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Pirna feiert seinen Olympia-Helden

Francesco Friedrich ist im Eiskanal von Peking Unglaubliches gelungen. Seine Heimatstadt freut sich – und drückt die Daumen für das Viererbob-Finale.

Von Thomas Möckel
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Zweierbob-Olympiasieger Francesco Friedrich (l.), Thorsten Margis: Friedrich ist das Aushängeschild für seine Heimatstadt Pirna.
Zweierbob-Olympiasieger Francesco Friedrich (l.), Thorsten Margis: Friedrich ist das Aushängeschild für seine Heimatstadt Pirna. © dpa

Es war am Dienstagabend Pekinger Ortszeit, als das Erfolgsduo bei den Olympischen Spielen seinen nächsten Triumph eingefahren hatte: Bobpilot Francesco Friedrich und sein Anschieber Thorsten Margis waren mit dem Zweierbob im Eiskanal von Yanquing zu ihrem insgesamt dritten Olympia-Gold gerauscht. Während es bei den Trainingsläufen in den Wochen zuvor auf der anspruchsvollen Bahn noch nicht ganz so rund lief, kamen die Wettbewerbsläufe einer Machtdemonstration der beiden Sportler gleich. Mehrfach beste Startzeit, mehrfach Bahnrekord – in den vier Medaillenläufen fuhren sie ihrer Konkurrenz buchstäblich davon. Angesichts dieses Erfolges ließ sich Friedrich, sonst nicht der Mann für große Jubelgesten, zu einem Dauergrinsen hinreißen.

Gejubelt wird auch am anderen Ende der Welt, in seiner Heimatstadt Pirna. Das Rathaus hatte gleich am Mittwochvormittag eine Pressemitteilung in die öffentlichen Kanäle lanciert, aus jeder Zeile spricht der Stolz über den berühmten Sportler. Ganz Pirna sei im Freudentaumel, heißt es in der Mitteilung, weil die Ausnahmeathleten Friedrich und Margis erneut Bob-Gold geholte haben. Damit habe der "Wiederholungstäter" und mehrfache Weltmeister aus Pirna seine bisherige Karriere gekrönt. "Ein Hoch auf die Bobsportler und unseren Pirnaer Francesco, herzlichen Glückwunsch zum Olympia-Erfolg", sagt Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke. Aber die Gold-Mission sei ja noch nicht beendet. Für den Viererbob-Wettbewerb drückten nun der Rathauschef sowie die Pirnaer ebenfalls die Daumen.

Der nette Junge von nebenan

In dieser Hinsicht ist Friedrich ein Glücksfall für Pirna, er ist das Aushängeschild für die Stadt, für seinen Sport ohnehin. Friedrich, den viele hier nur den "Franz" nennen, ist ein Kind dieser Stadt, 1990 hier geboren, er ist hier verwurzelt, hier lebt er mit seiner Familie. Als Zeichen dafür trägt er in seinem Rennanzug ein kleines, eingenähtes Kleeblatt mit Herz und den Anfangsbuchstaben seiner beiden Söhne und seiner Frau. Es ist sein ganz persönlicher Glücksbringer.

Friedrich ist immer der nette, bescheidene Junge von nebenan geblieben, bodenständig, man trifft ihn beim Spazierengehen, beim Einkaufen, er nimmt sich Zeit für Gespräche und Autogrammwünsche. In seiner Heimatstadt engagiert er sich sozial, er ist unter anderem Schirmherr einer Aktion, bei der die Caritas seit Jahren schon gesponserte Schulranzen an sozial benachteiligte Kinder verschenkt. Und er ist Schirmherr eines Vereins, der in Pirna ein stationäres Hospiz einrichten will.

In der Heimat formten Unterstützer auch eine wichtige Säule seines Erfolges. Der Kreissportbund Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hat schon vor etlichen Jahren mit Gleichgesinnten und regionalen Unternehmen für Friedrich und andere Bobfahrer eine Sponsoren-Allianz aufgebaut.

Mal ungewohnt mit Anzug und Fliege: Francesco Friedrich im November 2018 bei der Ehrung zum Ehrenbürger im Pirnaer Rathaus.
Mal ungewohnt mit Anzug und Fliege: Francesco Friedrich im November 2018 bei der Ehrung zum Ehrenbürger im Pirnaer Rathaus. ©  Daniel Förster

Ehre, wem Ehre gebührt

Und obwohl Friedrich öffentliche Auftritte, bei denen er zu sehr im Rampenlicht steht, nicht wirklich mag, geht so eine sportliche Erfolgskarriere nicht ganz ohne Ehrung ab. So bereitete ihm die Stadt nach seinem Doppelgold bei den Olympischen Winterspielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang einen rauschenden Empfang. Pirna hatte eine fulminante Feier auf dem Marktplatz organisiert, Hunderte Fans bejubelten den Bobpiloten. Im Rathaus gab es Sekt, Friedrichs Konterfei zierte eine goldene Sonderbriefmarke von Post Modern.

Und im November 2018 wurde Friedrich dann eine besondere Ehre zuteil: Pirna verlieh dem Ausnahmesportler die Ehrenbürgerwürde, eine Ehre, die er sich zurzeit nur mit der Zeichnerin Ingeborg Fülfe teilt. Die Entscheidung, dass Friedrich Ehrenbürger werden soll, hatte der Stadtrat zuvor einstimmig getroffen. Mal sehen, wie Pirna den Bobdominator in diesem Jahr empfängt. Es dürfte allerdings schwer sein, die vorherigen Ehrungen noch zu toppen.