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Studie über Stasi-Kinder startet

Welche Auswirkungen hatte die Arbeit von hauptamtlichen Stasi-Mitarbeitern auf deren Nachwuchs? Für eine Studie suchen Forscher aus Greifswald und Stralsund Betroffene.

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© dpa

Greifswald. Die gesundheitlichen und psychischen Auswirkungen der Arbeit hauptamtlicher Stasi-Mitarbeiter auf deren Kinder werden jetzt in einem Forschungsprojekt untersucht. Im Jahr 1989 arbeiteten etwa 90 000 Hauptamtliche für das Ministerium für Staatssicherheit. Entsprechend viele Kinder seien in den gut 40 Jahren des Bestehens der DDR in diesen Familien aufgewachsen, teilte der Professor für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Greifswald, Harald J. Freyberger, am Montag mit.

Die Wissenschaftler aus Greifswald, dem Helios-Klinikum Stralsund und der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen suchen nun Kinder, die in diesen Familien aufwuchsen. Inwieweit das Aufwachsen unter den Augen der Stasi und die Rolle der Eltern sich auf die Gesundheit und den weiteren Lebensweg der Kinder auswirkten, sei bislang kaum untersucht.

Der Umgang der Kinder mit der geheimdienstlichen Tätigkeit ihrer Eltern war sehr unterschiedlich: Einige von ihnen hätten noch während der laufenden Tätigkeit von der Arbeit ihrer Eltern erfahren, andere erst nach dem Ende der DDR. Manche hätten sich selbst zur Tätigkeit für das MfS verpflichtet, andere hingegen seien mehr oder weniger offen in Widerstand gegen den Staat und die Position der Eltern getreten.

„In jedem Fall wurde von Mitarbeitern des MfS auch im Privaten geheimdienstliche Kontrolle und Beeinflussung erwartet, die in unterschiedlicher Form und Ausmaß stattfand, und ihre Kinder in besonderer Weise aus nächster Nähe betraf“, hieß es.

In jüngerer Zeit - so die Wissenschaftler weiter - fänden sich zunehmend Kinder von Stasi-Hauptamtlichen in Gruppen zusammen, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Einige gingen sogar mit ihren Geschichten an die Öffentlichkeit.

Betroffene, die über ihre Erfahrungen berichten möchten, können sich beim Klinikum Stralsund melden. Sie erwartet ein ein- bis zweistündiges Interview und ein Fragebogen. Die Aussagen unterliegen der Schweigepflicht. (dpa)