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Ex-Dynamo Oswald vor Kracher gegen Bischofswerda: "Bin gelassener geworden"

In der 2. Liga spielte er für Dresden, seit vorigem Jahr trainiert er Plauen und kämpft um den Aufstieg. Nun kommt es zum richtungsweisenden Duell mit Schiebock - und das Pokalspiel gegen Dynamo steht auch bevor.

Von Jürgen Schwarz
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Erst Bischofswerda, dann Freital und Dynamo: So sehen die nächsten Wochen für Karsten Oswald aus.
Erst Bischofswerda, dann Freital und Dynamo: So sehen die nächsten Wochen für Karsten Oswald aus. © STEFFEN MANIG

Plauen. In der Fußball-Oberliga Süd steigt am Samstag das Gipfeltreffen zwischen Spitzenreiter VFC Plauen (46 Punkte) und dem ungeschlagenen Verfolger Bischofswerdaer FV (45). Der Anpfiff im Vogtlandstadion ertönt um 14 Uhr, als Schiedsrichter fungiert der 26 Jahre alte Nico Lorenz aus Dresden. Trainer der Plauener ist seit dem 1. Juli 2023 Ex-Dynamo Karsten Oswald. Zwischen 2004 und 2006 spielt „Ossi“ für Dresden in der 2. Liga, nachdem er zuvor zwei Jahre beim FC Bayern München II unter Vertrag gestanden hatte. Vor dem Duell mit den Schiebockern, die die Zulassungsunterlagen für die Regionalliga 2024/25 fristgerecht beim Verband eingereicht haben, stellte sich der 48-Jährige zum Interview mit Sächsische.de.

Herr Oswald, Sie waren bis 2022 Trainer bei Stahl Riesa, danach ein Jahr beim Landesligisten Empor Glauchau tätig und trainieren jetzt den Oberliga-Tabellenführer. Wohin soll Ihre Reise als Coach noch gehen?

Ich denke, es ist bei vielen Trainern so, dass sie höchstmöglich arbeiten möchten. Das trifft auch auf mich zu. Ich habe schon während meiner Spieler-Laufbahn die A-Lizenz abgelegt und kann bis zur Regionalliga als Chefcoach arbeiten. Ich habe unter anderem in Riesa wichtige Erfahrungen gesammelt, bin inzwischen sicher in einigen Situationen etwas gelassener geworden, was auch für meine Spieler gut so ist.

Mit welchen Vorstellungen oder welcher Zielstellung sind Sie im Juli des Vorjahres in Plauen angetreten?

Hinter dem Verein lagen schwierige Jahre, 2015 wurde das Insolvenzverfahren abgeschlossen. Inzwischen sind neue Führungskräfte da, haben den Verein, wenn man so sagen will, wieder zum Leben erweckt. Bis 2023 war Robert Fischer hier Trainer, mit dem ich noch zusammengespielt habe. Er hat mich dann ins Spiel gebracht und nach nur einem Gespräch haben wir uns auf die Zusammenarbeit verständigt. Zielstellung war, einen Platz unter den ersten sechs Teams der Süd-Staffel zu belegen. Man darf nicht vergessen, dass uns im Sommer 2023 viele Spieler verließen, die für den VFC mehr als 63 Tore erzielt hatten.

Und es ging mit einem 0:1 beim Oberliga-Neuling in Marienberg los. Was dachten Sie damals?

Geschockt war ich nicht, ich kannte Motor Marienberg aus der Landesliga. Ein robustes Team, eingespielt und euphorisch nach dem Aufstieg. Wir dagegen mussten uns mit den vielen neuen Spielern erst einmal finden. Vielleicht war es der berühmte Schuss vor den Bug, den wir noch brauchten, um fokussiert die Serie fortzusetzen.

Heißt das Ziel jetzt Aufstieg in die Regionalliga?

Es wäre unseren Fans sicher schwer zu vermitteln, würde ich sagen, wir wollen in der Oberliga bleiben. Der Verein hat die Zulassungsunterlagen eingereicht. Schaffen wir den Staffelsieg, gehen wir die Sache an. Steigen wir nicht auf, geht die Welt nicht unter. Vielleicht verläuft die Entwicklung für den Verein insgesamt etwas zu schnell und es wäre besser, noch ein Jahr zu warten, um alles auf noch gesündere Beine zu stellen. Aber wir können uns ja nicht vor die Fans stellen und sagen, wir sind Erster, aber wir gehen nicht in die vierte Liga.

Sind die Bischofswerdaer, die saisonübergreifend 33 Pflichtspiele in Folge ohne Niederlage sind, der härteste Konkurrent?

Im Moment sicher, sie liegen nur einen Punkt hinter uns. Aber ich habe auch Germania Halberstadt, den 1. FC Magdeburg II und auch den VfB Krieschow noch auf dem Zettel. Teilweise trainieren diese Mannschaften unter anderen Voraussetzungen, sind auch vormittags auf dem Übungsplatz. Wir trainieren dreimal die Woche am Abend, in der Winterpause zeitweise auf einem Hartplatz. Am Ende des Tages sage ich meinen Jungs: Gewinnen wir, braucht ihr nicht auf die Tabelle zu schauen.

Welche Erinnerungen haben Sie an das 1:1 im Hinspiel?

Es war eine ausgeglichene Partie, in die Bischofswerda etwas besser reingekommen und auch in Führung gegangen war. Wir haben dann durch Tim Kießling, der zuvor drei Jahre beim BFV im Kader stand, ausgeglichen. Das Ergebnis ging so in Ordnung, auch wenn die Schiebocker, wenn ich mich recht erinnere, noch einen Elfmeter hätten bekommen können. Uns stand auf jeden Fall eine Truppe gegenüber, die körperbetonten Männer-Fußball präsentiert hat.

Angenommen, der VFC gewinnt: Ist die Meisterschaft dann vorentschieden, da Ihre Elf ein Spiel weniger als der BFV bestritten hat?

Nein, überhaupt nicht. Vor uns liegen dann noch elf Meisterschaftsspiele, unter anderem müssen wir noch zweimal gegen die Magdeburger Zweitliga-Reserve antreten.

Sie wohnen ein Stück von Plauen entfernt. Wie händeln Sie Beruf, Familie und Trainer-Job?

Ich fahre von zu Hause bis nach Plauen 110 Kilometer. Man nimmt so etwas nur auf sich, wenn man zu einhundert Prozent davon überzeugt ist. Fehlen zwei, drei Prozent, kannst du es schon sein lassen. Ich gehe nach wie vor meiner Arbeit nach, bin seit 15 Jahren in der Firma von Hubert Wolf angestellt und für den ZFC Meuselwitz tätig. Hinzu kommt meine Familie, die mir den Rücken freihält. In unserem Haus dreht sich viel um die runde Murmel. Meine Frau ist fast immer mit unterwegs, auch meine Töchter sind positiv fußballbekloppt und oft bei den Spielen dabei.

Eine Ihrer Töchter spielt erfolgreich Fußball. Wo ist sie im Moment aktiv?

Im Moment gar nicht. Emilia hatte vor knapp einem Jahr einen Kreuzbandriss, ist jetzt aber wieder komplett hergestellt. Bis Sommer ist sie noch bei RB Leipzig, danach sehen wir weiter. Es steht dann auch das Abi-Jahr an, auf das sie sich konzentrieren wird. Auf alle Fälle spielt sie bei unseren B-Junioren in Borna weiterhin bei den Jungs mit.

Wie sehr fiebern Sie dem 24. März entgegen?

Ehrlich? Im Moment fokussiere ich mich auf die Punktspiele, also auf Bischofswerda und eine Woche später das Gastspiel beim SC Freital. Danach beginnt auch bei mir die Vorfreude auf das Pokal-Viertelfinale gegen meinen Ex-Verein Dynamo Dresden. Für mich wird es sicher das einfachste Pflichtspiel als VFC-Trainer. Wir können dabei nur gewinnen. In und um den Verein ist die Freude natürlich sehr groß.

Stimmt es, dass Ihre Töchter durch und durch Dynamo-Fans sind?

Ja, das ist definitiv so. Wenn es irgendwie geht, sind sie in Dresden dabei, möglichst im K-Block. Auch auswärts fahren sie oft mit. Im Vorjahr flossen Tränen nach dem verpassten Aufstieg. Ich hoffe sehr, dass uns das diesmal erspart bleibt. Gespannt bin ich, wem sie die Daumen im Landespokal drücken – dem Papa oder ihrem Lieblingsverein.