. „Auch für alle Fußgänger und Fahrradfahrer ist das Betreten der Brücke dann verboten“ , so Schleppers.

Die in den 1940er-Jahren in Wien gebaute Lok der Baureihe 52, die auch in der Region im Einsatz war, steht seit 1988 auf dem Bahnhofsvorplatz. Für viele Bautzener ist sie zu einem Wahrzeichen ihrer Stadt geworden. Für die Deutsche Bahn war die Lokomotive zuletzt eher ein Hindernis, das es zu beseitigen galt. Mit dem Verkauf des Bahnhofes sollte der Koloss entfernt und verschrottet werden. Und das schon bald. Denn die beiden neuen Bahnhofsbesitzer, Jörg Drews und Gerald Lucas, wollen das teilweise leer stehende Empfangsgebäude sanieren und wieder nutzbar machen. Schon im Herbst werden die Arbeiten starten. Dort, wo jetzt noch die alte Lok steht, können schon bald Autos parken.

Anstrengende Tage

Ein Bauvorhaben, das viele Bautzener zwar begrüßen. Doch mit dem ursprünglichen Plan, die alte Lok einfach zu entsorgen, waren viele nicht einverstanden. Um die Lok zu retten, kauften die Mitglieder des Vereins „Ostsächsische Eisenbahnfreunde“ das Denkmal. Gemeinsam mit Heinrich Schleppers suchten sie in den vergangenen Monaten nach einem neuen Standort und sammelten Spenden für den Transport. Auf diese Weise kamen die notwendigen 40 000 Euro für den Umzug zusammen. „Ich bedanke mich bei allen, die geholfen haben“, sagt Heinrich Schleppers. Anstrengende Tage liegen hinter dem Bautzener. Immer wieder stand die Lok-Rettung auf der Kippe, immer wieder musste Schleppers zittern. Lange wusste er nicht, ob der Tieflader den Weg über die Brücke nehmen darf. Experten prüften die Statik – und ließen sich Zeit bei der Entscheidung. Als die Genehmigung dann endlich vorlag, fehlten dem Bautzener Helfer, die den Zaun rund um die Lok entfernen konnten. Zuletzt bereiteten Heinrich Schleppers noch einige Schilder der Deutschen Bahn schlaflose Nächte, weil sie im Weg standen.

Ruhe wird er wohl erst finden, wenn der Umzug geglückt ist. Bis dahin kann er jetzt nur noch eines tun: Daumen drücken.