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Spekon erobert die Welt

Fallschirme und andere Produkte der Seifhennersdorfer Textilfirma gehen in 36 Länder. Aber es gibt ein Problem.

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© Matthias Weber

Von Holger Gutte

Ein Kamerateam des türkischen Pendants zur deutschen ARD ist jetzt in Seifhennersdorf gewesen. Die Mitarbeiter haben keinen Film über die Oberlausitz gedreht. Ihr Interesse galt der Sächsischen Spezialkonfektion GmbH – kurz Spekon. Firmenchef Senol Yegin ist Türke und hatte das Textilunternehmen 1993 von der Treuhandgesellschaft gekauft. Inzwischen gehört es seit vielen Jahren weltweit zu den Marktführern bei den Fallschirmherstellern.

Stolz berichtet Senol Yegin, dass im Seifhennersdorfer Werk von 1991 bis 2015 allein 4 000 Fallschirme und 2 000 Lagersysteme für die deutsche Bundeswehr genäht wurden. 500 Fallschirme sind erst vor etwa einem Monat wieder an die Bundeswehr gegangen.

Spekon liefert mittlerweile in 36 Länder. Er freut sich, dass der Allgemeine Unternehmerverband Zittau und Umgebung seine Mitgliederversammlung in seiner Firma abhält. Und auch die Mitglieder hören ihm beim Rundgang durch die 1 800 Quadratmeter große Produktionsstätte interessiert zu. „Für uns ist es wichtig, dass wir in Deutschland produzieren“, sagt Senol Yegin. Sein größter deutscher Konkurrent, lässt in Rumänien nähen. Der Spekon-Chef setzt dagegen auf das Seifhennersdorfer Traditionsunternehmen.

„Da hält jede Naht“

Schon über 170 Jahre produziert das Unternehmen am Standort Seifhennersdorf. Und seit 75 Jahren werden hier Fallschirme hergestellt. Viele seiner Mitarbeiter haben die über 20-jährige Ära unter Senol Yegin mitgeschrieben. „Die können fast mit geschlossenen Augen in Top-Qualität nähen. Und da hält jede Naht“, sagt er.

Momentan will er davon auch wieder einen Kunden in den Vereinigten Arabischen Emiraten überzeugen. Im Frühjahr könnte dann von dort ein Großauftrag bei Spekon bestellt werden. Zu den Hauptkunden des Unternehmens wie der Bundeswehr oder anderer Nato-Partner kommen auch immer mehr arabische Staaten. Von Vorteil könnte da die gerade entstehende türkische Außenstelle von Spekon in Istanbul sein. Senol Yegins Tochter Isilay Akbülbül leitet sie. Eine deutsche Firma mit einem Standort in der Türkei öffnet scheinbar noch mehr Türen bei Kunden in der Golfregion.

Senol Yegin betont aber, dass das nicht zulasten des Seifhennersdorfer Unternehmens geht. Nach wie vor will er den in der Oberlausitz erwirtschafteten Gewinn auch wieder hier investieren. Allerdings bereitet ihm der Standort auch Sorgen. Er sieht in ein paar Jahren große Nachwuchsprobleme. „Ich finde hier keine jungen Facharbeiter“, sagt er. Deshalb beschäftigt er hier schon manchmal bis zu acht tschechische Mitarbeiter. Bei Großaufträgen wächst deren Zahl sogar auf 15 an.

Weil Senol Yegin langfristig aber am Seifhennersdorfer Firmenstandort festhalten will, kann er sich für später sogar vorstellen, Flüchtlinge zu beschäftigen. Denn 50 Mitarbeiter braucht er für den Firmenstandort. „Vielleicht überlegt er es sich auch wieder junge Leute auszubilden. Aber das ist vor einigen Jahren schon mal schiefgegangen. Gerade mal ein Lehrling hatte sich bei Spekon für einen Ausbildungsplatz beworben.

2 250 000 Euro hat er persönlich in Seifhennersdorf investiert. Hinzu kommen noch mal 2 400 000 Euro über ein SAB-Darlehen. Erst vor vier Jahren sind bei der Sächsischen Spezialkonfektion GmbH wieder neue Technologien eingeführt worden. 2,7 Millionen Euro wurden dabei in Maschinen investiert. Spekon setzt dabei auf die Entwicklung von eigenen Produkten mit technischen Textilien.

Über 40 Medaillen und Weltrekorde

Nur so kann das Unternehmen auch weiterhin zu den Weltmarktführern gehören. Mit 45 Prozent halten sie derzeit weltweit den Anteil bei der Produktion von Rettungsfallschirmen. Zur Produktpalette gehören aber auch Sport- und Rettungsfallschirme, ballistische Fallschirme und Bremsschirme für Jagdflugzeuge. Über 40 Medaillen und Weltrekorde sind mit Sportfallschirmen von Spekon aus Seifhennersdorf errungen worden.

Bei Spekon werden aber auch Luftfahrttextilien wie beispielsweise Netze und Isoliermatten für den Airbus 380 hergestellt. Und immer mehr auch Langzeitlagersysteme aus technischen Textilien. Bei den Gesprächen, die für den nächsten großen Millionen-Auftrag für einen Kunden in den Vereinigten Arabischen Emiraten gerade laufen, geht es um etwa 5 000 Langzeitlagersysteme. „Wir hoffen, dass wir den Auftrag bekommen“, sagt Senol Yegin. In den letzten Jahren hat sich der Umsatz des Seifhennersdorfer Textilunternehmens bei etwa reichlich drei bis fünf Millionen Euro eingepegelt.

Senol Yegin hat noch viel vor mit Spekon und will weiterhin weltweit das sächsische Aushängeschild für Fallschirme aller Art sein. Im Gegensatz zu ihm spricht seine Tochter Isilay Akbülbül sogar deutsch und hat von den Mitgliedern des Allgemeinen Unternehmerverbandes die Firma ohne Dolmetscher vorgestellt.