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Stadträte fordern Nachbesserungen an Neumarkt-Neubau

Das Moritzhaus wird neben dem Kulturpalast errichtet. Weil das Umfeld sehr sensibel ist, soll der Investor jetzt umgestalten.

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© Visualisierung: KIB-Gruppe

Lars Kühl

Das Gebäude wird den Neumarkt prägen. Zwischen Galerie- und Frauenstraße will die KIB-Gruppe aus Nürnberg ihr Moritzhaus errichten. Wer künftig auf dem Altmarkt steht und zur Frauenkirche blickt, wird dieses Haus sehen. Seit Jahren ist das Vorhaben geplant, inzwischen liegt die Baugenehmigung vor, seit einer Woche hebt ein Bagger die Grube aus. Vorgesehen ist ein Wohn- und Geschäftshaus. Sein modernes Gewand gefällt allerdings vielen Dresdners nicht. Der Bürgerwiderstand wird von der Gesellschaft Historischer Neumarkt angeführt, die nach wie vor eine Überarbeitung des Entwurfes verlangt.

Jetzt bekommen die Kritiker Unterstützung von politischer Seite. Die vier Bausprecher der Stadtratsfraktionen von CDU, Linke, Grüne und SPD haben einen offenen Brief an die Vertreter der KIB verfasst. Darin machen sie konkrete Vorschläge. Man habe zwar positiv registriert, dass der Investor seinen ursprünglichen Entwurf, der überhaupt nicht in das städtebaulich-gestalterische Konzept am Neumarkt passte, überarbeitet hat. „Gleichwohl zeigt uns die öffentliche Empörung, dass eine gut vermittelbare Architektur noch nicht gänzlich gefunden wurde“, erklären Gunter Thiele (CDU), Tilo Wirtz (Die Linke), Thomas Löser (Grüne) und Hendrik Stalmann-Fischer (SPD) unisono. Deshalb die Anregungen.

Direkt neben dem Moritzhaus steht am Neumarkt, nur getrennt durch die schmale Schumachergasse, die Heinrich-Schütz-Residenz – ein aufwendig rekonstruierter Leitbau mit vielen Fassadendetails. Die Stelle ist sehr sensibel. Die KIB plant auf dieser Seite ein Staffelgeschoss auf dem Dach. Das „wird als sehr unpassend empfunden“. Ein Satteldach wäre deshalb wünschenswert. Weiterhin soll an diesem Gebäudeteil „eine historische Fassadenausformung“ geprüft werden, damit der Übergang zur Schützresidenz harmonisch wird.

Des Weiteren solle der Investor überlegen, das mittlere Dach des in der Außenwahrnehmung dreigeteilten Moritzhauses umzugestalten. Dadurch soll es sich vom Gebäudeteil, der an der Galeriestraße vorgesehen ist, deutlicher abheben. Möglich wäre dies, indem alternative Ziegel verwendet werden und die Dachfenster andere Formen bekommen.

Zankäpfel sind auch die geplanten Flachdächer. Sie sollten, wenn eine klassische Abschlussform mit Dachfirst nicht möglich ist, „zumindest eine Begrünung erhalten“. Viele Neumarktbesucher steigen auf den Turm der Frauenkirche, um Dresdens bekanntesten Platz von oben zu erleben. Dafür sei eine harmonische Dachlandschaft wichtig. „Die vorgelegte Flachdachvariante mit grauem Abschluss ist unschön und einfallslos.“ Wenn noch Technik auf dem Moritzhaus aufgebaut wird, was zu erwarten ist, werde dieser Eindruck zusätzlich verstärkt.

Wichtig ist den baupolitischen Sprechern auch, am Eckgebäude, das zum Kulturpalast hin entsteht, nachzubessern. „Es hat in seiner Wirkung eine hohe städtebauliche Relevanz, da es vom Altmarkt aus der Auftakt zum Neumarkt ist.“ Eine sehr hochwertige Fassadengestaltung sei deshalb an dieser Stelle zwingend. Kunst am Bau könnte die Wirkung des Gebäudes zudem steigern. Die Briefschreiber fordern die KIB auf, die Vorschläge ernsthaft zu prüfen. „Der Neumarkt ist für unsere Stadt ein besonderer Ort“, die Stadträte seien an dieser Stelle einer besonderen Verantwortung verpflichtet. Das werde auch von den Investoren erwartet. Genügend gelungene Beispiele in der Nachbarschaft gebe es.