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Stadt gegen Supermarkt an der Dohnaer

Lebensmittelanbieter wollen auf einer Brache bauen. Im Dresdner Rathaus gibt es aber andere Ideen.

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© René Meinig

Von Annechristin Bonß

Dresden. Dieser Platz ist optimal für einen Supermarkt. Täglich kommen Tausende Autos am Grundstück an der Ecke Dohnaer/Tornaer Straße vorbei. Ringsrum erstreckt sich ein Wohngebiet. Zahlreiche Lebensmittelanbieter haben diese Vorteile bereits erkannt und wollen bauen. Bei der Stadtverwaltung haben sie sich erkundigt, wie und ob das möglich ist.

Doch die Stadtplaner wollen keinen neuen Supermarkt an der Stelle sehen. Der würde die umliegenden Anbieter gefährden, sagt Stadtplaner Uwe Böbst. Standorte wie der nahe Leubnitz-Treff, das Otto-Dix-Center in Strehlen sowie das Prohlis-Center am Jacob-Winter-Platz kämpfen schon jetzt um die Kunden. Dort gibt es einen Netto, ein Kaufland und einen Edeka-Markt. Einen Lidl gibt es am Kreisverkehr Georg-Palitzsch-Straße. Ein weiterer Supermarkt ist nicht gewünscht. „Städtebaulich ist das keine gute Idee“, sagt Uwe Böbst.

Deswegen will die Stadtverwaltung nun handeln. Mit einem Bebauungsplan soll das Eckgrundstück neu definiert und damit ein Supermarktbau verhindert werden. Begrenzt wird das für den Plan vorgesehene Grundstück von der Carglas-Werkstatt an der Süd-Ost-Seite. Die dahinterliegende Brache soll jedoch überplant werden. Genau wie der Garagenhof, der ebenfalls innerhalb der Fläche liegt. Ausgenommen sind die Gebäude entlang der Tornaer Straße. „Der Bebauungsplan soll sicherstellen, dass sein Geltungsbereich originär gewerblichen Nutzungen vorbehalten bleibt“, heißt es in der Vorlage der Stadtplaner. Das soll auch helfen, mit der stadtweit hohen Nachfrage von Firmen für Gewerbeflächen umzugehen.

Genau an diesem Punkt kommen die Kritiker auf den Plan. Unter anderem kritisiert die Wohnungsgenossenschaft Glückauf Süd (WGS) das Vorhaben. „Mit uns wurde nicht einmal über den Plan gesprochen“, sagt Vorstandsmitglied Christoph Menzel. Der WGS gehört das Grundstück mit dem Garagenhof. Nicht nur, dass alle der Abstellmöglichkeiten derzeit vermietet sind. Auch hat die Genossenschaft schon andere Pläne mit dem Grundstück. Erst vor zwei Jahren wurden 400 000 Euro in die Regenwasserentsorgung investiert. Es gebe bereits Überlegungen, an dieser Stelle Wohnungen zu bauen, sagt Menzel. Die Garagen müssten dann weichen. Einen Zeitpunkt für das Vorhaben nannte er nicht. Mit dem neuen Bebauungsplan der Stadt würde es aber schwieriger sein, diese Pläne auch umzusetzen, sagt Christoph Menzel. Der sieht schließlich vor, die Flächen für Gewerbe vorzuhalten.

Der Kritik schlossen sich die Prohliser Ortsbeiräte an. Auch sie wollen keinen weiteren Supermarkt an der Stelle sehen. Den Weg der Stadt können sie dennoch nicht nachvollziehen. Die Mitglieder kritisierten, dass der Inhaber des Grundstücks von der Stadtverwaltung praktisch übergangen wurde. „Damit habe ich ein Problem“, sagte CDU-Ortsbeirat Ralf Leidel. „Die Stadt will nichts wegnehmen. Da soll nichts weggeplant werden“, sagte Böbst. Die Stadtplaner wollen lediglich eine Fehlentwicklung in dem Gebiet verhindern. Dabei sei auch möglich, ein gemischtes Gebiet mit Wohnungen und Gewerbe auszuweisen.

Wie ernst das Interesse der Supermarktanbieter ist, wollte der Stadtplaner nicht sagen. Fakt ist jedoch: Ohne einen solchen Plan kann die Stadt einen Supermarkt nicht auf immer und ewig verhindern. Mit dem Plan schon.

Die Ortsbeiräte stimmten schließlich für das Vorhaben der Stadt. Allerdings schränkten sie die Fläche des neuen Plans deutlich ein. Der Garagenhof soll nicht Teil sein, wurde in einer Ergänzung festgehalten. Dem kann der Bauausschuss nun folgen. Stimmt auch dieses Gremium dafür, wird der Plan erarbeitet und öffentlich ausgelegt. Dann können Anwohner und andere Interessenten, wie die WGS, ihre Einwände formulieren.