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Städter fliegen auf Bienen

Rund 46 400 Bienenvölker schwirren nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums durch den Freistaat.

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Chemnitz. Rund 46 400 Bienenvölker schwirren nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums durch den Freistaat. Vor allem in Sachsens Großstädten summt es mit steigender Tendenz. „Die Menschen in den Städten wollen wieder naturnaher leben, und dazu gehört auch die Rückkehr zu Naturprodukten“, erklärt sich Ute Friedel vom Veterinäramt Chemnitz den Trend zur eigenen Honigbiene.

In Chemnitz stieg seit 2003 die Anzahl der Bienenvölker um 133 Prozent von 547 auf 1 276, sagt Friedel. Die Zahl der Imker habe sich von 52 auf 196 fast verdreifacht. In Leipzig gibt es derzeit bei 193 gemeldeten Imkern 2 033 Bienenvölker. Das bedeutet gegenüber dem Jahr 2015 eine Zunahme um knapp 50 Prozent, sagt Veterinäramtsleiterin Gabriela Leupold.

Dresden habe inzwischen 472 Bienenhalter mit insgesamt 2 500 Bienenvölkern, Ende 2014 seien es noch 1 700 Völker gewesen – ein Anstieg von 47 Prozent. „Es werden nahezu täglich neue Bienenvölker angemeldet“, heißt es beim Dresdner Veterinäramt.

Für den Landesverband Sächsischer Imker, der rund 3 900 Bienenhalter vertritt, ist der anhaltende Trend ein zweischneidiges Schwert. Zum einen sei der jahrelange Rückgang der Bienenvölker aufgehalten. Mittlerweile erzeugten Sachsens Bienen 1 500 Tonnen Honig im Jahr.

Andererseits nehme aber die sogenannte „Wildbienenhaltung“ in der Stadt zu, beklagt der Verbandsvorsitzende Michael Hardt. Dabei werde den Tieren aus „vermeintlicher Tierliebe“ lediglich ein Unterschlupf zur Verfügung gestellt. Die Bienen seien weitestgehend auf sich allein gestellt, Honig werde nicht erzeugt.

In der Stadt könnten das natürliche Aggressionsverhalten und das Ausschwärmen allerdings zu einem ernsthaften Problem werden, erklärte der Verbandschef. Er sei selbst schon hinzugerufen worden, um Völker wieder einzufangen, die sich etwa an Gebäuden in Leipzigs Innenstadt niedergelassen hatten. Gelinge das nicht, könne nur noch der Kammerjäger helfen, um eine Gefahr für den Menschen abzuwenden. „Es gehört aber zur Verantwortung eines Tierhalters dazu, sich auch um das Tier zu kümmern.“

Ute Friedel vom Chemnitzer Veterinäramt beobachtet ebenfalls eine zunehmende „Blauäugigkeit“. Sie schätzt, dass etwa zehn Prozent der neu hinzukommenden Bienenhalter zu wenig über das anspruchsvolle Hobby wissen. (dpa)