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Spezialisiert auf Spione

Klaus Schroth ist Anwalt des US-Spions beim BND. Der Strafverteidiger vertrat auch den DDR-Topagenten „Topas“.

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© dpa

Von Diana Niedernhöfer, Karlsruhe

Seine Kanzlei liegt genau gegenüber vom Gefängnis – wenn Strafverteidiger Klaus Schroth mit seinem neuen Mandanten sprechen will, braucht er nur über die Straße zu gehen. In der Justizvollzugsanstalt Karlsruhe sitzt der Mann ein, der dem deutsch-amerikanischen Verhältnis einen neuen Tiefpunkt beschert hat: Der BND-Mitarbeiter Markus R., der für einen US-Geheimdienst spioniert haben soll.

Schroth ist ein hochgewachsener, sportlicher Mann. Im Gespräch sitzt er entspannt, aber wachsam hinter seinem großen Schreibtisch und trinkt einen Espresso. 74 Jahre ist er alt. Er hat viele Mandanten vertreten, auch prominente, er hat ein Buch über Opferrechte geschrieben und für sein ehrenamtliches Engagement das Bundesverdienstkreuzbekommen. Schroth könnte sich also ganz seinen Enkeln oder dem Reisen widmen. Doch er denkt gar nicht daran. Schroth ist einer, der mit 70 Jahren noch Golf lernte.

Er hat Diebe, Einbrecher, Vergewaltiger vertreten – aber auch Agenten. So hat er den früheren DDR-Topspion Rainer Rupp alias „Topas“ verteidigt. Der hat Geheimdokumente aus der Brüsseler Nato-Zentrale an Ost-Berlin geliefert und wurde 1994 zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Auch der Stasi-Offizier Alfred Völkel, Mitangeklagter des Ex-SPD-Spitzenpolitikers Karl Wienand, war sein Mandant.

„Spione sind in der Regel Überzeugungstäter“, ist Schroths Erfahrung. Um Geld gehe es ihnen normalerweise weniger. Doch jeder Fall ist anders, besagte eine alte Strafverteidigerweisheit. Und das scheint nun auch Markus R. zu bestätigen, der in Hinsicht auf sein Motiv aus dem Rahmen zu fallen scheint. Im „Spiegel“ nennte Schroth „Geld“ und „Frust über seine Arbeit“ als mögliche Motive.

Wie sein Verhältnis zu dem jungen Mann ist? „Gut“, antwortet der Anwalt knapp und will nicht ausführlicher werden. Dafür spricht er über sein Verteidigerverhalten. „Ich bin keiner, der mit dem Schwert ficht, ich bevorzuge das Florett“, sagt Schroth. „Denn der Staatsanwalt ist zwar mein Gegner, nicht aber mein Feind.“ Auch deshalb nennt ihn sein Kölner Kollege Rainhard Birkenstock den „Elder Gentleman“ unter den Strafverteidigern. Beide hatten unter anderem den Moderator Jörg Kachelmann vor Gericht vertreten. (dpa)