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Sturm bringt meterhohe Mauer zum Einsturz

Stundenlang bargen Feuerwehrleute die Reste der Ziegelwand auf dem Gelände von „Donaths Neuer Welt“. Menschen wurden nicht verletzt.

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Von Tobias Wolf

Schock vor dem Wochenende: Für die Arbeiter auf der Baustelle des neuen Einkaufszentrums an der Österreicher Straße hielt der Freitag, der 13. nichts Gutes bereit. Ein gewaltiger Sturm, der in der Nacht zuvor durch den Dresdner Osten tobte, brachte die frisch gemauerte Außenwand des Erdgeschosses zum Einsturz.

Die knapp sieben Meter lange und viereinhalb Meter hohe Ziegelmauer war gegen 21 Uhr zusammengebrochen. Trümmer stürzten auf den Fußweg im Haltestellenbereich und auf die Straßenbahngleise. Mit Blaulicht rasten ein Löschzug der Striesener Feuerwehr sowie zwei Wagen aus Löbtau und der Neustadt heran, um die Gefahrenstelle auf dem Areal des früheren Ausflugslokals „Donaths Neue Welt“ zunächst abzusichern.

Trümmer stoppen Straßenbahn

Der Straßenbahnverkehr kam völlig zum Erliegen, die Züge konnten von der Innenstadt nur noch bis zur Haltestelle am Tolkewitzer Urnenhain fahren. „Wir mussten den Betrieb komplett einstellen“, sagt Falk Lösch, Sprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB). „Ersatzbusse brachten unsere Fahrgäste dann bis nach Laubegast und weiter nach Leuben und Niedersedlitz.“ Bis etwa 23 Uhr habe die Reinigung der Schienen mit einem Spezialfahrzeug der DVB gedauert, nachdem die Feuerwehrleute die Ziegeltrümmer von der Straße und dem Fußweg geborgen hatten. Menschen waren bei dem Einsturz nicht zu Schaden gekommen. Die gefährdeten Reste der Außenmauer stützten die Einsatzkräfte mit Stahlstangen und Holzbohlen ab, um sie vor dem Sturm zu schützen.

„Ob Schäden an den Schienen entstanden sind, müssen wir noch prüfen“, sagt DVB-Sprecher Lösch. „Die in Laubegast eingesetzten Straßenbahnen haben nichts davongetragen.“ Auch in den Stadtteilen Leuben, Tolkewitz und Seidnitz wütete der Sturm und trieb eine Wand aus Regenwasser vor sich her. In der Förstereistraße in der Neustadt stürzten Dachschindeln eines Hauses auf den Gehweg, wie Holger Hillig, Lagedienstführer der Dresdner Feuerwehr, am Freitag mitteilte. In anderen Stadtteilen richtete der Sturm offenbar keine Schäden an. Wetterbedingte Verkehrsunfälle habe es ebenfalls nicht gegeben, sagt Polizeisprecher Marko Laske.

Mit den Aufräumarbeiten begann der Freitagmorgen für die Bauarbeiter auf dem Gelände vor dem Lidl-Supermarkt. „Ursprünglich wollten wir heute die Verbindungselemente zwischen den Ziegelmauern betonieren“, sagt Christian Kreiser, der als einer der ersten am Freitagmorgen auf die Baustelle kam. „Aber der Sturm hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Die verbliebenen Wände haben die Bauarbeiter inzwischen mit Betonelementen gesichert.

Zeitplan nicht in Gefahr

Der Zeitplan für die Fertigstellung des neuen Einkaufszentrums sei durch den Einsturz der Mauer nicht gefährdet, wie der Bauherr versichert. Innerhalb eines Tages könne die Mauer wieder errichtet werden. „Den Rohbau werden wir wie geplant bis Ende März fertigstellen, wenn das Wetter mitspielt“, sagt Projektleiter Jörg Ziegler von der Firma Saller Gewerbebau aus Weimar. Dafür werde nun noch der zweite Teil der Bodenplatte gegossen, bevor die Arbeiter das Erdgeschoss und später die oberen Etagen betonieren können.

Mitte des Jahres soll das Geschäftshaus eröffnet werden. Dort ziehen verschiedene kleinere Geschäfte ein, darunter ein Laden der Drogeriemarkt-Kette dm, eine Filiale des Bekleidungshändlers Ernstings Family sowie ein Bio-Markt und eine Bäckerei. Bereits 2007 hatte das Weimarer Unternehmen das Areal mit der Ruine des ehemaligen Tanzlokals erworben. 2004 war das gut erhaltene Fachwerkgebäude einem Brandstifter zum Opfer gefallen. Ursprünglich sollte das Geschäftshaus schon längst stehen, doch Probleme mit der Baugenehmigung verzögerten das.