Dynamos Spielmacher: „Diese Verletzung war ein Schock“

Dresden. Es war ein harmloser Eckball im Dezember 2020, der für Patrick Weihrauch folgenreich werden sollte. Im Heimspiel gegen den SC Verl bleibt Dynamos Spielgestalter mit dem rechten Fuß im Rasen des Rudolf-Harbig-Stadions hängen. Weihrauch verletzt sich bei dieser Aktion am rechten Sprunggelenk, wird wenige Minuten später durch Marvin Stefaniak ersetzt.
Vier Tage später scheint der Offensivspieler aber bereits wieder fit zu sein und steht beim 4:2-Auswärtssieg gegen Viktoria Köln in der Startelf. Nach 73 Minuten wird er ausgewechselt. Wieder hat er Probleme mit seinem rechten Fuß. Es sollte für elf Monate sein letztes Pflichtspiel gewesen sein. Eine Woche später steht er bereits nicht mehr im Kader. Schnell wird klar, dass es nicht nur kleine Probleme sind, sondern schwerwiegende.
„Es war ein Schock für mich. Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt eine sehr gute Saison gespielt. Es war meine erste schwerere Verletzung“, sagt er nun rückblickend. Zwei Operationen muss Weihrauch über sich ergehen lassen. Zunächst werden bei ihm freie Gelenkkörper entfernt und eine Verletzung am Innenband im rechten Sprunggelenk versorgt. Er scheint auf dem Weg der Besserung zu sein.
Muskelfaserriss folgt auf Verletzung
In der Reha kämpft er um sein Comeback. Im ersten Testspiel der neuen Saison gegen Hertha BSC II steht er 25 Minuten auf dem Platz, vier Tage später gegen Jablonec 32. Doch danach ist vorerst wieder Schluss. Ein Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel verhindert die Fahrt ins Trainingslager. „Ich denke, auch der hing zu 99,9 Prozent mit meinen Problemen im Sprunggelenk zusammen“, meint Weihrauch, der in einem Monat 28 wird.
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Einen Monat später die nächste schlechte Nachricht: Weihrauch muss erneut operiert werden. Ihm wird Narbengewebe im rechten Sprunggelenk entfernt. „Es war keine einfache Zeit. Aber ich bin inzwischen auch reifer und erfahrener und konnte daher gut einordnen, wie ich mich zurück arbeiten muss. Ich habe mich auch an kleinen Fortschritten hochgezogen und Schritt für Schritt gedacht“, erklärt er.
Unterstützung durch Familie, Freundin und Mannschaft
Freundin Stefanie sei in dieser Zeit „total wichtig gewesen. Auch meine Familie natürlich und die Menschen in der Reha. Sie haben mit mir alles gegeben, damit ich so schnell wie möglich wieder zurückkommen kann. Sie haben mir besonders in der Anfangszeit sehr geholfen“, betont der Offensivmann. Die schwerste Aufgabe sei dabei gewesen, geduldig zu bleiben. „Man sitzt im Stadion, muss den Jungs auf dem Rasen zusehen und möchte eigentlich helfen“, erläutert er. „Aber es ergibt nicht viel Sinn, wenn man ungeduldig ist – dann käme meistens etwas Schlechtes dabei heraus.“
Psychologische Unterstützung musste Weihrauch bei seiner ersten großen Verletzung aber nicht in Anspruch nehmen. „Ich hatte zum Glück eine sehr gute Unterstützung durch Familie, Freundin, Mannschaftskollegen und generell die Menschen, die mich hier in Dresden in der Reha begleitet haben“, meint der Mittelfeldspieler, den alle Patti nennen. „Ich hatte zu jeder Zeit das Gefühl, ein Teil der Mannschaft zu sein – das tat mir extrem gut. So gab es generell viele kleine Bausteine, durch die ich positiv blieb.“
Längere Ausfallzeit als bei einem Kreuzbandriss
Seit November ist Weihrauch nun zurück auf dem Platz, feierte bei der 1:3-Auswärtsniederlage gegen Jahn Regensburg sein Comeback. 30 Minuten spielt er. Es folgen 45 weitere in Ingolstadt. Im neuen Jahr durfte der Entscheider, wie ihn Trainer Alexander Schmidt bezeichnet, noch nicht ran. „Das kann ich alleine schwer beantworten – jeder weiß, dass ich durch die lange Ausfall- und die wenige Spielzeit noch nicht bei 100 Prozent sein kann. Aber ich bin auf dem Weg dorthin“, meint er und wünscht sich natürlich mehr Spielzeit.
„Ich habe elf Monate kein Pflichtspiel gemacht, das ist eine längere Ausfallzeit als bei einem Kreuzbandriss. Die Zeit geht nicht spurlos an einem vorbei. Der Arzt hat von Anfang an gesagt, dass das Sprunggelenk nicht mehr so ‚jungfräulich‘ sein wird, wenn man zweimal daran operiert wird“, erklärt er. Die Zeit, die man verletzt war, bräuchte man auch, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Das fühlt sich selbst für einen geduldigen und ruhigen Typen wie Weihrauch lang an.
Sprunggelenk für Spieler wie Weihrauch sehr wichtig
Zu alter Form könne er nur durch mehr Spielzeit finden. „Es ist ein großer Unterschied, ob ich im Training alles mitmachen kann oder ob ich 45 Minuten oder 60 Minuten spiele“, sagt er. Deswegen seien die Tests zuletzt für ihn sehr wichtig gewesen. Gegen Erzgebirge Aue spielt er 64 Minuten, gegen Carl Zeiss Jena 90. „Es wird von Spiel zu Spiel besser.“
Nun will Weihrauch der Mannschaft aber im Kampf um den Klassenerhalt helfen, am liebsten gleich am Sonntag gegen Hansa Rostock. Angst, bei einem Eckball wieder hängen zu bleiben, hat er dabei nicht. „Für einen Spielertypen wie mich ist das Sprunggelenk sehr wichtig. Deswegen hat es sehr lange auch gedauert, bis ich mein Vertrauen zurückgewonnen habe“, sagt er. „Jetzt habe ich schon öfters einen Schlag darauf bekommen – und habe gemerkt, dass es hält.“