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Straßenkreuzer mit Kuschelbank

Sie sind die schönsten Spritfresser der Welt: Über 1 400 Ami-Schlitten rollten am Wochenende durch Dresden.

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© Sven Ellger

Von Sandro Rahrisch

Hupen, bremsen, stehen, aufdrehen – nirgendwo ist stockender Verkehr an diesem Sonntag schöner als in Dresden. Mit seinem bordeauxroten Chevrolet Impala Custom zuckelt Michael Tischow an der Semperoper vorbei, vor und hinter ihm Mustangs, Cadillacs, Chevrolets, Dodges und Pontiacs. Alles, was die amerikanische Autoschmiede des 20. Jahrhunderts zu bieten hat. Einzigartig sei die große Ausfahrt zur sechsten US Car Convention, sagt der Leipziger, der seinen fünfeinhalb Meter langen Straßenkreuzer von einer kuscheligen Sitzbank aus steuert und schon so manches Ami-Schlitten-Treffs besucht hat.

Bilder von der US Car-Convention

Mit Ausblick und Botschaft: Dieser umgebaute Chevrolet rollte am Sonntag über die Augustusbrücke.
Mit Ausblick und Botschaft: Dieser umgebaute Chevrolet rollte am Sonntag über die Augustusbrücke.
Bastler Nick Tomczak aus Bitterfeld misst den Öllstand an seinem Oldsmobile Delta 88 (1975).
Bastler Nick Tomczak aus Bitterfeld misst den Öllstand an seinem Oldsmobile Delta 88 (1975).
Feuer und Flamme ist Wolfgang Bauzer aus Bayern für seinen Chevrolet Blazer, Baujahr 1978.
Feuer und Flamme ist Wolfgang Bauzer aus Bayern für seinen Chevrolet Blazer, Baujahr 1978.
Lack und Chrom glänzen: Katrin und Jens Schröder aus Leipzig zeigen ihren Oldsmobile Toronado.
Lack und Chrom glänzen: Katrin und Jens Schröder aus Leipzig zeigen ihren Oldsmobile Toronado.
Rundfahrt am Sonntag. Augustusbrücke/Theaterplatz.
Rundfahrt am Sonntag. Augustusbrücke/Theaterplatz.
Rundfahrt am Sonntag. Augustusbrücke/Theaterplatz.
Rundfahrt am Sonntag. Augustusbrücke/Theaterplatz.
Besucherin Maria Peucker (26) aus Dresden an einem Buick (1958).
Besucherin Maria Peucker (26) aus Dresden an einem Buick (1958).
Wenn einer was von Autos versteht, dann Grip-Moderator Det Müller. Er kaufte einem Teilnehmer gleich den Ford-Bus ab.
Wenn einer was von Autos versteht, dann Grip-Moderator Det Müller. Er kaufte einem Teilnehmer gleich den Ford-Bus ab.

Bratwurst zum Frühstück hieß es vorher in der Flutrinne, wo seit Freitag insgesamt 1 440 auf Hochglanz polierte Ami-Schlitten Felge an Felge standen. Damen flanierten in Petticoat-Abendkleidern und mit toupierten 1960er-Jahre-Tollen über die Wiese. Viele Autobesitzer hatten Pavillons aufgebaut, Campingstühle aufgeklappt und ihre Grills angefeuert. Geschlafen wurde in Zelten. Mit 16 300 Besuchern ist den Veranstaltern ein neuer Rekord im Ostragehege gelungen.

Tischows Oldie gehört zu denen, die am besten erhalten sind. Vor 16 Jahren kam das Auto aus den USA nach Deutschland. Den Besitzer hatte das Schmuckstück zuvor nicht ein einziges Mal gewechselt. „Ein typisches Rentnerauto, erst 50 000 Kilometer runter“, sagt er. Die 25 000 Mark, die er für den 42 Jahre alten Wagen hingeblättert hat, hätten sich gelohnt. Die schwarzen, mit Vinyl-Kunstleder bezogenen Sitzbänke sind noch genauso gut erhalten wie der 190 PS starke Motor. Bislang mussten nur ein paar Bremsschläuche gewechselt werden. Mit 500 Euro im Jahr lasse sich der Wagen in Schuss halten.

Wie bei allen Amerikanern müsse man allerdings den Rost im Auge behalten. „Es gibt wahrscheinlich kein Auto auf dem Platz, was dieses Problem nicht hat.“ Aber das Geld hat sich gelohnt: Die Versicherung hat den Wagen auf einen Wert von rund 18 300 Euro geschätzt.

Nur eines ist der Chevy nicht: sparsam. Mal eben zum Einkaufen fährt er mit der betagten Lady aber nicht. In eine Parklücke hinzukommen, erfordere schon etwas Übung. „Möglichst groß sollte sie schon sein“, sagt er. Nach vorn sei die Sicht noch ganz gut. Aber der Kofferraum ist ähnlich ausladend wie der des Motors. Parkhäuser gingen gar nicht. Mit 16 Litern schluckt er bei gemütlichem Tempo doppelt so viel wie ein Benziner von heute.