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Specksteinschnitzen zum Stressabbau

Beim Familientag auf der Burg zeigen Handwerker ihre Kunst. Bei einer Schnitzeljagd müssen Kinder eine Antwort finden.

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© Dietmar Thomas

Von Helene Krause

Kriebstein. Wachmänner, Burgfrauen, Handwerker, Musikanten und Jäger bevölkern den Hof der Burg Kriebstein. Alle tragen mittelalterliche Kostüme. Nur bei dem ein oder anderen schauen unter dem historischen Gewand ein Paar moderne Schuhe oder Stiefel hervor. Zum neunten Mal veranstalten die Gugelgilde und der Verein Freundeskreis Burg Kriebstein einen Familientag auf der Burg. Die Veranstaltung gehört zum Angebot „Ferienspaß für Königskinder“, die es im Schlösserland Sachsen seit inzwischen zehn Jahren gibt.

Als Handwerker mit dabei ist Kevin Müller aus Leipzig. Der 27-Jährige betätigt sich als Specksteinschnitzer. Dafür hat er kleine Specksteine, Nadeln und Schnitzwerkzeug mitgebracht. „Die Steine habe ich im Internet erstanden“, erzählt er. Zu dem Hobby kam er, weil seine Freundin für ein Mittelalterspiel einen Siegelstempel brauchte. Mit dem sollten Briefe versiegelt werden. Er fertigte den Stempel aus Speckstein an. Die Arbeit mit dem Stein machte ihm Spaß – und Müller blieb dabei.

„Ich brauchte etwas, um vom Arbeitsstress herunterzukommen“, sagt er. „Meine Freundin meinte, ich könnte das Schnitzen auf der Burg Kriebstein zeigen.“ Beide gehören nicht zur Gugelgilde. Doch die Freundin von Kevin Müller hat Bekannte in dem Verein. Schon im vergangenen Jahr waren sie auf der Kriebsteiner Burg, allerdings nicht mit Specksteinen. „Es gefällt uns hier“, so Müller.

Zum Familientag können sich die Kinder bei ihm mit dem Steinwerkzeug ein Amulett oder ein Tier schnitzen oder mit der Nadel ein Motiv in den Stein eingravieren. „Die Specksteine können anschließend mit Öl getränkt oder mit Handcreme veredelt werden“, erklärt Kevin Müller. Seine Freundin und seine Tochter finden sein Hobby gut. Vielleicht auch, weil er für sie hübsche Anhänger oder nützliche Dinge herstellt.

Doch nicht nur der Specksteinschnitzer ist auf der Burg präsent. Eine Färberin und eine Weberin zeigen ihre Handwerkskunst. Mit einem Spinnrad werden Fasern zu einem Faden versponnen. In der Burg können die Besucher schauen, wie die Burgherren lebten. Es gibt kleine Burgführungen und einen Tanzworkshop. Bei dem können die Teilnehmer bei einem Tanzmeister die mittelalterlichen Tänze erlernen.

Saboteur treibt sein Unwesen

An die Kinder ist genauso gedacht. Für sie werden allerhand Spiele angeboten. Ab einem Alter von fünf Jahren können sie sich an einer abenteuerlichen Schnitzeljagd mit Ritter Griebs von Kriebstein beteiligen. Während in den vergangenen Jahren bei dem Spiel ein verlorener Ring oder ein Schatz gesucht werden mussten, ist diesmal die Antwort auf Fragen zu suchen, die ein Brief aufwirft. Den hat der Dorfschulze eines abgelegenen Ortes an den Burgherren geschrieben.

Ungewöhnlich daran ist, dass er in Sprichwörtern verfasst ist. Um die Lösung zu finden, helfen die Burgbewohner den Kindern. Doch das Bösartige dabei ist, dass auf der Burg ein Saboteur sein Unwesen treibt. Er will mit kleinen Streichen das Finden der Antwort verhindern. Als Preis gibt es am Ende für alle Teilnehmer ein Goldstück aus Schokolade.

Über Facebook hat Thomas Bräutigam aus Zwenkau von der Veranstaltung auf der Burg Kriebstein erfahren. „Ich suchte etwas, was man mit einem Kind bei dem regnerischen Wetter machen kann“, sagt er. Weil ihn die Veranstaltung interessierte, ist er mit seinem Sohn Ben zur Burg gekommen.

Denise Brahms und Sohn Timo wohnen in Kriebstein. „Wir sind von der Burg begeistert“, sagt Denise Brahms. „Timo faszinieren besonders die Ritter.“ Auf der Burg waren sie schon öfter. Durch Werbung in der Sächsischen Zeitung haben Katrin Bräunlich, ihr Mann Thomas und die Kinder Sophie und Julia von der Veranstaltung erfahren. Während Katrin Bräunlich schon zweimal auf der Burg Kriebstein war, ist ihre Familie das erste Mal hier. Die Bräunlichs kommen aus Hohenstein-Ernstthal.

Von dem Familientag auf der Burg lasen auch Antje und Ronny Baude aus Königsstein in der Zeitung. Tochter Emma und Sohn Eik sind mit den Eltern mitgekommen.

Aufgeführt wird das mittelalterliche Spektakel auch in diesem Jahr wieder von den Mitgliedern der Gugelgilde Dresden. Der Verein widmet sich mit großer Hingabe seiner Mitstreiter dem Live- und Tischrollenspiel. Seine zurzeit 52 Mitglieder schlüpfen in die Rollen der Burgbewohner und interagieren mit den Besuchern. Deshalb ist ein Spiel nicht wie das andere, selbst wenn es das gleiche Thema hat.