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Start für umstrittene Kurtaxe

Jede Übernachtung in Dresden kostet jetzt 1,30 Euro zusätzlich. Die Gäste nehmen es zumeist klaglos hin, die Hoteliers aber ärgern sich.

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© Steffen Füssel

Von Christiane Raatz

Wer am Wochenende im Ibis Budget Hotel auf der Wilsdruffer Straße eincheckte, wurde schon am Eingang darauf hingewiesen: Ab sofort müssen die Gäste neben ihren Übernachtungskosten auch Kurtaxe – international ausgewiesen als city tax – bezahlen. An der Rezeption weisen die Mitarbeiter Neuankömmlinge freundlich auf die neue Regelung hin. Die meisten Gäste nehmen es gelassen. Zum ersten Mal sind etwa Mathias Dick und Marco Reimer für ein Urlaubswochenende in Dresden. Dafür müssen sie nun tiefer in die Tasche greifen: „Ich sehe das nicht als großes Ärgernis, deswegen fahren wir bestimmt nicht zurück“, sagen die beiden jungen Männer, die aus der Nähe von Bielefeld angereist sind. Für die zwei Tage muss jeder nun 2,60 Euro mehr bezahlen. „Das ist zwar schade, aber das nehmen wir in Kauf“, sagen sie. Schließlich habe Dresden viel zu bieten für Touristen. Auch die anderen Gäste zahlen die Kurtaxe, Beschwerden zum Start gibt es keine.

Bleiben die Touristen weg?

Seit Sonnabend müssen Gäste in Dresden 1,30 Euro mehr pro Übernachtungstag zahlen. Das Oberverwaltungsgericht in Bautzen hatte den Eilantrag eines Hoteliers abgelehnt. Dieser wollte erreichen, dass die Satzung nicht in Kraft tritt. Mit der Ablehnung ist die Kurtaxe jetzt ab 1. Februar gültig. Vorerst, denn das eigentliche Urteil soll erst bis zur Sommerpause fallen. Dabei geht es um Grundsätzliches, denn Dresden ist die erste Großstadt in Deutschland, die eine Kurtaxe einführt. Betreiber von Hotels und Pensionen müssen nun einmal im Monat die eingenommene Kurtaxe überweisen, zum ersten Mal Mitte März.

Dirk Kranat, Direktor des Ibis Budget Hotels steht am Sonnabend selbst hinter der Rezeption, um zu schauen, ob es Startschwierigkeiten gibt. „Wir müssen die Kurtaxe manuell dazubuchen, das dürfen wir nicht vergessen“, beschreibt Kranat. Sonst müssten die Hotels und nicht die Gäste die Taxe zahlen. Der Direktor holt einen dicken Ordner hervor, in dem alle Unterlagen zur Kurtaxe abgeheftet sind, auch die Dokumente für die Rückerstattung. Denn Geschäftsreisende können die Kurtaxe zurückerhalten, wenn sie nachweislich keine Zeit für den Besuch kultureller Einrichtungen haben. Im Ibis Budget betrifft das aktuell eine Firma von Gleisbauern, die 15 Zimmer für zwei Wochen bestellt hat. „Die Bürokratie bleibt an uns hängen“, sagt Kranat. Vor allem in der Hochsaison bleibt dafür kaum Zeit. Zudem muss alles genau dokumentiert werden – die Stadt will unangemeldet kontrollieren. Kranat fürchtet, dass gerade Geschäftsleute Dresden meiden und auf umliegende Städte ausweichen.

Auch im Innside-Hotel am Neumarkt hat man sich auf die Kurtaxe vorbereitet: Das Empfangspersonal wurde geschult, um Fragen der Gäste zu beantworten, Formulare wurden ausgedruckt. „Die stellte die Stadt nicht bereit“, sagt Direktor Marco Bensen. Die Formulare für die Kurtaxe existieren zwar in acht Sprachen, aber den Antrag für Geschäftsreisende gibt es bisher nur auf Deutsch. Die sollen jetzt auf Englisch übersetzt werden. „Das ist machbar, aber dennoch ein Aufwand.“

Der Geschäftsführer des Dresdner Hotellerieverbandes Dehoga, Gerhard Schwabe, spricht von einem „bürokratischen Monster“. Zudem befürchten die Hoteliers, dass künftig weniger Touristen nach Dresden kommen könnten: Offenbar haben mehrere Hotels schon Anrufe von großen Reiseveranstaltern bekommen. „Sie haben Bedenken angemeldet und überlegen, wegen der Mehrkosten zu stornieren“, erklärt Schwabe.

Der Stadtrat hatte Ende November 2013 für die Sonderabgabe gestimmt – und damit eine Erhöhung der Grundsteuer verhindert. „Wir haben uns damit auf einen Kompromiss verständigt“, erklärt SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Lames. Denn Geld kann die Stadt gut gebrauchen. Laut Lames soll die Kurtaxe rund fünf Millionen Euro in die Kassen spülen. Rund 500.000 Euro davon sind für die Tourismusförderung eingeplant. „Sobald die Einnahmen aus der Kurtaxe verlässlich fließen.“ Wer durch Europa reist, muss in vielen Großstädten eine solche Taxe zahlen. „Dafür habe ich als Tourist Verständnis“, so Lames. Und das erhofft er sich auch von den Dresdner Gästen.