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Stadtentwässerung baut am Pirnaischen Platz

Die Erweiterung des Klärwerks ist bald fertig. Dann startet der Bau hinter der Carolabrücke. Dort gibt es eine Umleitung.

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© Sven Ellger

Von Peter Hilbert

Das einst marode Dresdner Abwassersystem ist gut ausgebaut. Weit über 800 Millionen Euro hat die Stadtentwässerung seit 1990 dafür investiert. In diesem Jahr sind weitere 28 Millionen Euro geplant, damit der Zustand erhalten bleibt und noch verbessert werden kann, erklärt Ralf Strothteicher, technischer Geschäftsführer des Unternehmens. Auch in den folgenden Jahren soll weiter in dieser Größenordnung investiert werden. Schließlich wird der Anteil für die Sanierung noch größer, da Dresden eines der ältesten Kanalnetze Deutschlands hat. Strothteicher gibt einen Überblick der Großprojekte 2018.

Das Klärwerk: Mitte 2018 werden letzte Arbeiten abgeschlossen

Das Klärwerk Kaditz wird seit 2015 erweitert. Ausgebaut wurde das Herzstück der Anlage, die biologische Reinigung. Denn nicht nur Dresdens Einwohnerzahl, sondern auch die Industrie wächst, verweist der Technikchef auf die Gründe. Gebaut wurden zwei Reinigungs- und zwei Verteilerbecken. Vergangene Woche begann der Probebetrieb. Derzeit wird ein leistungsfähigeres Rücklaufschlamm-Pumpwerk installiert. Das pumpt einen Teil des Schlamms mit den Mikroorganismen, die die Hauptarbeit bei der Abwasserreinigung leisten, aus den Nachklär- zurück in die Belebungsbecken. „Ab Mai ist das erweiterte Klärwerk voll arbeitsfähig“, sagt er.

Der Neubau: Verkehr zum Pirnaischen Platz muss über Verkehrsinsel rollen

Der Rathenauplatz am Altstädter Ende der Carolabrücke wird ab April zur Großbaustelle. Errichtet werden unterirdische Bauwerke, damit Abwasser bei Starkregen gestaut werden kann und ein Teil besser gereinigt in die Elbe überlauft. Dort ist schon ein Wehr für diese Fälle vorhanden, das mit einem Rechen zur besseren mechanische Reinigung ausgestattet wird. Mit dem sogenannten Trenn- und Steuerbauwerk wird eine Art kleiner unterirdischer Staudamm gebaut, erklärt der Fachmann. Regnet es stark, wird verdünntes Abwasser zeitweise gestaut, sodass nicht so viel in die Elbe überläuft. Gebaut wird auf den Flächen der jetzigen Fahrbahn in Richtung Pirnaischer Platz. Deshalb wird eine Ersatzfahrbahn mit drei Spuren über die begrünte Mittelinsel angelegt, die hinter dem Rathenauplatz wieder an die bestehende Straße anschließt. Der Bau dauert bis 2020.

Der 1. Tunnel: Ab Mai fließt Abwasser unter der Elbe nach Johannstadt

Im Mai werden die Arbeiten auf der Großbaustelle an der Prießnitzmündung abgeschlossen, kündigt Strothteicher an. Dann fließt kein Ab- und Regenwasser mehr aus dem vollen Neustädter Kanal in die Prießnitz. Deshalb waren Abwassertunnel, sogenannte Düker, unter der Prießnitz neben der Bautzner Straße und unter der Elbe nach Johannstadt gebaut worden. Dort schließt das Rohr an den großen Altstädter Abfangkanal an. Derzeit wird noch ein Pumpwerk an der Forststraße gebaut.

Der 2. Tunnel: Neue Innenhaut für großes Abwasserrohr am Flügelweg

Neben der Flügelwegbrücke führen ein kleiner und ein großer Abwassertunnel unter der Elbe zum Klärwerk. Baujahr 1907. Der kleine Düker wurde bereits 1992 saniert. Kommt viel Abwasser, muss der große, zwei Meter hohe Nachbar geöffnet werden. Doch der ist desolat. Im Sommer soll die Sanierung des 340 Meter langen Rohrtunnels beginnen. „Das ist eine große technische Herausforderung“, sagt der Technikchef. Eingezogen werden sollen zwei sogenannte Inliner. Dabei handelt es sich um mit Polyesterharz getränkte Nadelfilzschläuche. „Es gibt noch keine Beispiele dafür, dass ein Schlauch über diese Länge eingezogen wird“, weiß er. Doch die Stadtentwässerung ist zuversichtlich. Binnen vier Monaten soll das geschafft sein.

Der Hauptkanal: Nach 100 Jahren rücken die Sanierer an

Über fünf Kilometer lang ist der 1908 gebaute Neustädter Abfangkanal zwischen Marienbrücke und Klärwerk. Die Pieschener Hälfte bis zum Ballhaus Watzke ist saniert. Von September bis Ende 2019 kommt das nächste, rund einen Kilometer lange Stück bis zum Beginn der Scharfenberger Straße in Mickten an die Reihe. Abschnittsweise werden glasfaserverstärkte Kunststoffrohre mit Pressen eingeschoben. Das letzte, 1,5 Kilometer lange Stück bis zur Kläranlage wird 2020/21 saniert.

Der Anschluss: Leitungsbau für neue Werke von Bosch und Philipp Morris

Zusätzliche Kanäle müssen zum Gewerbegebiet Rähnitz verlegt und ein Pumpwerk ausgebaut werden. Dort wollen sich Bosch und Philip Morris ansiedeln. „Wir stehen unter Zeitdruck“, sagt Strothteicher. Vor Inbetriebnahme der Werke soll bis Ende 2019 alles geschafft sein.