Von Rolf Ullmann
Zunächst liegt nur ein Klumpen Ton auf der Töpferscheibe. Severine Meißner feuchtet sich geschickt Hände an und mit jeder Drehung der Töpferscheibe nimmt eine kleine Vase zusehends Gestalt an. So wie die junge Töpfergesellin auf dem Töpferhof in Trebus haben unzählige Generationen von Töpfern seit Jahrtausenden den Naturstoff Ton bearbeitet und zu nützlichen und natürlich auch schönen Dingen geformt.
Bilder vom Tag der offenen Töpfereien
Doch das Töpferhandwerk ist seltener geworden in unserer schnelllebigen Zeit. Vielleicht gerade deshalb haben Hunderte Neugierige am Sonnabend und Sonntag die eher seltene Gelegenheit genutzt, einmal hautnah die Arbeit an der rotierenden Töpferscheibe zu verfolgen und einen Blick in den Holzbrennofen zu werfen. Der Blick auf die Kennzeichen der Pkw, die vor den vier Töpfereien an den beiden Tagen abgestellt wurden, künden davon, dass viele Besucher auch den Weg aus Zittau, Görlitz, Bautzen sowie aus Brandenburg, ja sogar aus Berlin zu den Tonkünstlern in der Lausitz nicht gescheut haben. Viele von ihnen kommen dabei nicht das erste Mal nach Horka, Trebus, Krauschwitz oder Sagar. So manche Keramik bereichert nach einem solchen Ausflug die bereits zu Hause vorhandene Sammlung. Bei Führungen durch die Werkstatt sowie den Verkaufsraum erläutert Severine Meißner den Besuchern die Besonderheiten des schlesischen Braunzeugs. Es ist sozusagen das unverwechselbare Markenzeichen auf dem Töpferhof Meißner in Trebus. Töpfermeister Günter Meißner bewahrt mit der Fertigung dieser Keramik ebenso ein Stück schlesischer Traditionen wie mit den angebotenen Kostproben von Kuchen, die nach schlesischen Rezepten gebacken wurden.
Im Verkaufsraum von Ines Herack in Horka dominieren die frischen grünen Farben ihrer Keramiken. Bei ihrem Anblick regt sich bei vielen der Neugierigen, manchmal auch unbewusst, die Vorfreude auf den Frühling und das in wenigen Wochen bevorstehende Osterfest. So manch speziellen Wunsch ihrer Kunden erfüllt die Töpfermeisterin, indem sie auch Einzelstücke herstellt.
In der Krauschwitzer Töpferei von Kathrin Najorka geben sich bereits am Sonnabendvormittag die Besucher förmlich die Klinke in die Hand. Viele von ihnen folgen Rainer Grießbach, dem Lebensgefährten der Töpfermeisterin, auf eine Führung durch die Töpferwerkstatt und hinaus zu den Kohle- und Tongruben. Denn seit über 120 Jahren wird das Material zum Töpfern direkt vor Ort gewonnen und nachhaltig genutzt. Mit Erstaunen registrieren die Neugierigen dabei Dimensionen des Holzbrennofens, der bis in die jüngere Gegenwart zum Brennen der Keramik genutzt wurde. Udo und Kurt Hirche haben am Sonnabendvormittag dank ihres Könnens in ihrem Holzbrennofen erfolgreich zahlreiche Keramiken über einen Zeitraum von über 30 Stunden gebrannt. Zahlreiche Zuschauer verfolgen das Ausräumen.