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RB Leipzig blamiert sich gegen Schachtar Donezk

Der Fußball-Bundesligist RB Leipzig vergeigt auch den Champions-League-Auftakt. Nach dem 1:4 wächst der Druck auf Trainer Domenico Tedesco.

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Enttäuschte Leipziger Fans stehen nach dem Spiel unter der Anzeigetafel mit Endergebnis.
Enttäuschte Leipziger Fans stehen nach dem Spiel unter der Anzeigetafel mit Endergebnis. © dpa/Jan Woitas

Von Emanuel Reinke und Stephan Thalmann

Leipzig. Der fassungslose Domenico Tedesco kratzte sich am Kinn. Der tief enttäuschte Trainer von RB Leipzig musste die 1:4 (0:1)-Blamage zum Auftakt der Champions League gegen Schachtar Donezk erst einmal verdauen. Nach dem Fehlstart in der Fußball-Bundesliga wird die Situation für ihn immer brenzliger.

"Das ist schwierig in Worte zu fassen. Der Spielverlauf ist Wahnsinn. Die Jungs wollten", sagte Tedesco. "Das ist brutal. Ich bin sehr enttäuscht."

Ein schlimmer Blackout von Torhüter Peter Gulacsi leitete die Heimniederlage ein und verschärfte die Krise beim DFB-Pokalsieger drei Tage nach dem 0:4 bei Eintracht Frankfurt enorm. Marjan Schwed (16./58.), Mychajlo Mudryk (76.) und Lassina Traore (85.) schockten RB. Beim ersten Gegentor spielte Kapitän Gulacsi Donezks Flügelspieler den Ball in den Fuß. Mohamed Simakan (57.) traf für Leipzig zum zwischenzeitlichen Ausgleich.

Leipzigs Trainer Domenico Tedesco steht nach dem Spiel beim Interview - und ihm der Frust ins Gesicht geschrieben.
Leipzigs Trainer Domenico Tedesco steht nach dem Spiel beim Interview - und ihm der Frust ins Gesicht geschrieben. © dpa/Jan Woitas

Das Spiel fand unter emotionalen Begleitumständen statt. Als erster Verein aus der Ukraine seit Beginn der russischen Invasion bestritt Donezk ein Duell in der Champions League. "Wir tragen Verantwortung, für unser Land und unseren Verein", hatte Trainer Igor Jovicevic gesagt.

Für Tedesco stand das Match aus sportlicher Sicht unter speziellen Vorzeichen. Nach dem schwachen Saisonstart in der Bundesliga war der 36-Jährige stark in die Kritik geraten. Im früheren Gladbach- und Dortmund-Trainer Marco Rose steht ein möglicher Nachfolger angeblich schon bereit. "Das gehört dazu. Es ist sehr schnelllebig", hatte Tedesco über die Spekulationen gesagt.

Gulacsi vertändelt den Ball

Für die Trendwende nahm Tedesco in der Startelf zwei auffällige Änderungen vor. Abdou Diallo, kürzlich von Paris Saint-Germain gekommen, feierte in der Innenverteidigung seine RB-Premiere. Der in der Liga bislang kaum berücksichtigte Xaver Schlager startete im Zentrum.

RB begann nervös. Kleinere individuelle Fehler blieben zwar folgenlos, störten aber den Spielaufbau. Gut funktionierte dagegen das Umschaltspiel. Timo Werner, der sich oft auf dem linken Flügel aufhielt, wurde von Willi Orban geschickt, verzog dann aber im Strafraum (3.). Zwei Minuten später erreichte eine scharfe Hereingabe von Dominik Szoboszlai den Nationalstürmer nicht.

Die Hektik der ersten Minuten legte Leipzig ab. Tedescos Team gewann Sicherheit durch eine große Präsenz im Mittelfeld, viele gewonnene Zweikämpfe und Vorstöße über die Außen. Christopher Nkunku (12.) hatte nach einer guten Kombination die Führung auf dem Fuß. Diese gelang dann aber Donezk: Nach einem Schlager-Rückpass vertändelte Gulacsi unbedrängt den Ball. Schwed schob aus rund 30 Metern ein.

Leipzigs Torwart Peter Gulacsi leitet die Niederlage mit seinem Blackout ein.
Leipzigs Torwart Peter Gulacsi leitet die Niederlage mit seinem Blackout ein. © dpa/Jan Woitas

Der selbstverschuldete Rückschlag inmitten der eigenen Drangphase nahm Leipzig den Schwung. Die zuvor gute Abstimmung und offensive Dynamik gingen verloren. Angriffe wurden unsauber ausgespielt. Die Ukrainer beschränkten sich weitgehend auf die Defensivarbeit. Die Unzufriedenheit schlug sich auch auf den Rängen nieder. Zur Pause verabschiedeten die 41.591 Fans ihre Mannschaft mit einem Pfeifkonzert in die Kabine.

Nach der Pause zeigte Leipzig wieder mehr Offensivdrang und spielte sich am gegnerischen Strafraum fest. Simakan ließ RB jubeln. Die Freude währte nur kurz: Im Gegenzug ging Donezk erneut in Führung. Orban fälschte unhaltbar ab. Die Gastgeber drängten auf den Ausgleich. Dann aber konterte Donezk - Mudrik sorgte für die Entscheidung. Traore machte die Blamage perfekt. (sid)