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Straßen wie Schweizer Käse

Der Frost sprengt den Asphalt rings um Riesa auf. Die schlimmsten Stellen werden derzeit im Schnellverfahren beseitigt.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich und Peter Anderson

Riesa. Schlagloch-Alarm! Das anhaltende Winterwetter der vergangenen Wochen, aber vor allem der Wechsel zwischen Frost- und Tauwetter hat ungewöhnlich hohe Schäden am Straßennetz zur Folge. Zwar sind vor allem viele Nebenstraßen noch schneebedeckt, und eine Schadenserfassung ist im Detail noch gar nicht möglich. „Aber aufgrund des schweren Winters rechnen wir mit einem erheblich höheren Schadensumfang als in den Vorjahren“, sagt Riesas Stadtsprecher Uwe Päsler gegenüber der SZ. Die ganze Stadt sei davon betroffen: Schillerstraße, Rostocker Straße, Felgenhauerstraße. Neue und alte Fahrbahndecken. Vor allem groß- und kleinflächige Netzrisse seien derzeit verstärkt zu finden.

Der Frost hat auch auf der Langen Straße in Riesa an vielen Stellen den Asphalt aufgesprengt.
Der Frost hat auch auf der Langen Straße in Riesa an vielen Stellen den Asphalt aufgesprengt. © Sebastian Schultz
Löcher bemängeln Autofahrer auch an der Lichtenseer Straße in Zeithain.
Löcher bemängeln Autofahrer auch an der Lichtenseer Straße in Zeithain. © Sebastian Schultz

Die Straßenaufsicht des Stadtbauamtes sei bereits unterwegs, um die Straßen zu kontrollieren, eventuelle Schäden zu dokumentieren und Mängelberichte zu erstellen. Die würden dann von Straßenbauingenieuren fachtechnisch bewertet und zur Reparatur beauftragt. Allerdings seien derzeit lediglich Not-Reparaturen möglich, „um es erst mal nicht noch schlimmer werden zu lassen“, so Uwe Päsler. Im Bereich Rostocker Straße und Paul-Greifzu-Straße seien die beispielsweise schon erfolgt. Als Nächstes seien die Felgenhauer, Friedrich-List- und Kurt-Schlosser-Straße dran. Nach dem Frost müsse allerdings zwingend eine „richtige“ Reparatur dieser Stellen erfolgen, kündigt der Stadtsprecher an und mutmaßt, dass in den nächsten Wochen noch weitere Straßenschäden zutage treten werden. Dabei sei das Budget begrenzt. Für Reparaturen an Fahrbahnen, Gehwegen, Radwegen, Borden und Ähnlichem im gesamten Stadtgebiet stünden für das ganze Jahr 170 000 Euro zur Verfügung.

Auch bei den Nachbarn auf der anderen Elbseite in Zeithain ist das Budget für Instandhaltungen begrenzt. Wie groß die Straßenschäden nach diesem Winter sind, kann Bürgermeister Ralf Hänsel (parteilos) allerdings auch noch nicht sagen. Zumal es bisher noch keine Meldungen von den Anwohnern gab. Schlaglöcher, wie im Bereich der Lichtenseer und Nikopoler Straße, will sich das Bauamt jetzt schon einmal genauer ansehen. Kleinere Notreparaturen könnten dabei sehr kurzfristig vom kommunalen Bauhof übernommen werden, größere Schäden müssten dagegen ausgeschrieben und von Baufirmen behoben werden.

Für die Notreparaturen wird zunächst ein sogenanntes Kaltmischgut verwendet, das auch extremeren Temperaturen standhält, erklärt Meißens Stadtsprecherin Katharina Reso. Und das sei vor allem bei dem hohen Bestand an alten Straßen mit nur drei bis fünf Zentimeter Asphaltschicht dringend nötig, bei denen die Nässe schnell in Risse und Spalten eindringen kann.

Hoffnung auf Gelder vom Freistaat

Für die eigentlichen Frühjahrsreparaturen mit Asphaltmischgut werden dann allerdings Temperaturen um die zehn Grad Celsius benötigt. Davor soll es voraussichtlich im April noch einmal eine Bestandsaufnahme geben und das Thema im Meißner Stadtrat landen, um die notwendigen Mittel freizugeben. Zudem hoffe Meißen angesichts des vergleichsweise strengen Winters auf zusätzliche Fördermittel des Freistaates für den kommunalen Straßenbau. Und die Hoffnung der Stadt dürfte nicht ganz unbegründet sein.

Auch in der Vergangenheit hatte das Land seine Städte und Gemeinden nach schwierigen Wintern mit Sonderprogrammen unterstützt. So flossen 2011 insgesamt 65 Millionen Euro an zusätzlichen Geldern. Dank der Steuereinnahmen präsentiert sich Sachsens Haushaltskasse aktuell gut gefüllt. Das lässt die Chancen auf einen Schub für den Tiefbau steigen.

Im Meißner Landratsamt hält es dessen Sprecherin Kerstin Thöns indes für verfrüht, jetzt schon belastbare Aussagen über die Folgen der längeren Frost- und Schneeperiode zu treffen. „Es sind erste Schäden auch in unserem Straßennetz sichtbar, und einige Schlaglöcher wurden mit Kaltgutgemisch verschlossen – wegen der Verkehrssicherheit“, schreibt sie auf SZ-Nachfrage. Zuverlässige Aussagen würden jedoch anders aussehen. Im Moment dächten die Mitarbeitern der Straßenmeistereien eher noch an den Winterdienst, um die Straßen befahrbar zu halten, und weniger an Reparaturen der Schwarzdecken.