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Riesaer Schiedsrichterin: Männer meckern und diskutieren viel

Liesa Malina hat in den vergangenen Jahren einen steilen Aufstieg als Schiedsrichterin hingelegt. Nun gab sie sogar überraschend ihr Zweitliga-Debüt - und verrät, was Männer- und Frauenfußball unterscheidet.

Von Jürgen Schwarz
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Liesa Malina (r.) bei ihrem ersten Einsatz als Haupt-Schiedsrichterin in der Zweiten Bundesliga.
Liesa Malina (r.) bei ihrem ersten Einsatz als Haupt-Schiedsrichterin in der Zweiten Bundesliga. © Andreas Reimer

Riesa. Liesa Malina vom SV Königsblau Gohlis ist in der Schiedsrichter-Szene keine Unbekannte. Schließlich absolvierte die 26-Jährige, die mit ihrer Zwillingsschwester Yvonne in der Riesaer Kinderkrippe am Amselweg arbeitet, schon frühzeitig einen Schiedsrichter-Anwärterlehrgang. Damals war sie zwölf.

In diesem Jahr stieg Liesa Malina als Schiedsrichter(innen)-Assistentin in die 2. Bundesliga auf. Am vergangenen Wochenende stand sie beim Spiel zwischen dem FSV Gütersloh und Borussia Mönchengladbach (4:0) an der Seitenlinie – und tauschte wenige Minuten nach dem Anpfiff die Fahne gegen die Pfeife aus.

Der Grund: Beim Stand von 1:0 zog sich Schiedsrichtern Monique Panetta eine Zerrung zu. Malina musste als Unparteiische einspringen. Sie machte ihre Sache gut, zückte dreimal den gelben Karton und heimste Lob von allen Seiten ein. „Ich hatte so eine Situation in meiner Laufbahn noch nie. Es kam aber schon vor, dass ein Schiedsrichter erkrankte und ausgetauscht werden musste, aber das passierte immer vor den Spielen.“

Begonnen hatte für Malina alles 2008. „Ich habe beim SC Riesa bis zur D-Jugend mit den Jungs Fußball gespielt, hätte aber in die C-Jugend wechseln müssen und da war die Chance, in die erste Mannschaft zu kommen, sehr gering. Und so fragte mich mein Trainer, ob ich Lust hätte, als Schiedsrichterin Spiele zu pfeifen.“

Pläne für den Profibereich gab es lange Zeit nicht

Liesa Malina hatte Lust und ein Jahr später ihren ersten Schein in der Tasche. Aktiv am Ball blieb sie aber trotzdem, wechselte 2012 als Spielerin nach Gohlis, wo auch ihre Zwillingsschwester bis heute in der Kreisoberliga-Mannschaft kickt.

Den Plan, bis in den Profibereich aufzusteigen, gab es bei Liesa Malina, die ab 2017 auch Spiele in der Männer-Kreisoberliga leitete, lange Zeit nicht. „Ganz ehrlich, ich habe mich damals nicht getraut“, sagt sie schmunzelnd. „Außerdem habe ich lieber selbst noch Fußball gespielt.“

Mit Corona änderte sich vieles. „Monatelang keine Spiele – in dieser Zeit reifte in mir der Entschluss, es doch mal weiter oben zu versuchen.“ 2022 absolvierte Malina die Einstufung zur Frauen-Regionalliga, ein Jahr später qualifizierte sie sich als Assistentin für die 2. Frauen-Bundesliga.

„Dass das alles so schnell geht, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.“ Mit der Bestätigung, Begegnungen in der Frauen-Regionalliga leiten zu dürfen, wurde Liesa Malina zugleich für die Landesklasse der Herren eingestuft.

"Alles Weitere lass ich nun auf mich zukommen"

Die Frage, ob es Unterschiede im Männer- und Frauen-Bereich gibt, hat Liesa Malina erwartet und die Antwort kommt prompt: „Männer meckern und diskutieren viel. Manchmal kann man mit einem Lächeln etwas erreichen, ein anderes Mal hilft nur noch, eine Karte zu zücken. Man merkt schnell, ob man mit einem kleinen Scherz ankommt oder sich diesen sparen kann.“ Generell sei der Fußball im Herrenbereich deutlich schneller und intensiver von den Zweikämpfen her, aber das Spiel der Frauen meist fairer.

Nun, in der DFB-Ebene angekommen, stellt sich zwangsläufig auch die Frage: Was kommt jetzt? „Ich hätte nie gedacht, dass ich in der zweithöchsten Spielklasse ankomme, aber ich finde das richtig cool. Alles Weitere lasse ich nun auf mich zukommen, damit bin ich bisher auch sehr gut gefahren.“

Es mache ihr einfach Spaß, „zumal ich viel sehe und erlebe“. Meist fährt sie mit dem Auto, „ab 350 Kilometer Strecke darf ich beim DFB einen Mietwagen beantragen.“ Auch Hotelübernachtungen werden angeboten, „zum Beispiel, wenn ein Spiel am Sonntag schon um 11 Uhr angepfiffen wird“.

So oder so warten am Montagmorgen die ein bis drei Jahre alten Mädchen und Jungen in der Kinderkrippe auf ihre Liesa. Vielleicht folgt eines Tages eines der Kinder ihren Spuren? Beim Kreisverband Fußball-Meißen stehen die Türen für die Anwärter jedenfalls weit offen, wie Präsident Christoph Kutscher immer wieder betont.