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Vor 25 Jahren: Schumachers Fehler für die Ewigkeit

Michael Schumacher gegen Jacques Villeneuve – und danach gegen fast alle. Der legendäre und folgenschwere Rammstoß des Formel-1-Rekordweltmeisters jährt sich zum 25. Mal.

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Diese Aufnahme vor dem Rennen in Jerez 1997 lässt erahnen, dass sich Michael Schumacher (r.) und der Kanadier Jacques Villeneuve vor dem Formel-1-WM-Finale nicht gerade mit überbordender Sympathie begegneten.
Diese Aufnahme vor dem Rennen in Jerez 1997 lässt erahnen, dass sich Michael Schumacher (r.) und der Kanadier Jacques Villeneuve vor dem Formel-1-WM-Finale nicht gerade mit überbordender Sympathie begegneten. © dpa/efe/epa

Von Thomas Weitekamp

Köln. Es ging wirklich um alles oder nichts in diesem Moment. Alles, das wäre für Michael Schumacher der erste WM-Titel mit Ferrari gewesen, für die Scuderia die Erlösung nach 18 Jahren. Oder eben nichts, das Scheitern kurz vor dem Ziel. Es kam dann noch ein bisschen schlimmer. Schumachers Rammstoß gegen Jacques Villeneuve ist ein Stück Motorsport-Geschichte, an diesem Mittwoch jährt er sich zum 25. Mal.

„Wenn es eine Sache gäbe in meiner Formel-1-Zeit, die ich ungeschehen machen könnte“, sagte Schumacher später einmal, „dann würde ich den 26. Oktober 1997 in Jerez wählen.“ Denn neben seinen sieben WM-Titeln, neben der Bewunderung für sein sportliches Lebenswerk blieb eben auch dieser Moment im Bewusstsein der Königsklasse hängen.

Dabei hätte es ein großer Triumph werden können. Der Ferrari war im Jahr 1997 keineswegs das schnellste Auto, und doch kam Schumacher als WM-Führender zum Saisonfinale nach Spanien. Seit 1996 war der Deutsche bei den Roten, und die später so erfolgreiche Zusammenarbeit mit Jean Todt und Ross Brawn trug bereits erste Früchte.

Eine instinktive Reaktion

Einen Punkt Vorsprung auf Villeneuve brachte Schumacher mit, er musste bloß vor dem Williams-Piloten ins Ziel kommen – oder aber darauf hoffen, dass keiner von beiden das Rennen beendet. Und Schumacher lag dann auch lange vorn, irgendwann wurde der Druck aber zu groß.

Villeneuve, gerade erst im zweiten Formel-1-Jahr, eroberte die Innenbahn, schob sich vorbei – doch der Ferrari lenkte ein, traf den Williams am Seitenkasten, und der Rest ist Geschichte. Der Rennfahrer Schumacher habe in diesem Moment „instinktiv“ gehandelt, sagt der damalige Technische Direktor Brawn heute rückblickend: „Er war so wetteifernd. Das war es, was er tat.“

An diesem Tag allerdings funktionierte es überhaupt nicht. Denn nur Schumacher rutschte ins Kiesbett, Villeneuve dagegen schleppte sein Auto auf Rang drei ins Ziel und war erstmals Weltmeister. Erledigt war die Sache damit nicht. Der Weltverband FIA reagierte radikal, entzog Schumacher alle WM-Punkte der Saison. Auch die Vize-Weltmeisterschaft blieb ihm also nicht, stattdessen stand er als rücksichtsloser Ehrgeizling da. Kritik gab es aus aller Welt.

Nach den TV-Bildern wurde Schumacher leiser

Das traditionsreiche britische Magazin Motor Sport schreibt rückblickend gar von einer gewissen „Heimtücke“, die „dunklen Künste“ gehörten demnach auch zu Schumachers Repertoire: „Als Bösewicht dazustehen, war der Preis für den Ruhm.“ Derart vorsätzlich geschah all das wohl gar nicht. Schumacher habe bei der Rückkehr in die Box einen „völlig anderen Blick auf das Geschehen“ gehabt, erzählte Brawn. Er habe die Disqualifikation Villeneuves gefordert, „und ich sagte: ‚Michael, du musst dir wirklich mal die TV-Bilder anschauen.‘ Das tat er, und dann wurde er stiller.“

Er habe es wohl „nicht wahrhaben wollen“, gestand Schumacher später. Seine „falsche Überzeugung“ sei erstmals gebröckelt, als auch Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo die Sinnfrage zu diesem Manöver stellte. Es sei „ein Fehler“ gewesen, das sah dann auch Schumacher so.

Eine der großen Geschichten der Formel 1 war es ebenfalls. Das gilt auch 25 Jahre später noch. (sid)