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Start des Sechs-Länder-Abiturs

In Deutsch, Mathe und Englisch gibt es erstmals gleiche Aufgabenteile an gleichen Terminen.

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Von Carola Lauterbach

Morgen beginnen in Sachsen die Abiturprüfungen zunächst mit Kunst, Musik, Sport. Später werden die 8 489 sächsischen Abiturienten in drei Hauptfächern am gleichen Tag wie 100 000 Abiturienten in fünf weiteren Bundesländern geprüft, denn es werden gleiche Aufgaben auf ihren Prüfungszetteln stehen. So etwas hat es im föderalen Deutschland noch nie gegeben.

Wer beteiligt sich amSechs-Länder-Abitur?

Neben Sachsen begeben sich Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein auf den Weg zu mehr Vergleichbarkeit.

In welchen Fächern wird wann länderübergreifend geprüft?

Alle Abiturienten in diesen Ländern, die ihre Prüfung in Deutsch, Mathematik und Englisch (Leistungskurs) schreiben, nehmen an zentralen Klausuren teil. Deutsch steht am 6. Mai auf dem Plan, Englisch am 8. Mai und Mathematik am 13. Mai.

Sind alle Prüfungsaufgabenin diesen Fächern gleich?

Nein, im ersten Schritt wird es neben länderspezifischen nur einzelne identische Aufgaben geben. In Deutsch wird das ein gemeinsames Aufsatzthema zur Erörterung sein; in Englisch gibt es eine Aufgabe, bei der die Schüler innerhalb von 60 Minuten einen deutschen Text in englischer Sprache zusammenfassen und weitere Fragen in Englisch beantworten müssen; in Mathematik gilt es, in einem sogenannten hilfsmittelfreien Prüfungsteil identische Aufgaben zu lösen. Geprüft werden hierbei vor allem Basiskompetenzen.

Wurden die sächsischen Abiturienten ausreichend darauf vorbereitet?

Ja, sagt Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU). Sie sei diesbezüglich ruhigen Gewissens. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat im Jahr 2012 Bildungsstandards für das Abitur in Deutsch, Mathematik und Englisch/Französisch festgelegt, nach denen alle Bundesländer bis Ende des kommenden Schuljahres unterrichten müssen. Sachsen habe umgehend die Lehrpläne den Standards angepasst und den Unterricht daran orientiert, heißt es. Nicht zuletzt die als sogenanntes Vorabitur geschriebenen Klausuren hätten gezeigt, dass die sächsischen Schüler gut damit klar gekommen sind.

Wird das bisherige hohe Niveau des sächsischen Abiturs beibehalten?

Nach Auffassung von Prof. Petra Stanat, Direktorin des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Humboldt-Universität Berlin, ist das der Fall. Die Bildungsstandards, an denen sich die Länder orientierten, seien sehr anspruchsvoll. Im Übrigen hat Sachsen im Rahmen einer Expertengruppe für das länderübergreifende Abitur die Federführung für das Fach Mathematik – Bayern für Deutsch und Mecklenburg-Vorpommern für Englisch.

Wenn es ein länderübergreifendes Abi gibt, warum nur in Teilschritten?

Auch die sind offenbar schon ein großer Erfolg angesichts jahrzehntelanger Bildungskleinstaaterei. Es gebe unterschiedliche Rahmenbedingungen in inhaltlicher, rechtlicher und organisatorischer Hinsicht, heißt es. Als größte Herausforderung wird die gemeinsame Terminfindung genannt. Sachsen konnte dabei im Wesentlichen bei seinen traditionellen Abiturterminen bleiben. Größere Zugeständnisse mussten die norddeutschen Länder machen, wo ursprünglich im Februar/März Abiturprüfungen stattfanden, ebenso Bayern, wo die Prüfungen sonst viel später begannen.

Sind Sachsens Schüler, Elternund Lehrer vollauf zufrieden?

Ohne Kompromiss geht es bei solch einem Unterfangen natürlich nicht. Für Sachsen bedeutet das einen Bruch mit der jahrelangen Tradition, wonach Deutsch als korrekturintensivstes Fach den Auftakt zu den Abiturprüfungen bildet. Natürlich wird das seitens der Deutschlehrer hierzulande nicht bejubelt, da sich die Korrekturzeit nunmehr verkürzt. Auf SZ-Nachfrage sagten Gymnasialschulleiter zwischen Hoyerswerda und Sebnitz, das sei schulorganisatorisch aber in den Griff zu bekommen.

Wie geht es weiter? Wird es in Deutschland ein Zentralabitur geben?

Die Prüfungstermine für die sechs Länder im kommenden Jahr stehen, im übernächsten fast. Ab 2015 will Brandenburg und ab 2016 Bremen beim länderübergreifenden Abi dabei sein – im Fach Deutsch. Ab Schuljahr 2016/17 können alle Länder auf freiwilliger Basis Abituraufgaben aus einem zentralen Aufgabenpool ziehen. Inwieweit vor diesem Hintergrund gemeinsame Prüfungstermine möglich sind, wird noch geprüft. Denkbar sei auch eine Aufteilung in Ländercluster. Das Sechs-Länder-Abi, gibt sich Kultusministerin Kurth überzeugt, werde Signalwirkung haben.