Wie Dynamos Trainer die Quarantäne beurteilt

Dresden. Dynamo hat die Tabellenspitze in der 3. Fußball-Liga verloren. Allerdings mussten die Dresdner tatenlos zuschauen, wie Hansa Rostock bereits am Freitagabend mit dem 1:0-Sieg bei Bayern München II vorbeigezogen ist. Am Sonntag verpasste der FC Ingolstadt die Chance und bleibt nach dem 0:0 beim abstiegsbedrohten SV Meppen zwar punktgleich, aber wegen der schlechteren Tordifferenz hinter Dynamo. Allerdings ist der TSV 1860 München nach dem 2:0 im Stadtderby gegen Türkgücü auf Platz vier bis auf zwei Punkte herangerückt.
Das Heimspiel der Schwarz-Gelben gegen den MSV Duisburg war zuvor abgesagt worden, nachdem Mannschaft sowie Trainer und Betreuer in häusliche Quarantäne mussten. Nach Ransford-Yeboah Königsdörffer war auch Pascal Sohm positiv auf das Coronavirus getestet worden, woraufhin das Gesundheitsamt die Isolation anordnete.
Kai Schulz, Sprecher der Stadt Dresden, hat nun in einem Interview für die MDR-Sendung "Sport im Osten" die Hintergründe erläutert. Demnach könnten die Dynamo-Profis am Montag bereits wieder einzeln trainieren, sofern die zuvor gemachten Tests negativ sind. Chefcoach Markus Kauczinski spricht von Training in Kleingruppen. Wenn dann auch am Dienstag kein weiterer Fall hinzu käme, könnte die Mannschaft tatsächlich bereits am Mittwoch wieder ins Training einsteigen. Andernfalls würde geprüft, bei wem sich die weitere Person infiziert haben könnte. Das Heimspiel gegen den Halleschen FC am Samstag wäre laut Schulz dann "in jedem Fall gefährdet".
Bislang gilt Königsdörffer als "Infektionsherd". Weil mit Sohm am Donnerstag ein weiterer Fall auftauchte, wurden alle Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt, weil man davon ausgehen müsse, dass sich zum Beispiel bei der Busfahrt vom Spiel in Unterhaching am vorigen Sonntag weitere Spieler und Betreuer angesteckt haben, erläutert Schulz. Die Quarantäne wird quasi ab diesem Tag gerechnet, am Mittwoch wären damit zehn Tage um.
Die Hoffnung auf den besten Fall
"Wenn der beste Fall eintritt, dass wir am Mittwoch wieder mit der Mannschaft trainieren können, wäre das für uns machbar und ist nicht zu vergleichen mit dem Fall im letzten Jahr", meint Kauczinski in einem Online-Interview des MDR. Voriges Jahr hatte es zuvor den Gesamt-Lockdown gegeben, danach nur Einheiten in kleinen Gruppen. "Nach dem ersten Mannschaftstraining wurden wir in Quarantäne gesteckt, ohne Vorbereitung und mit der Zeit davor war es eine ganz andere Situation."
In der vorigen Saison waren Kauczinski und Dynamo unmittelbar vor dem Re-Start im Mai 2020 wegen mehrerer Corona-Fälle in häuslicher Isolation und musste anschließend neun Pflichtspiele innerhalb von 28 Tagen absolvieren - im Kampf gegen den Abstieg ging die Kraft verloren. Nun sind die Dresdner drauf und dran, direkt wieder aufzusteigen.
Wenn es optimal läuft, würde Dynamo diesmal nur drei Tage verlieren, in denen die Spieler individuelles Krafttraining zu Hause absolvieren. Deshalb glaubt der Chefcoach nicht, dass es eine ähnliche Wettbewerbsverzerrung geben könnte, auch wenn diesmal sieben Spiele in 28 Tagen zu absolvieren wären - plus mindestens eins im Sachsenpokal, der am Montag ausgelost wird.
"Wir werden im Vollbesitz unserer Kräfte sein"
"Natürlich haben wir dann die englischen Wochen, aber das ist das kleinere Übel", meint Kauczinski. Er geht nicht davon aus, dass seiner Mannschaft am Ende die Puste ausgeht. "Wir werden im Vollbesitz unserer Kräfte sein, es werden verletzte Spieler zurückkommen, sodass ich glaube, dass man dieses Programm bewältigen kann. Natürlich wird es Momente geben, in denen die Müdigkeit und die Gesamtbelastung eine Rolle spielt, aber diesen Punkt müssen wir dann überwinden."
Kauczinski hält Quarantäne-Trainingslager in der Endphase der Saison für sinnvoll. "Es ist eine Möglichkeit, noch mal die Kontakte zu begrenzen und dafür zu sorgen, dass diese Saison sportlich zu Ende geht, man keine Quotienten berechnen muss, nichts am grünen Tisch entschieden werden muss", meint der 51 Jahre alte Fußball-Lehrer in dem SpiO-Gespräch.
Der Trainer war selbst im Januar an Covid-19 erkrankt, hatte aber keine Symptome. Allerdings klagte er unmittelbar nach der Quarantäne über Unwohlsein und wurde zur Sicherheit in die Uniklinik eingewiesen. Dort wurde er gründlich untersucht, aber kein direkter Zusammenhang zur Infektion festgestellt.
Königsdörffer habe leichte Symptome wie Halsschmerzen gehabt und sich schlapp gefühlt, berichtet Kauczinski. Jetzt gehe es dem 19 Jahre alten Offensivspieler aber wieder gut. Sohm sei symptomfrei.
Kauczinski äußert sich auch zur sportlichen Lage. Das Spiel gegen Unterhaching mit der überraschenden 0:2-Niederlage beim Tabellenletzten sei das, "was uns ein bisschen kratzt, weil wir nicht abgeliefert haben", meint er, aber: "Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Mannschaft einen Arschritt braucht oder nachlässig geworden ist." Auch wenn jetzt andere vorbeiziehen, sei man nach wie vor optimistisch, die eigenen Ziele erreichen zu können. "Wir haben dann Spiele in der Hinterhand, um uns den Platz, der jetzt verlorengegangen ist, wiederzuholen", betont der Trainer - weiß aber auch: "Wir werden weiterhin Spiele gewinnen müssen."
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