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RB-Leipzig-Profi Henrichs wird rassistisch beleidigt

Benjamin Henrichs feierte mit RB Leipzig einen großen Pokal-Abend. Als der Nationalspieler danach auf sein Handy schaute, folgte der Schock.

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Benjamin Henrichs von RB Leipzig ist im Internet massiv rassistisch beleidigt worden.
Benjamin Henrichs von RB Leipzig ist im Internet massiv rassistisch beleidigt worden. © dpa/Jan Woitas

Leipzig. Als Benjamin Henrichs nach dem Abpfiff in eine dicke Jacke eingepackt in die Kabine ging, war seine Welt noch in Ordnung. Doch spätestens mit dem Blick auf sein Handy dürfte er selbige nicht mehr verstanden haben.

Der 26-Jährige sah sich in den sozialen Medien rassistischer und antisemitischer Hetze ausgesetzt, machte das am Donnerstag öffentlich. Dem 2:0-Rausch im Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund folgte ein Kater, der so unverständlich wie widerwärtig war.

"Wir leben in einer Gesellschaft, wo jeder im Netz Hass und Rassismus verbreiten kann", schrieb Henrichs mit dem Hashtag "traurige Wahrheit" auf TikTok. Er teilte Auszüge aus persönlichen Nachrichten in den sozialen Medien, in denen er und seine Familie herabwürdigend beleidigt werden. Dem Abwehrspieler, dessen Vater aus Deutschland und Mutter aus Ghana kommen, wurden zudem Verletzungen gewünscht. Auch der Verein wurde angegangen. "Wir haben heute 2:0 im Pokal gewonnen gegen Dortmund und ich zeige euch jetzt mal, wie so meine DMs (persönlichen Nachrichten) aussehen nach so einem Sieg im Pokal. Viel Spaß."

Öffentlich darüber hinaus möchte sich der Defensivspieler nicht äußern. Er behält sich allerdings rechtliche Schritte vor. Henrichs Club positionierte sich am Donnerstag gegen die Hetze. "RB Leipzig verurteilt jegliche Form von Rassismus, Antisemitismus und duldet keinerlei Diskriminierung", hieß es in einer Stellungnahme. Man stehe für Vielfalt, Offenheit, Menschenwürde und Toleranz.

Zuvor hatte Henrichs noch voller positiver Emotionen von der großartigen Leistung des Teams gesprochen, das zuletzt dreimal verloren hatte. "Das Stadion hat mitgezogen, die Fans waren da. Der Trainer hat uns die Woche sehr gepusht. Er hat in einer Ansprache gesagt, dass wir uns das hier verdient haben", sagte der Defensivspieler. "Beim Aufwärmen in der Kabine hat man gemerkt, dass alle heiß sind. Jeder hat motiviert. Man hat es gesehen, wie wir uns Chancen erspielt und gepresst haben - ein richtig geiles Spiel."

Tore von Timo Werner und Willi Orban entschieden eine in höchstem Maße einseitige Begegnung, die auch 6:0 hätte ausgehen können. "Es tut einfach gut, dass wir uns wieder belohnt haben, wir haben viel geredet und es tut einfach gut, wenn das dann auch fruchtet", sagte Kapitän Orban. "Jetzt machen wir am Samstag mit dieser Energie weiter, da haben wir noch bisschen was aufzuholen."

Für Leipzig geht es zur Hertha in die Hauptstadt. Und die kurze Reise wird das Team mit gravierend höherem Selbstvertrauen antreten. Henrichs gab zu, dass der Erfolg gegen Dortmund durchaus ein Befreiungsschlag war. Trainer Marco Rose hatte ohnehin nie Zweifel. "Es ist Energie da, die habe ich immer gespürt", betonte der 46-Jährige. "Trotzdem haben wir keine Ergebnisse bekommen. Wir wussten immer, was wir können. Es ist nichts verloren gegangen."

Rose ist natürlich auch bewusst, dass bei der Hertha das Ergebnis passen und die Leistung gegen den BVB bestätigt werden muss. Das erneute Erreichen des Pokal-Halbfinals ist zwar für das Betriebsklima wichtig, doch gemessen wird die Saison einzig und allein an der abschließenden Platzierung in der Bundesliga. Dort muss es mindestens der vierte Platz sein. Nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch um den Abgang von Leistungsträgern wie Konrad Laimer und Christopher Nkunku gleichwertig abfedern zu können. (dpa)