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Streuobstwiese statt Schule

Als Ausgleich für einen neuen Solarpark in Uhsmannsdorf sollen in Mückenhain mehrere Gebäude verschwinden.

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© Jens Trenkler

Von Alexander Kempf

Mückenhain/Uhsmannsdorf. Die Schule in Mückenhain ist für die Gemeinde Horka schon lange ein Klotz am Bein. Laut Bürgermeister Christian Nitschke steht das Gebäude seit mehr als 20 Jahren leer. Zumindest offiziell. Denn Unbekannte haben in der Vergangenheit immer wieder Türen aufgebrochen. Das Haus komplett zu sichern sei kaum möglich, beklagt der Bürgermeister. Zugleich falle das Haus peu à peu in sich zusammen. „Ich wäre froh, wenn der Standort, der uns nur Kummer bereitet, verschwindet“, sagt Christian Nitschke.

Die Chancen dafür stehen so gut wie noch nie. Denn die Gemeinde hat sich mit dem Unternehmen Pfalzsolar darauf verständigt, dass dieses das Schulensemble abreißt und auf dem Gelände anschließend eine Streuobstwiese entsteht. Dem Vorschlag haben die Gemeinderäte mehrheitlich zugestimmt. Mancher ist aber auch überrascht worden. Denn zunächst hat es geheißen, dass nur Nebengebäude der Schule abgerissen werden sollen.

Dann hätte Pfalzsolar aber nicht die nötigen Ausgleichspunkte erzielt, erklärt Geschäftsführer Michael Meißner vom zuständigen Planungsbüro Baukonzept aus Neubrandenburg den Horkaer Gemeinderäten. Nur wenn das gesamte Schulensemble in Mückenhain verschwindet und an gleicher Stelle die besagte Streuobstwiese gepflanzt wird, wiegt das den geplanten Bau des Solarparks im Kieswerk Uhsmannsdorf auf. Das soll auf einer Fläche von neun Hektar einmal 7,6 Megawatt Jahresleistung erzielen. Immer vorausgesetzt, dass es beim Beteiligungsverfahren keine Einwände gibt. Doch der Investor blickt nach seinen Vorbereitungen zuversichtlich in die Zukunft. Laut Planer Michael Meißner sind viele Punkte mit den Behörden vorbesprochen worden. Auch die notwendigen Ausgleichsmaßnahmen. Die fallen auch deshalb größer aus, da in dem Kieswerk nicht nur ein kleines Biotop entstanden ist, sondern zudem kleine Kiefern gewachsen sind. „Dafür ist eine adäquate Kompensation nötig“, erklärt Michael Meißner. Darum habe der Investor der Gemeinde auch vorgeschlagen, das gesamte Schulgelände in Mückenhain zu renaturieren.

Der Planer schätzt, dass der Abriss der Gebäude, ein Bodenaustausch und das Anlegen der Wiese etwa 100 000 Euro kosten wird. Eine Förderung erhalte der Investor dafür nicht. Für Bürgermeister Christian Nitschke und andere klingt das nach einem attraktiven Angebot. Denn alle Bemühungen, die Schule neu zu beleben, sind in der Vergangenheit gescheitert. Auch könne das Dach aufgrund nicht mehr erhältlicher Ziegel nicht saniert werden. Zugleich bringt das leerstehende Gebäude Kosten und Risiken mit sich. „Die Möglichkeit, dass wir aus der finanziellen Pflicht entlassen werden, kommt uns entgegen“, sagt er.

Gemeinderat Andreas Ludwig ist der Meinung, die Gemeinde hätte einen Abriss mithilfe von Fördergeld auch selbst stemmen können. „Mit Speck fängt man Mäuse“, sagt er kritisch. Doch gerade die pflegeintensive Streuobstwiese schmeckt nicht jedem Gemeinderat. „Gibt es Alternativen zur Streuobstwiese?“, fragt etwa David Jentho mit Verweis auf mögliche Kosten für die Maat des Geländes. Pfalzsolar zeigt sich gesprächsbereit. Ein Mitarbeiter bietet an, vertraglich festzuhalten, dass die Wiese einmal im Jahr gemäht werden soll. Von den Gemeinderäten und dem Bürgermeister wird das dankbar angenommen.

Auch kritische Stimmen zollen dem Unternehmen Respekt. „Ich bin der Meinung, dass wir in der Region schon zu viele solcher großen Solarparks haben. Aber handwerklich ist ihr Konzept gut gemacht“, sagt etwa Biehains Ortsvorsteher Jörg Koltermann. Mit zwei Gegenstimmen wird der Abriss der Schule in Mückenhain schließlich auf den Weg gebracht. Die Mückenhainer selbst trauern ihrer Schule offenbar nicht nach. „Wir sind auch der Meinung, dass sie abkömmlich ist“, sagt Ortsvorsteher Hartmut Leppin.

Dabei ist der Abriss eines Schulgebäudes häufig mit Emotionen verbunden. Planer Michael Meißner blickt zuversichtlich in die Zukunft. Vielleicht nutzt ja die Kita bald die Streuobstwiese. Die Früchte dort sind für alle da.