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Startschuss für Insel der Sinne

Am Berzdorfer See beginnt der Bau des ersten Hotels. Komplett wird die Anlage aber erst viel später.

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© Vorlage: Insel der Sinne, Architekturbüro Kück

Von Jenny Thümmler

Wer am Berzdorfer See in Höhe Hagenwerder entlang kommt, hat es schon gesehen: Es tut sich was. Ein langer Bauzaun umgrenzt ein Gelände, erste Baucontainer stehen da. Eine große Infotafel verrät den Grund: Die „Insel der Sinne“ entsteht. Das Hotel- und Wellnessprojekt von Ina Lachmann und Henry Hedrich ist seit Langem ein Thema in der Stadt, jetzt geht es richtig los. „Es war für mich ein Glücksgefühl, als der erste Bagger anrollte“, sagt Bauherrin Ina Lachmann.

Die Zufahrtsstraße zum Hotel ist schon fertig. Bauherrin Ina Lachmann liebt den Blick von hier auf See und künftigen Hotelstandort hinunter.
Die Zufahrtsstraße zum Hotel ist schon fertig. Bauherrin Ina Lachmann liebt den Blick von hier auf See und künftigen Hotelstandort hinunter. © Pawel Sosnowski

Zufrieden steht sie in der Sonne und blickt auf den See. Hier, am Beginn der neuen Straße, ist der Überblick herrlich. Bald werden auf dieser Straße, die vom Parkplatz in Hagenwerder hinunter ans Ufer führt, Hotelgäste fahren. Die Schranke oben wird sich elektronisch dann nur noch für sie öffnen. Das ist aber die einzige Einschränkung: Der Rundweg unten am Ufer bleibt offen und wie bisher befahrbar. Das ist Ina Lachmann wichtig. „Die Leute fragen mich schon oft deswegen, wenn sie die Baustelle sehen. Aber da wird es keine Einschränkungen geben.“

Außer natürlich in der Bauzeit. Bagger und Laster nutzen die neue Straße, um zur Baustelle zu kommen, müssen aber über den Rundweg. Große Schilder sollen Radfahrer und Skater auf die Umstände hinweisen. Aber dass das Bauherrenehepaar Rücksicht auf die Gäste am See nimmt, hat es schon bei der Verlegung der Leitungen gezeigt. Wasser, Abwasser, Strom, Gas und Datenkabel wurden unter den Ringweg gelegt, ohne diesen aufreißen zu müssen. Der Boden neben dem Asphalt ist noch etwas uneben, sonst weist nichts mehr auf die Bauarbeiten hin. Diese Erschließungskosten in sechsstelliger Höhe haben Lachmann und Hedrich selbst bezahlt.

Aber Ina Lachmann möchte nicht über Geld reden. Lieber über das Hotel, das jetzt als erstes am See entstehen wird. Vier-Sterne-Niveau, 26 Angestellte, 46 Zimmer, die um 40 Quadratmeter groß sind, nur wenige kleinere. In der unteren Etage gibt es einen direkten Zugang zum See über eine Treppe. Die studierte Betriebswirtschaftlerin will die Leitung des Hotels selbst übernehmen, hat schon Theoriekurse beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) besucht. Und sie bringt Erfahrung aus dem Betrieb des Cafés Kugel in der Altstadt mit, das sie erst vor wenigen Monaten an andere Betreiber übergeben hat. „Das Hotel wird eine neue Aufgabe, die ich mir aber zutraue. Ich habe in meinem Berufsleben schon viele Projekte geleitet.“ Den Überblick behalten, koordinieren, schnell reagieren – all das ist sie gewohnt.

Dass das Hotel nun als Erstes entsteht, hat auch mit der Mitversorgung des künftigen Wellnesscenters zu tun. Das Hotel ist das Herzstück, das größere der beiden Gebäude. Im Dezember 2017 soll es fertig sein. Und wenn es drei Jahre lang funktioniert hat, gehen die Bauherren an den zweiten Bauabschnitt, das Wellnesscenter. 1 000 Quadratmeter groß, mit Außensauna, Dachterrasse, durch einen gläsernen Gang mit dem Hotel verbunden. In der Planung fertig, aber erstmal im Schubfach. „Wir wollen ein gesundes Wachstum“, sagt Ina Lachmann. So lässt auch der Bau der geplanten Ferienhäuser noch auf sich warten.

Aber die Görlitzer müssen nicht bis 2021, 2022 ausharren, um die Insel der Sinne zu nutzen. Das Hotel bietet auch Zimmer für Feierlichkeiten, Tagungsräume, Seeterrasse und eine Gastronomie, die größer ist als fürs Hotel gebraucht. Regionale Produkte sollen dort vor allem angeboten werden, auch viel Fisch, passend zum Wasser vor der Haustür. Segler können ihr Boot am kleinen Steg festmachen und Kaffee trinken kommen. Und wenn es nach Ina Lachmann geht, sollen die Görlitzer die Insel der Sinne ohnehin nicht wie das klassische Hotel betrachten. „Wir sind kein Ferienhotel. Eher ein Ort der Entspannung, der Ruhe.“ Warum nicht mal ein Wochenende mit Buch auf dem Sofa verbringen, das am großen Fenster mit Blick auf den See steht? „Wasser hat doch ein hohes Potenzial für Entspannung. Für eine Auszeit sind wir die Richtigen, denke ich.“

Mit der Insel der Sinne erfüllen sie und ihr Mann sich einen Traum, der inzwischen rund 15 Jahre alt ist. Auf einer ihrer vielen Reisen durch die Welt haben sie etliche schöne Orte entdeckt. „Wir haben es nie aus dem Herzen verloren, auch einmal einen so schönen Ort zu schaffen.“ Die Entscheidung für Görlitz und den Berzdorfer See haben sich die beiden dabei nicht leicht gemacht. Erst seit wenigen Jahren leben sie hier. Er stammt aus Pulsnitz, sie aus Radeberg. Henry Hedrich ist internistischer Hausarzt, arbeitet seit 2011 in der früheren Praxis des Arztehepaars Weidle an der Joliot-Curie-Straße. Seine Frau ist 2012 nach Görlitz gekommen. Vorher haben sich die beiden etliche Städte in Deutschland angesehen. „Jedes Mal, wenn wir in Görlitz waren, hat es geregnet. Und wir waren trotzdem begeistert“, erzählt die 40-Jährige fröhlich. „Da haben wir gesagt, das muss es sein!“ Schon seit der Jugend sind die beiden ein Paar, haben an vielen Orten gelebt. Nun wollen sie sich hier gemeinsam mit ihren beiden Kindern und dem Inselprojekt ganz tief verwurzeln.

Nächste Woche soll es losgehen auf dem Baufeld, dann rücken die Bagger an. Ina Lachmann erwartet jeden Tag die Baugenehmigung. Für den Herbst planen sie und ihr Mann den ersten offiziellen Spatenstich, dazu eine Art Tag der offenen Tür – nur noch ohne Tür. „Wir wollen alle Interessierten einladen, das Projekt kennenzulernen und uns Fragen zu stellen“, sagt Lachmann. Damit die Vorfreude vielleicht bald nicht nur bei ihr steigt.