Update Sport
Merken

Nach Selenskyj-Post: DFB nimmt Entschuldigung von Sachsens Fußballchef an

Sachsens Fußballchef und DFB-Vize Hermann Winkler sorgte mit Aussagen über den ukrainischen Staatschef Selenskyj für Wirbel. Am Mittwoch entschuldigte er sich bei den Regional- und Verbandspräsidenten.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der DFB hat die Entschuldigung von Herrmann Winkler nach einem Instagram-Beitrag angenommen.
Der DFB hat die Entschuldigung von Herrmann Winkler nach einem Instagram-Beitrag angenommen. © Archivbild: dpa/Jan Woitas

Frankfurt/Main/Köln. Die Regional- und Landesverbandspräsidenten des Deutschen Fußball-Bundes haben eine Entschuldigung von DFB-Vizepräsident Hermann Winkler nach dessen umstrittenem Instagram-Post zum ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj angenommen.

"Hermann Winkler hat sich ausdrücklich und aus meiner Sicht extrem emotional entschuldigt", sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann nach der Sitzung am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur: "Diese Entschuldigung wurde aus Sicht der Konferenz entgegengenommen. Das haben alle einvernehmlich festgehalten."

Ob Winkler nun noch Konsequenzen zu befürchten hat, ist offen. "Für uns ist das Thema abgeschlossen. Ob irgendjemand anders das auf eine Tagesordnung in anderen Gremien setzt, weiß ich nicht", sagte Zimmermann in Köln. Es habe aber unter den Regional- und Landesverbandspräsidenten auch Einigkeit in der Bewertung bestanden. "Jeder hat seine persönlichen Eindrücke geschildert, die weitgehend identisch waren", sagte Zimmermann: "Nämlich, dass dieser Post einfach nicht akzeptabel ist und eine rote Linie überschreitet. Da gab es keine zwei Meinungen."

Winkler habe aber "klar formuliert, dass das ein Riesenfehler war und er sich der Ecke, in die er nun gedrängt wird, nicht zugehörig fühlt und so etwas nie mehr machen würde", sagte Zimmermann: "Dass er in dieser Situation aufgrund seiner Sozialisierung übermannt wurde". Der frühere CDU-Politiker Winkler hatte Selenskyj am Sonntag in einem Instagram-Beitrag als "ehemaligen ukrainischen Schauspieler" bezeichnet, ohne den Namen des ukrainischen Präsidenten zu nennen.

Am Montag hatte der Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes via Facebook mitgeteilt, er würde den Eintrag nicht noch einmal so verfassen. Er entschuldigte sich für die "entstandenen Irritationen" und schrieb, dass er die Aggression des russischen Präsidenten Wladimir Putin verurteile. Er sei aber nicht mit allem, was Selenskyj mache, persönlich einverstanden.

Mit dieser Entschuldigung hatte Winkler das Problem aber nicht gelöst. Christos Katzidis, Präsident des Verbandes Mittelrhein, hatte im Vorfeld der Sitzung erklärt, er finde den entsprechenden Post "sehr befremdlich, weil er auf mich nicht wie eine ehrlich gemeinte Entschuldigung wirkt."

Auch das wurde laut Zimmermann am Mittwoch ausführlich thematisiert. "Hätte er das gleich so formuliert wie heute bei uns, wäre vielleicht früher etwas Verwirrung vermieden worden", sagte er: "Aber wir wissen ja alle, dass eine persönliche Entschuldigung anders ist als eine schriftliche bei Social Media. Dort kannst du Emotionalität nicht so rüberbringen. Das hat er heute gemacht und auch auf Nachfragen reagiert. Ich fand das tatsächlich total ehrlich. Und sich so in der Runde zu öffnen, ist nicht einfach."

Beobachter waren nicht überrascht

Hermann Winkler, der vor seiner Zeit beim DFB viele Jahre aktiver CDU-Politiker in Sachsen war, von der Wende bis 2009 im Dresdner Landtag saß, in dieser Zeit als Staatsminister und Chef der Staatskanzlei auch Mitglied der Staatsregierung war und danach für zehn Jahre den Freistaat als EU-Abgeordneter in Brüssel vertrat, muss allerdings gewusst haben, was er tut. Verzichtet hat er auf dieses politische Foulspiel dennoch nicht. Aus Sicht von Beobachtern, die Winklers Wirken seit seinem Politik-Ausstieg weiterhin kritisch begleiten, keine Überraschung.

In den sozialen Netzwerken finden sich akribisch gesammelte Aussagen, die Winkler bis heute in die Schlagzeilen bringen. Bei vielen unvergessen: seine früheren Überlegungen über eine mögliche „bürgerliche Koalition“ zwischen CDU und AfD. Schwer nachvollziehbar, dass dem Mann aus Grimma und einstigen Politikprofi nun in seinen neuen Funktionen das Gespür für derart brisante Äußerungen völlig abhandengekommen ist. Trotzdem nahmen ihm die Fußballfunktionäre seine Entschuldigung nun ab. (SZ/dpa)