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Von Stolpen bis nach Hollywood geschafft

Die Geschwister Earles wanderten einst in die USA aus, traten im Zirkus und bei Shows auf. Jetzt wird in Stolpen ein Horror-Film mit ihnen gezeigt.

Von Anja Weber
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Die Stadt Stolpen hat einige berühmte Einwohner. Vier von ihnen waren sogar in Hollywood bekannt.
Die Stadt Stolpen hat einige berühmte Einwohner. Vier von ihnen waren sogar in Hollywood bekannt. © Karl-Ludwig Oberthür

Die wohl bekannteste Persönlichkeit Stolpens ist die Gräfin Cosel. Sie wurde von 1716 bis 1765 auf der Burg gefangen gehalten. Doch Stolpen hat noch mehr zu bieten. Napoleon hielt beispielsweise hier Station und wohnte im ehemaligen Amtsgericht. Und Stolpen war sogar Geburtsstadt von vier US-amerikanischen Schauspielern, den Geschwistern Harry, Daisy, Grace und Tiny Earles (Kurt, Hilda, Frieda und Ella Schneider). Der Dresdner Benedikt Wilken hat gemeinsam mit der Stadt Stolpen einen Kulturabend zur Geschichte der vier kleinwüchsigen Geschwister vorbereitet. Im Mittelpunkt steht ein Horror-Film, in dem zwei von ihnen mitgewirkt haben. Dieser wird am 11. November, 19 Uhr, im Alten Amtsgericht in Stolpen gezeigt.

Harry und Grace wanderten vermutlich als erste 1915 in die USA aus, die anderen zwei kleinwüchsigen Geschwister folgten ihnen. Die vier traten als Quartett bis in die 1950er-Jahre bei Shows vor allem im Zirkus auf. Sie spielten gelegentlich auch in Hollywood. Weltweite Bekanntheit erreichte Harry Earles aber vor allem durch seine Hauptrolle als Hans in dem Horror-Klassiker "FREAKS" aus dem Jahr 1932. An der Seite ihres Bruders spielte in diesem Film auch seine Schwester Daisy als seine Verlobte mit.

Filmenthusiast Benedikt Wilken kennt sich bestens aus. Zusammen mit anderen hat er zum Beispiel den Filmpodcast Deep red Radio gegründet und dem Lichtwerk-Kabinett in Dresden neues Leben eingehaucht. Und jetzt hat er eben zur Geschichte der berühmten Schneider-Familie in Stolpen oder The Doll Family, wie sie sich in den USA genannt haben, recherchiert und eben auch den Horror-Klassiker ausgegraben. Dieser wird nun - begleitet mit einem Vortrag - in Stolpern aufgeführt. Die Recherchen dazu seien ziemlich schwierig gewesen, da die meisten Wegbegleiter historisch nicht ausreichend erfasst sind. "Es ist eine spannende sächsische Geschichte von besonderen Menschen, die viel erreicht haben, obwohl sie in ihrer Zeit die geringsten Aussichten hatten. Ein starkes Symbol für eine vielfältige und vorurteilsfreie Heimat", sagt Benedikt Wilken.

Besonders ist auch ihre Geschwistertreue. Durch ihre lange Karriere gelangten sie zu einem recht ansehnlichen Vermögen. Nach ihrem Rückzug kaufen sie sich ein Haus in Sarasota (Bundesstaat Florida), wo sie gemeinsam ihren Lebensabend verbracht haben.