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Spaziergang in die Sackgasse

Die Eigentümer sperren in Wölkau einen beliebten Weg. Sie haben triftige Gründe. Nachbarn sind trotzdem sauer.

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© SZ/Ingolf Reinsch

Wölkau. Die rot-weiße Kette an der Uhyster Straße in Wölkau fällt sofort auf, den schmalen Pfad daneben sieht man erst auf den zweiten Blick. „Privatweg“ steht auf einem Schild. „Betreten auf eigene Gefahr.“ Immerhin, man darf dort laufen. Doch nach rund 100 Metern vor einer großen Wiese ist Schluss. Dort steht ein zweites Schild: „Privatweg. Durchgang verboten.“ Es steht seit ein paar Tagen dort, und mancher in Wölkau ist sauer, dass ihm ein beliebter Rundweg durch den Ort genommen wurde. Zumal auf der Wiese Pferde weiden, und der Elektrozaun ihrer Koppel auch schon zeitweilig den Weg versperrt habe, berichten Wölkauer. Vor allem ältere Menschen, junge Muttis mit Kindern, aber auch Wanderer und Besucher des Dorfes sind dort gern lang gelaufen, heißt es in einem Leserbrief an die SZ. Außerdem sei der Weg über die Wiese die kürzeste Verbindung vom Mühlendamm zur Bushaltestelle an der Wölkauer Ampelkreuzung. „Seit Menschengedenken“ hätten Dorfbewohner diesen Weg genutzt, heißt es.

Obwohl er keinen Namen hat, ist der schmale Verbindungsweg über die Wiese zwischen dem Mühlendamm und der Wölkauer Kreuzung auch in Karten eingetragen. Sowohl den gedruckten, wie dem Landkreis-Atlas, der alle Straßen in Städten und Gemeinden im Kreis Bautzen enthält, als auch im Internet.

Allerdings führt dieser Weg über Privatland. Er gehört einer Grundstückseigentümergemeinschaft. Doch diese Besitzverhältnisse hätten nicht den Ausschlag gegeben, ihn jetzt für die Öffentlichkeit zu sperren, sagt Irmgard Weniger, die der Eigentümergemeinschaft angehört. „Der Hauptgrund war, dass die Fläche immer wieder als Hundewiese genutzt worden ist. Hundehalter haben ihre Tiere frei laufen lassen und sich nicht um deren Hinterlassenschaften gekümmert“, sagt sie. Die Fläche ist als Weideland verpachtet. Die Eigentümer sehen eine Verantwortung gegenüber ihrem Pächter und dessen Tieren. Hundekot im Pferdefutter – wahrlich keine appetitliche Vorstellung und eine gefährlich dazu. Denn die Pferde, die das verunreinigte Futter fressen, könnten davon krank werden. Zudem sei der Weg auch dann genutzt worden, wenn er klatschnass war. Auch mit Kinderwagen. Dessen Räder hätten sich in die Wiese eingegraben und Spuren hinterlassen, die die Eigentümer beseitigen mussten, berichtet Frau Weniger.

Die Gemeinde Demitz-Thumitz sieht in diesem Fall keinen Grund, in den Wegestreit einzugreifen. „Es ist kein öffentlicher Weg, sondern ein reiner Privatweg“, sagt Bauamtsleiter Jörg Matthies. Bewohner des Mühlendamms haben andere Möglichkeiten, auf sicheren Wegen ins Dorf zu kommen und die Bushaltestelle zu erreichen. „Es ist nicht so, dass durch die Sperrung des Wiesenweges jemand abgeschnitten ist“, sagt der Bauamtsleiter. Die Eigentümergemeinschaft sieht die Kritik ihrer Nachbarn an der Sperrung des Weges unbegründet. Man sei um ein Einvernehmen bemüht, versichert sie. „Wir haben freiwillig Land abgegeben, damit der Fuß-- und Radweg entlang der ehemaligen B 6 gebaut werden konnte“, sagt Irmgard Weniger. Genauso war es beim Bau der Pumpstation für die Abwasserentsorgung in dem Demitzer Ortsteil.

Wölkau hat noch andere Wege, die in die Natur hinausführen und wo jedermann laufen darf. Ob sie gleichwertiger Ersatz sind? Der gesperrte Weg ist ein besonders idyllischer. Gut begehbar und fürs Spazierengehen nicht zu weit. Geradezu ideal für eine kleine Dorfrunde. (SZ/ir)