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Von Kamerun in die Kreisoberliga: Der lange Weg eines besonderen Fußballers

Seit Ende Oktober ist der in Kamerun geborene Armand Deugoue Spieler-Trainer beim Kreisoberligisten Chemie Dohna. Früher kickte der 38-Jährige auch mit einem Ex-Dynamo zusammen.

Von Jürgen Schwarz
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Hat in seiner Fußball-Karriere schon viel erlebt – und schreibt mit Dohna nun das nächste Kapitel: Armand Deugoue.
Hat in seiner Fußball-Karriere schon viel erlebt – und schreibt mit Dohna nun das nächste Kapitel: Armand Deugoue. © Marko Förster

Dohna. Vor drei Jahren wechselte Armand Leugoue Deugoue vom Radebeuler BC zu Chemie Dohna. Torjäger Paul Kiontke hatte damals den Kontakt vermittelt. Deugoue, in Babone geboren, besitzt die Staatsbürgerschaften Kameruns und Frankreichs. Seit dem 28. Oktober dieses Jahres fungiert der stämmige und 1,83 Meter große Abwehrchef als Spieler-Trainer beim Spitzenreiter der Fußball-Kreisoberliga.

Herr Deugoue, wie lange mussten Sie überlegen, ob Sie das Amt als Spieler-Trainer übernehmen?

Nicht lange, denn ich sehe das auch als Anerkennung. Für mich ist es eine Ehre, zumal ich später ohnehin als Trainer dem Fußball verbunden bleiben will. Zusammen mit unserem Teammanager Karsten Bresicke wollen wir die Mannschaft erfolgreich ans Ziel führen. In den vier Punktspielen mit dem neuen Trainerduo haben wir drei Siege und ein Unentschieden zu Buche stehen. Der Kurs stimmt.

Wie lautet die Zielstellung?

Wir wollen zurück in die Landesklasse, aus der wir nach der Saison 2021/22 leider abgestiegen waren. Im Vorjahr haben wir den sofortigen Wiederaufstieg knapp verpasst, wurden Vizemeister mit zwei Zählern Rückstand auf die SG Kesselsdorf.

Sie werden nächstes Jahr im August 39. Denken Sie an das Laufbahnende?

Nein, ich spiele weiter, solange es mir Freude bereitet und mein Körper nichts dagegen hat.

Blicken wir zurück: Wie kamen Sie nach Deutschland?

Ich hatte 2006 ein Probetraining bei Kickers Offenbach, habe aber leider keinen Vertrag bekommen. Zu dieser Zeit studierte mein Bruder in Dresden und ich zog zu ihm. Durch Zufall kam ich dann 2007 zum SC Borea Dresden und spiele seitdem Fußball in Deutschland.

Wie verlief Ihrer Karriere zuvor?

Ich wurde in Babone, einem Dorf im Westen Kameruns, geboren. Später sind wir in die Hauptstadt Jaunde gezogen. Fußball spiele ich, seit ich laufen kann. Ich habe in der Ersten Liga Kameruns gespielt, mein Trainer war ein Schweizer. Er ging dann nach Marokko und holte mich nach. Ich war dann drei Jahre für Meknes in der Ersten Liga Marokkos am Ball. Zudem habe ich für Kameruns U20 und U23 gespielt – unter anderem mit Daniel Wansi, der 2004/05 bei Dynamo Dresden in der 2. Bundesliga unter Vertrag stand.

Welche Stationen folgten nach Borea?

Oh, hoffentlich bekomme ich noch alle zusammen. Ich habe in Gera, beim SV See, in Altlüdersdorf, in Bischofswerda und bei Eintracht Niesky gespielt. Von 2017 bis 2020 war ich dann beim Radebeuler BC. Der ehemalige DDR-Auswahlspieler „Lotte“ Müller kannte mich aus Schiebocker Zeiten und holte mich zum RBC.

Lebt ein Teil Ihrer Familie noch in Jaunde?

Ja, meine Mutter und meine kleine Schwester mit ihren beiden Kindern leben in der Hauptstadt Kameruns. Meine große Schwester hat ihren Lebensmittelpunkt in Paris gefunden und mein Bruder lebt mit seiner Familie immer noch in Dresden. Anfang des Jahres war ich das letzte Mal in Kamerun und über Ostern in der französischen Hauptstadt.

Wohnen Sie immer noch in Dresden?

Ja, in der Radeberger Vorstadt. Wir fühlen uns sehr wohl dort und mit meiner beruflichen Tätigkeit passt das auch gut.

Was machen Sie?

Ich arbeite seit mehr als zehn Jahren in einer Pulsnitzer Firma als Kundenbetreuer und Sachbearbeiter.

Sie haben zwei Töchter. Sind die auch sportlich ambitioniert?

Beide treiben gern und viel Sport. Felicité Johanna ist kürzlich zwölf geworden und die 15 Jahre alte Josephine Urielle ist noch immer eine leidenschaftliche Tänzerin.

Wachsen die Mädchen mehrsprachig auf?

Ja, zweisprachig, französisch und deutsch. Sie besuchen ein Gymnasium mit bilingualem Zweig. Einige Fächer werden in französischer Sprache gelehrt sowie Englisch und Spanisch als Fremdsprachen. Josephine Urielle wird in zwei Jahren voraussichtlich das Doppel-Abitur machen (Französisch und Deutsch/Anm. d. Red.).

Werden Sie eines Tages nach Kamerun zurückgehen?

Das kann ich so pauschal nicht sagen, denn das hängt von sehr vielen Faktoren ab. Ich werde immer dort sein, wo meine Familie ist.

Schauen Sie die Länderspiele?

Die von Kamerun? Ja, wenn es mein Zeitplan zulässt. Sie sind gut in die WM-Qualifikation gestartet, haben nach zwei Partien vier Punkte auf dem Konto. Im Januar und Februar steht der Afrika-Cup in der Elfenbeinküste an und ich denke, Kamerun wird dort eine gute Rolle spielen. Es sind bekanntlich einige Bundesliga-Profis bei diesem Turnier dabei.