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Sparkasse nimmt Gebühr fürs Münzenzählen

Das Kleingeld macht Arbeit. Wie aber werden Kommunen jetzt ihre Parkgroschen los und Kinder ihr Gesammeltes?

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© dpa

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. Zum 1. Juli hat die Ostsächsische Sparkasse Dresden die Münzeinzahlautomaten abgeschafft und stellt damit „die automatisierte Annahme von Münzen“ ein, wie Unternehmenssprecher Andreas Rieger erklärt. Das ist für viele Kommunen ein Schock, die bisher säckeweise Münzen – etwa aus Parkautomaten – bei der Sparkasse eingezahlt hatten. Die Einzahlung von Münzgeld ist bei der Sparkasse zwar weiterhin in jeder Filiale möglich, kostet aber Geld. Große Mengen an Münzen müssen in sogenannten Safebags, also Sicherheitsbeuteln, abgegeben werden. In diese passen bis zu vier Kilogramm an Münzen, pro Sack sind dann fünf Euro zu zahlen.

„Das wird für uns richtig teuer“, sagt Bad Schandaus Bürgermeister Thomas Kunack (WV Tourismus). Die städtische Kur- und Tourismus GmbH (BSKT) betreibt die Parkautomaten an mehreren Parkplätzen, die öffentlichen Toiletten und dem Historischen Personenaufzug. Hier fällt täglich viel Münzgeld an. Die Einzahlung bei der Sparkasse würde künftig etwa zwei- bis dreitausend Euro pro Jahr kosten, wird grob geschätzt. Deshalb wird nun geprüft, ob – schneller als geplant – neue Parkautomaten eingeführt werden können, die auch bargeldloses Bezahlen möglich machen. Dabei wird mit Investitionskosten von rund 18 000 Euro pro Gerät gerechnet.

Die BSKT hat sich nun Angebote von Sicherheitsfirmen eingeholt, um zu prüfen, ob es billiger wird, das Hartgeld komplett von einer Firma abholen zu lassen. „Da können wir aber nicht so schnell reagieren, wie jetzt das Aus mit dem Münzeinzahlautomaten kam“, sagt Geschäftsführerin Gundula Strohbach. Die Stadt Pirna praktiziert das schon seit Langem so. „Wir haben eine Sicherheitsfirma zwischengeschaltet. Sie zählt und rollt die Münzen und liefert sie ab“, erklärt Jekaterina Nikitin von der Pressestelle der Stadt. Die Oberelbische Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz, bei der täglich viel Münzgeld anfällt, praktiziert das ähnlich. Eine Sicherheitsfirma bringt das eingenommene Geld direkt zur Bundesbank. „Die Änderungen bei der Sparkasse haben deshalb für uns keine Auswirkungen“, sagt Geschäftsführer Uwe Thiele.

Sparkassensprecher Andreas Rieger erklärt, dass das Geldinstitut trotz der Abschaffung der Automaten mit der Annahme von Münzen einen Service bietet, „den viele Geschäftsbanken schon längst eingestellt haben“. Privatkunden könnten außerdem bis zu 50 Münzen bei den Mitarbeitern abgeben, die gleich vor Ort gezählt und dem Konto gutgeschrieben werden. Das bleibt weiterhin kostenlos. Kinder, die ihr Sparschwein schlachten, sollten also vorher abzählen, dass sie nicht mehr als 50 Münzen zur Sparkasse tragen, sonst werden Gebühren fällig.

Volksbank plant auch Änderung

Die Sparkasse informiert seit mehreren Wochen Kunden, dass der Münzverkehr nun etwas kostet. In zehn der 40 Filialen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge standen bisher automatische Münzeinzahlgeräte, die nun alle abgeschafft werden. Hintergrund ist die Münzgeldverordnung. Darin wurde neuerdings den Banken und Sparkassen die Prüfung der Echtheit und des Gebrauchszustands der Münzen übertragen. „Dies können unsere Automaten nicht vollumfänglich gewährleisten. Damit haben wir den Umstand, dass der Kunde vorn die Münzen einwirft und wir anschließend hinten jede noch mal einzeln händisch prüfen“, erklärt Rieger. Für das Bargeldhandling wendet die Ostsächsische Sparkasse nach eigenen Angaben rund neun Millionen Euro pro Jahr auf. Ein Teil davon soll nun offenbar auf die Nutzer von Münzgeld umgelegt werden.

Dem aus dem Wege zu gehen, dürfte schwierig werden. Einige andere Institute immerhin bieten die Münz-Einzahlautomaten noch an. Die Volksbank Pirna erklärt, dass Privatkunden weiterhin über die bestehende Technik Münzen kostenlos einzahlen können. Die vier Münzeinzahlautomaten in den Filialen in Pirna, Heidenau, Neustadt und Sebnitz sind weiter in Betrieb. „Änderungen sind hier auf absehbare Zeit nicht geplant“, so der Prokurist und Leiter Privatkundenbetreuung, Andreas Hackel. Bei Geschäftskunden plane aber auch die Volksbank für Münzeinzahlungen eine Änderung. Es gebe aber auch Einzelfallkalkulationen in Abhängigkeit des Bargeldumsatzes. Die Commerzbank handhabt das ebenso. In ihrer Pirnaer Filiale steht ein Münzeinzahlautomat bereit.

Die Deutsche Bank in Pirna nimmt nach eigenen Angaben Moneybags von ihren Kunden ohne Gebühr entgegen. Die Sparda-Bank nimmt Hartgeld nur gerollt und verlangt dafür 50 Cent pro Rolle.